Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Faszination Menschenfresser

Faszination Menschenfresser

Titel: Faszination Menschenfresser
Autoren: Mario Ludwig
Vom Netzwerk:
Man-eater völlig vereiterte Zähne, mit denen die Tiere wohl kaum noch richtig hatten zubeißen können. Nach Meinung von Experten hatten die Löwen die Jagd auf Zebras und Antilopen deshalb aufgegeben, weil die Schmerzen beim Kauen des festen Fells und zähen Fleisches dieser Tiere wohl einfach zu groß waren. Menschen dagegen waren für sie vermutlich nicht nur leichter zu erbeuten, sondern ihr Verzehr war auch mit viel weniger Schmerzen verbunden.
    Andere Löwen, die zu Menschenfressern mutierten, waren wahrscheinlich durch Alter, Schusswunden oder andere Verletzungen so stark behindert, dass die körperliche Fitness nicht mehr ausreichte, um eine Antilope zu verfolgen, und sie so gezwungen waren, auf die langsame und vor allem ziemlich wehrlose Beute Mensch auszuweichen. So notierte der Schweizer Zoologe und exzellente Ostafrikakenner Charles Guggisberg in seinem 1961 erschienenen Buch Simba: the Life of the Lion : »Bei einem Zusammentreffen mit dem König der Tiere ist ein unbewaffneter Mensch eine der hilflosesten Kreaturen überhaupt. Menschen können nicht so schnell rennen wie ein Zebra, ein Mensch hat auch nicht die Hörner einer Säbelantilope oder die Hauer eines Warzenschweins, und er kann auch keine schrecklichen Tritte austeilen wie eine Giraffe« . In anderen Worten: Menschen sind für die nach dem Tiger zweitgrößte Raubkatze eine leichte Beute.
    Gerade in der jüngeren Vergangenheit mutierten Löwen aber auch immer öfter zu Menschenfressern, weil sie in ihren durch ständige Wilderei sehr in Mitleidenschaft gezogenen Revieren einfach nicht mehr auf eine ausreichende Anzahl ihrer angestammten Beutetiere treffen. Einige der menschenfressenden Katzen haben offensichtlich aber auch einfach nur eine gewisse Vorliebe für Menschenfleisch entwickelt.
    Auf die Liste der berühmtesten Menschenfresser haben es fast ausschließlich männliche Löwen gebracht. Allerdings fallen, zumindest nach Meinung des Löwenexperten Craig Parker von der University of Minnesota, deutlich mehr Menschen weiblichen Löwen zum Opfer als ihren männlichen Kollegen. Parker glaubt jedoch, dass Löwinnen nur unter bestimmten Umständen auf Menschenfleisch zurückgreifen, später aber wieder zu ihrer normalen tierischen Nahrung zurückkehren, während männliche Löwen oft zum Wiederholungstäter werden. Eine ausgewachsene Katastrophe jedoch sei es, so der amerikanische Wissenschaftler, wenn sich einmal ein ganzes Löwenrudel an den Genuss von Menschenfleisch gewöhnt habe.
    Die meisten Menschenfresser bleiben namenlos. Ist ein Menschenjäger jedoch besonders erfolgreich, bekommt er in Afrika oft einen fantasievollen Kriegsnamen verliehen, der etwas von einem Ehrentitel hat. So wurde zum Beispiel einem bei der Menschenjagd besonders raffiniert vorgehenden Löwen, der in Sambia 43 Menschen getötet hatte, fast zwangsläufig der Name »Namvelieza« = der Gerissene verliehen. »Msoro Monty« dagegen wurde etwas weniger einfallsreich nach der Msoro-Mission im Osten Sambias benannt, dem Ort, wo ein anderer Löwe, dem ebenfalls viele Menschen zum Opfer gefallen waren, seine Karriere als Menschenfresser startete. Ein weiterer berühmter Menschenfresser, der im südlichen Tansania sein Unwesen trieb, bekam dagegen von der Bevölkerung den für einen Menschenfresser etwas gewöhnungsbedürftigen Namen »Simba Karatasi« = Papierlöwe verliehen, weil er offensichtlich ähnlich wie ein Stück Papier in einem kräftigen Lüftchen scheinbar völlig wahllos seine Opfer auszusuchen schien.
    Unverwechselbar dank eines nahezu weißen Fells war ein Menschenfresser, der als Weißer Löwe oder auch »Chiengi Charlie« 1909 im damaligen Rhodesien für Angst und Schrecken sorgte und dem Vernehmen nach oft gemeinsam mit zwei weiteren Männchen auf Menschenjagd ging. Charlie und seine Kollegen verzehrten insgesamt 90 Menschen – einschließlich des Gehilfen eines Großwildjägers, der von der völlig verängstigten Bevölkerung herbeigerufen worden war, um den Distrikt ein für alle Mal von Charlie zu erlösen. Aber der renitente Löwe entkam immer wieder seinen Verfolgern, sodass ihm relativ bald von den Einheimischen Zauberkräfte nachgesagt wurden. Aber irgendwann verlässt auch einen mit magischen Kräften ausgestatteten Löwen das Glück. In Charlies Fall war es eine Selbstschussanlage, die das Leben des Weißen Löwen beendete.
    Noch mehr Menschen sollen 1898 zwei riesige Löwen, die später als die »Menschenfresser von Tsavo« in die Geschichte
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher