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Fanny Hill

Fanny Hill

Titel: Fanny Hill
Autoren: John Cleland
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zurückgelassen hatte, nicht unvorbereitet sein konnte.
    Nun erzählte ich ihm auch von meinen Vermögensverhältnissen und bat ihn, dass er das Geld nehme, wie wir doch miteinander stünden. Wenn ich Ihnen von der Delikatesse erzählte, mit der er das rundweg ausschlug, würden Sie vielleicht meinen, dass meine Leidenschaft da übertreibe, und doch tut sie es nicht. Er wollte nichts davon wissen, dass ich ihm mein Vermögen schenke und meinen Vorhalt, dass er doch seine Ehre nicht so beflecken könne, die zu seiner Frau zu machen, die er bislang zu seiner Maitresse gehabt habe, diesen ernsthaften Vorhalt, den ich ihm machte, besiegte seine Liebe, die mächtiger war als alles. Er musste ja auch die Aufrichtigkeit und die schönsten Gefühle für ihn in meinem Herzen lesen. So nahm ich seine Hand an und zu den vielen andern Seligkeiten kam noch die Freude, dass ich seinen schönen Kindern, die Sie gesehen haben, einen legitimen Vater gab.
    Und so kam ich glücklich in den Hafen, wo ich im Schoss der Tugend das wahre Glück genoss. Wenn ich auf den Weg der Ausschweifung, den ich hinter mir habe, zurücksehe und seine Freuden mit meinen jetzigen Wonnen vergleiche, kann ich mich nicht enthalten, die selbst im Geschmacke zu bemitleiden, die in gemeiner Sinnlichkeit versunken ohne Empfindung für den einfachen Reiz der Tugend sind: die Wollust hat keinen größeren Freund und keinen größeren Feind als die Debauche. Mäßigkeit macht den Menschen zum Herren über die Freuden. Unmäßigkeit zu deren Sklaven; die eine ist Quelle der Gesundheit, Munterkeit, Fruchtbarkeit und Heiterkeit und jedes Guten — die andere ist die Quelle von Krankheit, Schwäche, Überdruss und jedes Übels.
    Sie lachen vielleicht über diesen moralischen Schluss, den die Macht der Wahrheit mir abzwingt, ein Resultat vieler Erfahrungen, meiner und anderer. Sie finden die Moral deplaziert und nicht stilvoll, glauben vielleicht, sie sei nichts als der Kunstkniff eines Frauenzimmers, die mit einigen, dem Altar der Tugend entwendeten Schleierfetzen das Zeichen ihrer Verkommenheit verhüllen will, — wie einer meinte, maskiert zu sein, der nur statt der Schuhe Pantoffel anzieht, oder ein Pamphletist, der sein schlimmes Libell damit schützen wollte, dass er es mit einem Gebet für den König schließt. Aber ich weiß: Sie haben eine bessere Meinung von meiner Aufrichtigkeit, und so will ich Ihnen nur dieses vorstellen: lassen Sie die Wahrheit es wagen, das Laster in seinem blendendsten Lichte zu zeigen und Sie werden sehen, wie unecht und niedrig seine Freuden gegen die der Keuschheit sind, die wohl die Sinnlichkeit nicht würzt, aber selber eine Würze von höchstem Geschmacke ist. Die Rosen auf dem Pfade des Lasters werden faul, die auf dem der Tugend sind unvergänglich.
    Wenn Sie mir also Gerechtigkeit widerfahren lassen wollen, so werden Sie mich sicher für ehrlich halten, bei dem Weihrauch, den ich der Tugend streue; und habe ich das Laster in den lachendsten Farben gemalt, so bloß deshalb, um es als ein um so feierlicheres, würdigeres Opfer der Tugend zu bringen.
    Sie kennen Herrn C*** O***, seine Verhältnisse, seinen Wert, seinen Verstand: könnten Sie sagen, es sei töricht von ihm gewesen, dass er seinen Sohn durch die berühmtesten Schandhäuser Londons führte, damit er da mit aller Ausschweifung vertraut würde und er den Ekel daran lerne? Der Versuch ist gefährlich, werden Sie sagen. Aber er ist es nur bei Dummköpfen, und die verdienen unser Interesse nicht. Ich werde Sie bald sehen. Denken Sie in der Zeit gütig und nachsichtig von Ihrer ergebenen ***

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