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Fanny Hill

Fanny Hill

Titel: Fanny Hill
Autoren: John Cleland
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Fingern Raum, und sobald mich Phöbe darin fühlte, schob und bewegte sie sich so heftig hin und her, dass ich meine Hand ganz feucht zurückzog. Darauf wurde Phöbe merkwürdig ruhig; ein paar Mal noch seufzte sie auf, gab mir noch einen langen Kuss und zog dann die Bettdecke wieder über uns herauf. In dieser Nacht empfand ich zum erstenmal mein Blut.
    Nachdem Phöbe wieder ganz ruhig geworden war — ich war weit davon — forschte sie nach allen Umständen aus, die sie notwendig wissen musste, um meine Herrin richtig zu instruieren. Meine simplen Antworten versprachen ihr allen erwünschten Erfolg. Aus Ermattung schlief ich sofort ein, als ihr Fragen aufhörte, und die Natur, die sich helfen musste, erquickte mich mit einem dieser angenehmen Träume, die uns oft ebenso sehr entzücken wie die Wirklichkeit.
    Des andern Tags erwachte ich früh um zehn Uhr frisch und munter. Phöbe war schon vor mir aufgestanden und fragte mich, wie ich geschlafen hätte und ob ich Appetit zum Frühstück hätte. Dabei vermied sie es sehr sorgfältig, die Verwirrung, in der sie mich sah, wenn ich sie anblickte, durch eine Anspielung auf die Bettszene der vergangenen Nacht zu vermehren. Ich sagte, wenn sie erlaubte, so wollte ich aufstehen und an die Arbeit gehen, die sie mir geben möchte. Sie lächelte. Gleich darauf brachte die Magd den Tee, und ich steckte kaum in den Kleidern, als meine Herrin angewatschelt kam. Ich dachte nicht anders, als dass sie mich wegen meines späten Aufstehens zur Rede stellen oder schelten würde; aber sie verblüffte mich mit Komplimenten über mein gutes Aussehen; sagte, ich wäre eine Schönheit und die vornehmen Herren würden mich sehr bewundern. Ich antwortete darauf, wie ich es konnte, naiv und ungeschickt, was aber den Beiden mehr gefiel, als wenn ich mit geschickten Reden den Beweis von Erziehung und Weltkenntnis gegeben hätte.
Wir frühstückten zusammen, und das Geschirr war kaum abgetragen, als die Magd zwei Bündel Wäsche und Kleider hereinbrachte, um mich aus zu staffieren, wie sie es nannten.
    Man kann sich mein Entzücken vorstellen, als ich den Taffet mit silbernen Blumen darin sah, der zwar schon einmal geputzt worden, aber doch so gut wie neu war. Und dann das Spitzenhäubchen, die dünnen Strümpfe, die gestickten Schuhe! Der ganze Staat war natürlich aus zweiter Hand und eilig hergeschafft worden, da schon ein Kunde für mich im Haus war, vor dem meine Reize Musterung passieren sollten; und der hatte sich nicht nur, wie gewöhnlich, das vorläufige Besehen, sondern auch zugleich die unmittelbar darauf folgende Übergabe meiner Person ausbedungen, falls ich ihm gefallen sollte, wobei er die gute Bemerkung machte: an einem Ort. wo ich wäre, stünde es sehr misslich um eine so zerbrechliche Ware, wie eine Jungfernschaft. Phöbe zog mich also an, — meiner Ungeduld, mich in den Herrlichkeiten zu sehen, lange nicht rasch genug. Ich war zu unverdorben, als dass ich mich endlich vor dem Spiegel nicht kindisch über meine Umänderung gefreut hätte, die in Wahrheit zu meinem Nachteil ausfiel. Denn meine Bauernkleider mussten mir viel besser gestanden haben als der Kram, in dem ich mich nicht zu benehmen wusste. Phöbe versicherte mir noch dazu ein übers andermal, wie entzückend ich aussehe, wobei sie mir zu verstehen gab, wie viel ich davon auch ihrem Ankleiden verdanke, und ich war selig über mich; über Phöbe und über Madame, die es so gut mit mir meine. Denn dass das nur eine Decke für ein Schlachtopfer wäre, kam mir natürlich nicht in den Sinn. Den alten Plunder, wie ich es nannte, bekam Madame, die ihn mir mit meiner kleinen Barschaft aufheben wollte.
    Ich wurde nun hinunter ins Wohnzimmer gerufen, wo mir die Alte sagte, die Kleider stünden mir so gut, als ob ich in meinem ganzen Leben keine andern getragen hätte — was konnte man mir nicht alles sagen, das ich nicht geglaubt hätte! Madame stellte mich hierauf einem Verwandten vor. Einem ältlichen Herrn, der gleich auf mich zukam als ich eintrat und mich begrüßte, nachdem ich vor ihm geknickst hatte. Er tat ein bisschen beleidigt, dass ich ihm nur die Wange zum Kuss gereicht hatte, ein Versehen, das er sofort damit gut zu machen suchte, dass er seine Lippen mit einer Heftigkeit auf die meinen drückte, wofür ich ihm zu danken wenig geneigt war, nach dem Eindruck, den seine Figur auf mich gemacht hatte, die nicht widerlicher und scheußlicher sein konnte. Er war eher über als unter Sechzig, kurz und schlecht
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