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Faszination Menschenfresser

Faszination Menschenfresser

Titel: Faszination Menschenfresser
Autoren: Mario Ludwig
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Horn gab dem weißen Tiger, den er selbst großgezogen hatte, keine Schuld an der Attacke. Im Gegenteil, er glaubt sogar – so zumindest die offizielle Verlautbarung – , die Raubkatze habe ihm das Leben gerettet, als er auf der Bühne, möglicherweise durch einen Schlaganfall, die Balance verloren habe. Der Tiger sei nämlich lediglich seinem Beschützerinstinkt gefolgt, habe ihn am Nacken gepackt und in Sicherheit gebracht. Damit habe sich die gestreifte Raubkatze ähnlich verhalten wie eine Tigermutter, die ihr Junges aus einer brenzligen Situation befreit.
    Der Heile-Welt-Version von der Rettung wurde damals wie heute von ehemaligen Angestellten des Magierduos energisch widersprochen. So berichtete ein Tiertrainer, der für die Abrichtung der rund 40 Raubkatzen für die Bühnenshow verantwortlich war, dass die Tiger nahezu wöchentlich einen der Trainer angegriffen hätten und auch Horns Arme, Beine und Rücken ganz massiv von Klauen und Zähnen der Raubkatzen gezeichnet seien.
    Anderen Exoten geht es in den USA übrigens längst nicht so gut wie den gehätschelten Raubkatzen des Magierduos. Dort werden auch schon mal große Raubtiere in Zweizimmerwohnungen gehalten. Tierschützer schätzen, dass in den USA mehr als 15 000 Raubkatzen als Haustiere (!) gehalten werden. Was die Anschaffung angeht, so ist das noch nicht mal ein sonderlich teures Vergnügen. Für ein Tigerbaby, das man im Land der unbegrenzten Möglichkeiten übrigens via Internet bestellen kann, muss man gerade mal 300 Dollar auf den Tisch legen – deutlich weniger als für den Welpen eines Rassehundes. Entdeckt werden die in den allermeisten Fällen erbärmlich untergebrachten Exoten meist erst, wenn es zu einem Unglück kommt. So wurde vor einigen Jahren z. B. ein New Yorker von einem Tiger gebissen, den er gemeinsam mit einem Krokodil in seinem Apartment im Stadtteil Harlem hielt.
    Auch in Deutschland ist es in der Vergangenheit sowohl bei Zirkusveranstaltungen als auch in Zoos immer wieder zu gefährlichen oder gar tödlichen Zwischenfällen mit Tigern gekommen. So fand 2009 eine Luxus-Dinner-Veranstaltung in einer Hamburger Reithalle, in deren Rahmen den Gästen auch eine Tigerdressur geboten wurde, ein überaus blutiges Ende, als der Dompteur stolperte und auf den Rücken fiel. Daraufhin griffen ihn sofort drei der fünf noch relativ jungen Tiger an und fügten ihm so schwere Verletzungen zu, dass er später nur dank umgehender ärztlicher Behandlung im Universitätsklinikum Eppendorf mit dem Leben davonkam. Zwei Besucher, die den blutigen Zwischenfall aus nächster Nähe erlebt hatten, erlitten einen derart schweren Schock, dass sie ebenfalls ärztlicher Hilfe bedurften.
    Die Veranstalter des Spektakels versuchten in einer Stellungnahme, die Geschehnisse zu bagatellisieren. Die drei Tiger hätten in einer spontanen Reaktion, wie es eben »ihrer Natur entspräche«, begonnen, mit dem gestürzten Dompteur zu »spielen«. Die im Vergleich zum dicken Fell eines Tigers dünne menschliche Haut sei diesem Spiel aber leider nicht gewachsen gewesen. Eine Einschätzung, die Dieter Farell, ein Dompteur mit 57 Jahren Raubtiererfahrung, nicht teilt: »Tiger sehen ihren Dompteur als ranghöchstes Tier an. Die Tiger versuchen aber ständig, in der Rangordnung aufzusteigen. Er stürzte – das Schlimmste, was passieren kann. Er hatte nicht mehr die Kontrolle. Die Tiger nutzten ihre Chance.«
    Der vorerst letzte bekannte Zwischenfall dieser Art ereignete sich im Februar 2010, als sich ein Tiger bei einer Zirkusvorstellung in Solingen auf seinen Dompteur stürzte und diesen schwer verletzte. Nach Aussagen von Zuschauern sprang das riesige Tigermännchen Laxmi den Dompteur wie aus heiterem Himmel an. Die Gründe für die Attacke sind bis heute völlig unklar. Behördlicherseits wurde die Tigerattacke auf den Dompteur übrigens als »Arbeitsunfall« eingestuft.

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    Obwohl die Löwenpopulation in Afrika in den letzten Jahrzehnten durch eine erbarmungslose Jagd drastisch reduziert wurde, gibt es auf dem Schwarzen Kontinent immer noch genügend Löwen, die mit schöner Regelmäßigkeit Menschen verspeisen. Allein in Tansania werden jährlich angeblich mehr als 100 Menschen von Löwen getötet und gefressen. Die Gründe für die Menschenfresserei können nach Ansicht von Wissenschaftlern sehr unterschiedlich sein: So fand man bei der Obduktion einiger
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