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Fantastik AG

Fantastik AG

Titel: Fantastik AG
Autoren: Jan Oldenburg
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nicht
gleich?«
    Er erhöhte das Tempo und nahm Kurs auf den gläsernen Käfig.
    Â»Nicht!«, rief der Student und hob die Arme schützend vors
Gesicht, was für die Zuschauer auf den Tribünen wie großes Theater aussah,
»wir werden …«
    Im letzten Moment wich der Schatten dem Käfig aus, und sie schossen
haarscharf daran vorbei.
    Â»Was?«, fragte der Schatten. »Einen Salto drüber schlagen? Das
ist eine phantastische Idee!«
    Die Stahlkufen kratzten über das Eis, dann kamen sie abrupt zum
Stehen.
    Die Trommeln schwollen wieder an. Die Orgel stieg in dämonische
tonale Tiefen hinab.
    Â»Warte mal«, begann der Student und wurde in rasendem Lauf
fortgerissen.
    Noch fünfundzwanzig Meter bis zum Käfig. Fünfzehn. Fünf. Drei. Zwei.
    Eins.
    Sie sprangen.
    Als sie auf der anderen Seite wieder auf dem Eis aufsetzten, tobte
das Publikum.
    Der Schatten ließ Theodor Kusshände verteilen.
    Â»Hör doch mal zu«, keuchte der Student, dem die Knie zitterten.
»Ihr könnt doch nicht ernsthaft den Weltuntergang …«
    Â»Weißt du, worauf ich jetzt Lust habe?«, unterbrach sein
Schatten. »Noch einen Salto. Aber diesmal rückwärts.«
    Â»Was? Nein!«
    Aber sie hatten schon Anlauf genommen. Zwei Meter vor dem Käfig
vollzogen sie im vollen Lauf eine Hundertachtzig-Grad-Drehung und sprangen ab.
    Oben und unten wurden zu sehr relativen Begriffen, bevor der Student
den dreifachen Salto mit einer bravourösen Landung beendete.
    Die Halle kochte vor Begeisterung.
    Â»Und jetzt das große Finale!«, kündigte der Schatten an.
    Â»Bitte nicht«, stöhnte Theodor schwach.
    Die Orgel ruhte auf einem tiefen Halteton aus.
    Der Kontrolle über seinen Körper beraubt, sah Theodor zu, wie sich
sein rechter Arm mit anmutiger Geste über seinen Kopf hob.
    Â»Das große Pirouettenfinale!«, sagte der Schatten.
    Â»Oh nein«, ächzte der Student.
    Und sie begannen sich zu drehen.
    Erst langsam, dann schneller.
    Und schneller.
    Schneller und schneller und schneller.
    Die Orgel modulierte mit manischen Arpeggios durch den
Quintenzirkel.
    Die Welt wurde ein einziger
farblich verwaschener Schemen.
    In der Halle war das Publikum von den Sitzen aufgesprungen und
spendete stehende Ovationen. Aber davon bekam der Student nichts mehr mit.
    Ihm wurde schwarz vor Augen.
    Plötzliches Licht blendete ihn. Theodor lag auf dem
Rücken.
    Jemand beugte sich über ihn, ein Schatten, der einen Mundschutz
trug.
    Â»Keine Sorge«, sagte der Schatten, »die Operation wird ohne
Komplikationen verlaufen. Ihr neues Herz wird wesentlich leistungsfähiger
sein.«
    Schwärze.
    Ein sonniger Frühlingstag. Der Student folgt einem weiß
leuchtenden Kiesweg, der zu der Tür einer herrschaftlichen Villa führt. Als er
in seine Hosentaschen fasst, fühlt er zufrieden, dass sie voller Goldstücke
sind. Er greift zwei Handvoll heraus und wirft sie hoch in die Luft. Die Münzen
glitzern im Sonnenschein. Eine Weile erfreut sich der Student an diesem
Schauspiel, wirft eine Handvoll Münzen nach der anderen in den blauen Himmel,
ohne dass seine Taschen dabei leerer werden. Dann folgt er dem Kiesweg weiter
zur Tür der Villa. Neben der Tür ist ein goldenes Schild angebracht, auf dem
steht:
    Â 
    THEODOR WELK, HAUPTAKTIONÄR
DER FANTASTIK AG.
    Wohlgelaunt öffnet Theodor die Tür und ruft: »Schatz,
ich bin zu Hause!«
    Er ist mit Königin Hymnia verheiratet, die im Wohnzimmer auf ihn
wartet, eingesperrt in einen großen gläsernen Kasten, und ihn traurig ansieht.
    Das gefällt ihm nicht, seine Frau soll nicht traurig sein, dagegen
muss er etwas unternehmen.
    Wie war noch die Gleichung?
    S – mE = S + F , wobei S für Subjekt, mE für magische Energie und F für Fröhlichkeit steht.
    Schön, schön.
    Theodor reibt sich die Hände.
    Er wirft eine seiner Goldmünzen in den kleinen Münzeinwurf, der an
dem Glaskasten angebracht ist, und zwei negativ magische Stabmagneten werden an
Hymnias Schläfen in Position gebracht. Hauptaktionär Theodor Welk drückt auf
einen Knopf, und die Magneten fangen mit leisem Summen an, der schönen Lichtelfe
überschüssige Magie abzuzapfen.
    Weil es reine Verschwendung wäre, die Energie nicht anderweitig
sinnvoll zu nutzen, wird sie in einen Wunderspiegel an der Wand geleitet, den
Theodor nun einschaltet, um sich ein wenig zu unterhalten.
    Im
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