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Familienpakt: Kriminalroman (German Edition)

Familienpakt: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Familienpakt: Kriminalroman (German Edition)
Autoren: Jan Beinßen
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gegeben hatte. Nur so würde es ihm gelingen, hinter die Fassade des gramgebeugten Familienvaters zu schauen, der mit seiner Tochter sein Ein und Alles verloren hatte. Keller musste herausfinden, wie groß das kriminelle Potenzial seines Gegenübers in Wahrheit war oder ob er ihn als gescheiterten Einmaltäter abhandeln konnte.
    Er setzte gerade zur nächsten Fragerunde an, als es an der Tür klopfte und gleich darauf Jasmin Stahls rötlicher Haarschopf im Türrahmen auftauchte.
    »Entschuldigen Sie die Störung«, sagte sie und wedelte mit einem schnurlosen Telefon, das sie in der linken Hand hielt.
    »Schon wieder Sie? Was gibt es denn so Dringendes?«, fragte Keller verärgert. Er konnte es überhaupt nicht ausstehen, während einer Befragung unterbrochen zu werden. Noch dazu, wenn er sich gerade auf dem richtigen Weg wähnte, dem Verdächtigen seine tiefsten Gedanken zu entlocken.
    »Telefon für Sie«, sagte die junge Kommissarin. »Wichtig.«
    Keller nickte widerwillig, stand auf. Er nahm seiner Kollegin das Telefon ab und überließ ihr seinen Platz im Verhörraum. Erst als er das Zimmer verlassen und die Tür hinter sich geschlossen hatte, führte er den Apparat ans Ohr und meldete sich unwirsch:
    »Ja, Keller am Apparat.«
    Am anderen Ende meldete sich eine ihm wohlvertraute, aber keineswegs willkommene Stimme: »Sie haben mit den Vernehmungen des Amokläufers aus dem Südklinikum begonnen, ohne dass ihm ein Rechtsbeistand zur Seite gestellt wurde?«, klang es streng aus dem Hörer.
    Keller räusperte sich. Er musste seine Antwort in wohlformulierte Worte fassen, denn mit Oberstaatsanwältin Katinka Blohm war nicht gut Kirschen essen: »Ach, Frau Blohm, schön Sie mal wieder zu sprechen!«, gab er sich ungezwungen. »Ja, es ist richtig. Ich unterhalte mich gerade mit Herrn Wollschläger. Es kann ja nur in unserem Sinne sein, möglichst schnell Resultate zu erzielen.«
    »Was in meinem Sinne ist, überlassen Sie bitte mir, Herr Keller. Sie wissen genau: Ich kann Ihr Vorgehen nicht dulden! Wenn Wollschläger jetzt ohne Anwalt befragt wird, fällt uns das später bei der Verhandlung auf die Füße. Das ist ein ganz schlechter Stil.«
    »Aber er bekommt ja seinen Anwalt, das ist doch selbstverständlich. Ich möchte bis dahin nur keine Zeit verstreichen lassen und …«
    »Keine weiteren Befragungen ohne Rechtsbeistand!«, unterbrach ihn die Oberstaatsanwältin resolut. »Haben wir uns verstanden?«
    »Ja«, sagte Keller sehr leise.
    »Wie bitte? Ich konnte Sie nicht hören.«
    »Ja!«, wiederholte er laut und salutierte mit grimmiger Miene. Diese Chefanklägerin hatte wirklich Haare auf den Zähnen, dachte er. Er war froh, mit ihr nur im Dienst und nicht privat verkehren zu müssen.

7

    Im diffusen Licht der Hinterhofgarage nahm sich Uwes lockiger Haarkranz aus wie ein struppiges Beet, verpflanzt auf einen ovalen Kopf mit zwei intelligenten, dunklen Augen, ebenso dunklen Brauen und einem Drei- bis Fünftagebart.
    Uwe durfte sich zu einem der ältesten Freunde Konrad Kellers zählen. Sie beide verband eine Freundschaft, die bis zurück in ihre Schulzeit reichte und von jeher eine stark verbindende Gemeinsamkeit barg: das Basteln und Schrauben an alten Autos! Denn während Uwe und Konrad beruflich völlig andere Wege genommen hatten und Uwe, der promovierte Physiker, in der Entwicklungsabteilung bei Siemens Healthcare in Erlangen ein gutes Einkommen genoss, aber bis heute ledig und kinderlos geblieben war, trafen sich die beiden seit Jahr und Tag regelmäßig, um Fahrzeuge aufzumöbeln und wieder fahrtüchtig zu machen, die eigentlich längst reif für den Schrottplatz waren. Begonnen hatten sie einst, vor unzähligen Jahren, mit einem VW Käfer. Heute hantierten sie an Konrads T1 herum, seinem heiß geliebten Wohnmobil der ersten Tage.
    »Weißt du«, sagte Uwe, als er ölverschmiert unter dem Heckmotor des Oldtimers auftauchte, »bei einem moderneren Auto hätten wir es leichter, die Fehler zu erkennen und zu beheben.« Uwe war einige Zentimeter größer als Konrad und wie er genauso schlank und sportlich geblieben. Das mochte daran liegen, dass er die Strecke zur Arbeit von Nürnberg nach Erlangen bei Wind und Wetter mit dem Fahrrad zurücklegte oder daran, dass er regelmäßig ausdauernd schwimmen ging oder an beidem. Nun bewegte er seinen drahtigen Körper zu seinem Aktenkoffer von den Dimensionen eines Pilotenkoffers und entnahm ihm ein tastaturloses Pad. »Das ist der neueste Schrei in der Kfz-Branche«,
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