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Familienpakt: Kriminalroman (German Edition)

Familienpakt: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Familienpakt: Kriminalroman (German Edition)
Autoren: Jan Beinßen
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Stelle. »Dein Vater ist nun mal ein unverbesserlicher Romantiker: Er will mit mir und seinem T1 quer durch Europa touren. Ganz im Stil der 60er-Jahre.«
    »Der Motor läuft nicht rund«, bremste Konrad die Vorfreude. »Und die Verlegung des Kabelbaums ist komplizierter als erwartet.«
    Das Klingeln des Telefons unterbrach das lebhafte Familiengespräch.
    »Für dich«, sagte Doris kurz angebunden und reichte den Hörer an ihren Mann weiter. Der konnte von ihrem Gesicht ablesen, dass es sich um einen Anruf aus dem Kommissariat handelte und es mit der Feierabendruhe vorbei war.
    »Herr Polizeioberrat?«, meldete sich eine Mitarbeiterin. »Unser Amokläufer hat sein Schweigen gebrochen. Er möchte ein Geständnis ablegen. Kommissarin Stahl meinte, wir sollten Sie hinzuziehen.«

4

    Das Präsidium am Jakobsplatz stellte einen umfangreichen Gebäudekomplex dar, der sich, nahezu quadratisch im Aufbau, um einen Innenhof für den Fahrzeugpark der mittelfränkischen Polizeizentrale schloss. Der breiten Öffentlichkeit blieben die meisten Räumlichkeiten des Präsidiums verborgen, so auch der Verhörraum, in dem man Amokläufer Hartmut Wollschläger an Beinen und Händen fixiert an einen Tisch gesetzt hatte, auf dem lediglich zwei Mikrofone standen.
    Als Konrad Keller etwa 20 Minuten nach dem Anruf ankam, musste er feststellen, dass das Verhör bereits begonnen hatte. Durch eine Panoramascheibe, die von der anderen Seite verspiegelt war, beobachtete er, wie ein Kollege auf den in sich zusammengesunkenen Tatverdächtigen einredete.
    Bei dem Kollegen handelte es sich nicht um irgendeinen Kollegen, sondern um Hauptkommissar Winfried Schnelleisen. Schnelleisen galt als Kellers designierter Nachfolger für das Amt des Kripochefs, und er konnte es ganz offensichtlich nicht abwarten, diese Aufgabe auszufüllen.
    »Wie lange spricht er schon mit dem Verdächtigen?«, fragte Keller und wandte sich dabei einer jungen Frau mit sportlicher Figur, rotblondem Kurzhaarschnitt und Sommersprossen in ihrem zierlichen Gesicht zu.
    Die Angesprochene, Kommissarin Jasmin Stahl, sah ihn etwas verlegen an: » Er ließ sich nicht davon abhalten. Ich hatte ihm geraten, auf Sie zu warten.«
    »Aber er hält nicht viel von Ratschlägen. Ich weiß. Danke, dass Sie es trotzdem versucht haben.« Keller beendete das Kreuzverhör seines Nachfolgers, indem er die Tür zum Verhörzimmer öffnete und mit ausladenden Schritten auf Hartmut Wollschläger zuging. Ohne Schnelleisen auch nur eines Blickes zu würdigen, sagte er: »Mein Name ist Keller, Polizeioberrat und Leiter des Kommissariats K11, gemeinhin bekannt als Mordkommission. Aber wir haben uns ja bereits kennengelernt.«
    Während Schnelleisen, ein Zweimetermann mit humorlosem, grobporigem Gesicht und schmutzblondem Haar, wutschnaubend den Raum verließ, hob Wollschläger nur zögerlich seinen Kopf. Er musterte Keller und hatte offensichtlich Mühe, in ihm den Mann wiederzuerkennen, der ihn vor gar nicht langer Zeit zur Strecke gebracht hatte. »Ja«, sagte er leise. »Ich erinnere mich an Sie.«
    »Das ist zumindest ein Anfang«, meinte Keller, zog sich einen Stuhl heran und setzte sich Wollschläger gegenüber. »Wie ich erfahren habe, wollen Sie ein Geständnis ablegen. Meine Kollegen haben Sie sicherlich darauf hingewiesen, dass Sie ohne die Anwesenheit eines Anwalts nichts zu Protokoll geben müssen.«
    Das sei ihm bewusst, antwortete der unscheinbare Delinquent. Anschließend begann er mit leiser und tonloser, beinahe einschläfernder Stimme zu berichten. Er nannte, ohne dass ihn Keller explizit dazu aufforderte, sein Geburtsdatum, die Adresse und auch die seines Arbeitgebers. Er legte seinen Lebenslauf dar, an dem nichts ungewöhnlich erschien. Er berichtete von seiner Frau, mit der er seit 1989 verheiratet war und mit der er sich jahrelang ein Kind gewünscht hatte. Als sich der Wunsch nicht erfüllen wollte, zog das Ehepaar Wollschläger ärztliche Hilfe zurate und entschied sich schließlich für eine künstliche Befruchtung. Doch auch hier gab es Rückschläge, bis beide kaum noch eine Hoffnung in sich trugen. Als sie ihren Traum vom kleinen Familienglück beinahe schon beerdigt hatten, wurde Frau Wollschläger schwanger. Im Februar 2001 brachte sie ein gesundes Mädchen zu Welt: Isabelle.
    »Sie war unser Sonnenschein«, sagte Wollschläger, während sich in seinen Augenwinkeln Tränen bildeten.
    »War? Ist Ihrer Tochter etwas zugestoßen?«, hakte Keller ein.
    Wollschläger versuchte trotz
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