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Fantasy. Aber ohne doofe Elfen

Fantasy. Aber ohne doofe Elfen

Titel: Fantasy. Aber ohne doofe Elfen
Autoren: Uwe Post
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amputierten Horns für
seine Zwecke. Kein Weib war vor seinen Zudringlichkeiten sicher –
nicht einmal Mirindia, die immerhin seit vier Tagen mausetot war. Mit
solchen Verlusten musste eine Gruppe Abenteurer rechnen, wenn sie
Schwarzen Einhörnern an ihr bestes Stück wollte.
    Vor dem Zelt beobachtete Garmuffs Lehrling Paff
einen grünen Tausendfüßler, der den Abfall der Reisenden nach
Nahrung oder einem Fortpflanzungspartner mit der richtigen Beinzahl
durchsuchte. Im Geiste ging Paff die Beschwörungsformel für
mehrgliedrige Kleinsttiere durch, aber ihm fiel nicht mehr ein, was
nach pafka dada wurmgut kam.
Plötzlich bemerkte Paff, dass
es im Zelt still geworden war. Außerdem hatte er das Gefühl, als
würde jemand hinter ihm stehen.
    Er fuhr herum.
    Es war Mirindia, die Heilerin, und sie war
offenbar gerade dabei, ihr Nachthemd anzuziehen – allerdings hatte
sie gewisse Schwierigkeiten mit dem dünnen, schwarzen Kleid, das
sich in ihrem silbernen Haarreifen verfangen hatte.
    Sie sah überaus ansprechend aus, wenn man das
ungesunde Loch knapp oberhalb ihres Bauchnabels ignorierte. Ansonsten
stimmte alles: Lange, weiße Haare, leuchtend grüne Augen, kleine
Brüs ... Paff schluckte trocken. Er hatte nie zu hoffen gewagt, ein
solch begehrenswertes Wesen einmal ungestraft unbekleidet betrachten
zu dürfen. Denn Hoffnung hieß, die Realität auf dem falschen Fuß
erwischen zu wollen.
    Mirindia sortierte ihr widerspenstiges
Kleidungsstück und lächelte höflich. »Habe ich dich erschreckt,
uks?«
    Aufgrund ihres Lochs im Bauch quälte die Heilerin
ein endloser Schluckauf. Berücksichtigte man die Tatsache, dass es
sich um eine absolut tödliche Verletzung handelte, die ihr das
Schwarze Einhorn beigebracht hatte, war das ein Symptom, mit dem sie
recht gut leben ... tot sein konnte. Paff besann sich und hörte auf,
die nackte Heilerin zu begaffen. Er sah wieder zu Boden.
    Der Tausendfüßler verwechselte gerade die auf
dem Boden stehende Teetasse mit einem anregenden Kräuterbad.
    Klirr!
    Ein schwarzer, gespaltener Huf sprengte die Tasse
in Scherben und verdarb dem Tausendfüßler sein erfrischendes Bad.
Paffs Blick wanderte muskulöse, glänzende Schenkel hinauf und
stellte sich dann auf die Spitze eines dunkelroten Horns scharf. Der
Zauberlehrling erstarrte.
    »Wo ist dein Meister?«, fragte das Letzte
Schwarze Einhorn.
    Paff machte den Mund auf, aber heraus kam nur eine
Wolke schlechten Atems. Dann erst fand er seine Sprache wieder:
»Aber, aber ... ich dachte, das Letzte Schwarze Einhorn ist seit ein
paar Tagen tot?«
    Gemächlich schwankte das Horn hin und her. »Das
ist ein verbreiteter, recht ärgerlicher Übersetzungsfehler. Die
korrekte Bezeichnung unserer Rasse lautet in eurer Sprache: Listige Schwarze Einhörner«, brummte die tiefe Stimme, mit der das Einhorn
jede Jungfrau in Hörweite angelockt hätte. Das war genau der Grund
dafür, dass unschuldige Mädchen die miederländischen Wälder nach
Möglichkeit mieden.
    »Das erklärt einiges«, meldete Mirindia sich zu
Wort, »uks.«
    Das Einhorn schien sie erst jetzt zu bemerken. Es
beäugte sie und überlegte vermutlich, ob es zuerst ihre unangenehme
Verletzung oder ihr unangezogenes Nachthemd ansprechen sollte.
Diese
Sekunde nutzte die Heilerin. Sie packte das dunkelrote Horn und zog.
»Lauf«, schrie sie, während das Einhorn wütend schnaubte und
versuchte, seine Peinigerin abzuschütteln.
Paff sprang auf, griff
nach seinem Rucksack und nahm die Beine in die Hand. Er sah gerade
noch, wie Mirindia versuchte, dem Einhorn mit ihrem Nachthemd die
Augen zu verbinden. Er hörte Schreie, Kreischen und Hufgetrampel
hinter sich, drehte sich aber nicht mehr um.
Verschwitzt und
völlig außer Atem erreichte Paff ein paar nahe Felsen und ließ
sich in eine Nische fallen. Nervös schaute er durch eine schmale
Lücke und sah ... einen Bauchnabel. Er prallte zurück, gleich
darauf sprang Mirindia zu ihm ins Versteck. »Uks!« Die Heilerin
hatte eine ganze Reihe Kratzer abbekommen und ein zweites unschönes
Loch direkt neben dem ersten.
    »K...kannst du dir das hier anziehen?«, fragte
Paff und zog einen braunen Umhang aus seinem Rucksack. »Sonst guck
ich ständig, äh ...«
    »Auf meine Verletzungen? Uks.«
    Mirindia sah an sich hinunter und zwinkerte ihm
dann zu. Paff erkannte, dass er in diesem Moment auf sich allein
gestellt war: Sein Meister war nicht da, um ihn vor Dummheiten zu
bewahren oder mit geistreichen Hinweisen zu versorgen. Genaugenommen
tat er das
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