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Fantasy. Aber ohne doofe Elfen

Fantasy. Aber ohne doofe Elfen

Titel: Fantasy. Aber ohne doofe Elfen
Autoren: Uwe Post
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sowieso nur dann, wenn er zuviel Wein getrunken hatte.
    »Darf ich dich küssen?«, rutschte es Paff
heraus. Er hatte dabei das Gefühl, als hätte er gerade
versehentlich ein Einhorn zum Abendessen eingeladen und wurde rot.
    Die Heilerin schwenkte den Zeigefinger. »Uks.
Dummerchen.«
    Paff ließ die Schultern hängen. »Kannst du
eigentlich auch Dummheit heilen?«, fragte er frustriert.
    »Uks. Diese Gabe verleihen die Götter nicht.«
    »Kein Wunder. Dann hätten sie weniger zu
lachen«, grummelte Paff.
    »Gräm dich nicht, uks«, lachte die Heilerin,
»in Gegenwart einer nackten Frau sind doch alle Männer dumm.«
    Der Zauberlehrling brachte ein gequältes Lächeln
zustande. Während Mirindia endlich den Umhang überzog, beobachtete
er stur die Umgebung. Um das Zelt herum war alles ruhig – keine
Spur vom Einhorn oder Meister Garmuff.
    »Warum passiert sowas immer mir«, murmelte Paff.
    »Schonmal was vom Zufall gehört? Uks?«
    »Ja, und?«
    Die Heilerin zuckte mit den Schultern. »Irgendwann
erwischt er jeden.«
    Das Gespräch versiegte. Paff überlegte, ob die
aktuelle Wetterlage ein paar Sätze wert war. Noch während sich in
seinem Kopf ein komplizierter Satz formte, in dem Begriffe wie
Wolkenfetzen, Sonnenlicht und Mondschatten einander die besten Plätze
streitig machten, unterbrach ihn die Heilerin: »Wie es wohl, uks,
unserem Garmuff ergangen ist?«
    Paff verdrehte die Augen, sah dabei zufällig nach
oben und stieß sich vor Schreck den Kopf am Felsen.
    »Mir geht es hervorragend«, versetzte der
Zauberer, der wie ein Geier über ihren Köpfen schwebte.
»Bekanntlich können Einhörner nicht fliegen. Im Gegensatz zu mir.«
Seine Stimme enthielt eine gehörige Portion Arroganz, eingebildete
Überlegenheit sowie den Geruch halb verdauter aphrodisierender
Kräuter. Der Lehrling fragte sich, wozu sein Meister diese Drogen
brauchte, wo er doch das magische Horn hatte. Paff fiel auf, dass
Garmuff ihm nie erklärt hatte, was es mit den Einhörnern auf sich
hatte. Er war sowieso immer mehr damit beschäftigt, seinen
Leidenschaften zu frönen, als seinen Lehrling zu
unterweisen.
Während Paff stur weiter nach streunenden Letzten
Einhörnern Ausschau hielt, landete der Zauberer mit verschränkten
Armen neben Mirindia und ihm.
    »Da ist ja mein Schätzchen«, gurrte er und
kitzelte Mirindia unter dem Kinn.
    »Uks, hihi«, machte die Heilerin. Offenbar stand
sie immer noch unter dem Einfluss von Garmuffs Liebesmagie.
    »Ist mein Täubchen mit einem anderen
durchgebrannt, hm?«, fragte der Zauberer und brachte es dabei
fertig, wie ein auslaufendes Honigfass zu klingen.
    »Äh, ich ...«, begann Paff mit einer Erklärung.
    »Manchmal«, sagte Garmuff mit erhobenem
Zeigefinger, »muss man Mädchen anbinden, damit sie nicht
weglaufen.« Mit einer komplizierten Bewegung seiner kleinen Finger
erschuf er ein Seil aus dem Nichts.
    »Uks.«
    Paff hatte nicht den Eindruck, aus dieser Lektion
etwas für seine Zukunft gelernt zu haben.
Fröhlich schlang der
Zauberer die Fesseln um die bloßen Handgelenke der Heilerin. Das
Grinsen verging ihm, als das Seil durch Mirindias Arm glitt, als wäre
er aus Marmelade. »Nanu?«
»Uks! Upsi!«
    »Sie löst sich auf«, hauchte Paff.
    Garmuff verzog das Gesicht. »Das war zu
befürchten. Immerhin hat sie seit ein paar Tagen nicht mehr durch
die Gegend zu laufen, sondern gehört in ein gemütliches Grab.
Scheinbar haben die Götter das gerade mitbekommen.«
    Paff schluckte trocken. »Aber ... kannst du denn
nichts tun?«
    Garmuff schüttelte den Kopf. »Nein. Das Horn
lässt sich nur einmal anwenden. Einmal bei jedem Menschen, genau
genommen.«
    »Das Horn? Aber ich dachte ...«
    »Sein Mark verlängert das Leben, wenn man den
Aufguss trinkt. Was dachtest du denn?« Meister Garmuff verzog
traurig das Gesicht. Fassungslos sah Paff zu, wie der Zauberer sich
sein Seil um den eigenen Bauch legte und langsam zuzog. Garmuff war
plötzlich dünner als ein Kleiderständer, sein Umhang schien nur
Luft zu verhüllen. Auch ihn hatte das Einhorn also vor vier Tagen
erwischt, und auch bei ihm ließ die magische Wirkung des Horns
nach.
»Meister ...«, hauchte Paff und streckte die Hand aus.
Sein Meister ergriff sie. Der Händedruck erinnerte Paff an einen
Schwamm, den jemand in einen Eimer mit kalter Luft getunkt hatte.
    »Tja«, sagte Garmuff hohl, »die Götter lassen
sich eben nicht betrügen.« Er sah zu der Heilerin hinüber, deren
Körper mittlerweile die Beschaffenheit einer mit Lumpen
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