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Familienpakt: Kriminalroman (German Edition)

Familienpakt: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Familienpakt: Kriminalroman (German Edition)
Autoren: Jan Beinßen
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Krankenschwester«, beeilte sich die Kommissarin zu erklären. »Sie ist ihren Verletzungen erlegen.«
    »Tot?«, fragte Keller, obwohl er genau verstanden hatte.
    Jasmin Stahl nickte mit unglücklichem Gesichtsausdruck.
    Damit war Hartmut Wollschläger vom Tatverdächtigen der schweren Körperverletzung zum vorsätzlichen Mörder aufgestiegen, dachte Keller. Eine unrühmliche Karriere. Es sah schlecht aus für den Mann.

5

    Im dichten Gedränge der Menschen, die dazu neigten, Trauben zu bilden und die engen Gässchen des Christkindlesmarktes zu verstopfen, erkannte er sie zunächst nicht wieder. Selbst als sie nach ihm rief und mit hoch gehaltenen Armen auf sich aufmerksam machte, konnte Jochen Keller keinen Zusammenhang herstellen zwischen dem Dessous-Mädchen aus der Shoppingmeile und der jungen Frau, deren Körper eingehüllt war von einem dicken Wintermantel, einem meterlangen Wollschal und einer Mütze, an der fransige Bommel hingen.
    »Huhu! Hier bin ich! Am Glühweinstand!«, rief Denise ihm zu.
    Jochen hatte die Gelegenheit beim Schopf ergriffen, als Denise ihn in der Redaktion angerufen und ein Belegexemplar mit ihrem Foto erbeten hatte, um sich mit ihr zu verabreden. Ein oder zwei Tassen Glühwein auf dem Christkindlesmarkt waren ihm als idealer Anfang für eine neue Bekanntschaft erschienen. Nun aber, dem erbarmungslosen Drängen der Bustouristen ausgesetzt, bewertete er seinen eigenen Vorschlag weniger positiv. Im Gegensatz zu ihm, dem bereits zwei Kinderwagen über die Schuhe gerollt waren und dessen Ärmel die Spuren eines Bratwurstwecklas mit zu viel Senf aufwiesen, schien sich Denise in dem Getümmel aber durchaus wohlzufühlen.
    »Komm rüber!«, spornte sie ihn an. »Noch zwei Meter, dann hast du es geschafft.«
    Kaum hatte Jochen den Glühweinstand am Fuße der festlich illuminierten Frauenkirche erreicht, schlang seine Verabredung ihre Arme um seinen Hals, zog ihn bis auf Kopfhöhe zu sich herunter und drückte ihm einen Kuss auf die Wange. Jochen, etwas überrascht angesichts der offenherzigen Begrüßung, sah sie forschend an.
    »Ups, bin ich dir zu stürmisch?«, deutete Denise seinen fragenden Gesichtsausdruck. »Weißt du, ich hatte schon einen Glühwein, um die Wartezeit zu verkürzen. Und es ist ja auch ziemlich kalt heute.« Um den letzten Satz zu unterstreichen, schabte sie mit dem Stiefelabsatz über den fest getretenen Schnee.
    »Passt schon«, lächelte Jochen, »den Rückstand hole ich ganz schnell wieder auf.« Er beugte sich über den Tresen der Holzbude und bestellte einen Heidelbeerglühwein mit Schuss. »Für dich auch noch einen?« Denise nickte.
    Vom Alkohol erwärmt und angeregt, begannen beide ein munteres Gespräch. Denise interessierte sich in erster Linie für Jochens Beruf als Reporter. Während er erzählte, blieb ihm nicht verborgen, wie seine zierliche Begleiterin ihn mit bewundernden Blicken bedachte. Das schmeichelte ihm und tätschelte sein ohnehin verwöhntes Ego.
    »Triffst du in deinem Job auch Prominente?«, wollte Denise wissen.
    »Kommt ganz darauf an, wen man darunter versteht«, gab sich Jochen wählerisch. »Bürgermeister, Abgeordnete und Vorstandschefs kennt man in meiner Branche natürlich recht gut. Die hofieren einen, sie wollen ja alle eine gute Presse.«
    »Ich dachte mehr an Popstars und Schauspieler.« Ihre Augen funkelten neugierig.
    »Ach so. Ja, klar, von denen habe ich auch schon etliche getroffen.«
    »Da ist ja spannend. Wen denn?«
    Jochen wog blitzschnell ab, ob er einige der mehr oder minder prominenten lokalen Kulturgrößen nennen sollte, entschied sich aber für die richtig großen Nummern, die auch für ihn zu den wahren Highlights zählten: »Mit Robby Williams konnte ich ein paar Worte wechseln, als er zu einer Fernsehshow nach Nürnberg kam. Nicole Kidman hat mir nach einer Filmpremiere ein Interview gegeben, kurz bevor sie mit ihrem Privatjet zurück in die Staaten gedüst ist. Ja, und mit David Beckham habe ich nach einem Spiel plaudern können. Netter Kerl, keine Spur arrogant.« Dass dieses Spiel anlässlich der Fußballweltmeisterschaft 2006 stattgefunden hatte und damit schon etliche Jahre zurücklag, verschwieg er geflissentlich. Trotzdem war Denise nachhaltig beeindruckt.
    »Wow!« Sie nahm einen besonders großen Schluck aus ihrem Becher. »Meinst du, du kannst mich zu so einem Event mal mitnehmen?«
    Jochen lachte und schob eine verirrte Haartolle zurück unter sein Stirnband, das er als Wärmeschutz für seine Ohren
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