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Familie Zombie

Familie Zombie

Titel: Familie Zombie
Autoren: Jason Dark
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zehn oder elf Jahre. Er trug einen braunen Mantel, der bis zum Hals zugeknöpft war.
    Das war nur zweitrangig. Das kleine und runde Gesicht zog Devil in seinen Bann. Die Haut war so glatt. Nichts Unnatürliches für einen Jungen in seinem Alter. Aber sie machte auf Devil keinen normalen Eindruck, weil sie ihm einfach zu glatt vorkam. So konnte er sie nur mit Porzellan vergleichen.
    So glatt, faltenlos und auch unnatürlich!
    Braunes Haar. Runde Augen wie zwei Kugeln. Leere Pupillen. Zwei leicht abstehende Ohren. Eine kleine Nase und darunter ein kleiner Mund. So wie er sahen auch Puppen aus.
    Der Großvater und der Enkel. Normalerweise eine Familien-Idylle. Die aber wurde brutal zerrissen, denn beide Personen sahen mehr als unnatürlich aus. Als wären sie keine Menschen mehr und nur noch künstliche Geschöpfe.
    Der Junge tat nichts. Er hielt seine Arme vor der Brust verschränkt und starrte Devil nur an.
    Der Schmerz tobte nach wie vor in Wellen durch den linken Arm des Grabräubers. Sein Zorn auf Chicago war verraucht. Er musste jetzt an sich selbst denken, und zum ersten Mal kam ihm der Gedanke an Flucht. Hier war schon jetzt etwas passiert, das über sein Vorstellungsvermögen hinausging. Wieso hatte sich Chicago von einem Jungen in diesem kindlichen Alter übertölpeln lassen?
    Devil selbst fand keine Antwort. Er sah allerdings, dass der Junge reagierte, denn der drehte seinen Kopf plötzlich nach rechts. Das hatte etwas zu bedeuten.
    Um in die gleiche Richtung schauen zu können, musste Devil den Kopf nach links drehen.
    Schon während der Bewegung sah er, dass sich etwas tat. Dort wo das Gelände wieder etwas steiler abfiel und sich dem Rand des Friedhofs näherte, erschien eine Gestalt.
    Beim ersten Hinschauen glaubte der Grabräuber, er müsste verrückt werden. Da kam jemand hoch, der aussah, als wäre er soeben aus einem Theaterstück entsprungen und hätte fluchtartig die Bühne verlassen.
    Beim zweiten Hinsehen erkannte Devil, dass er es mit einer Frau zu tun hatte. Von deren Gesicht war nicht viel zu sehen, weil es von einem Lampenschirm ähnlichen Hut und Schleier fast verdeckt wurde, der zwischen der Unterlippe und dem Kinn der Frau endete.
    Sie war nicht mit einem Mantel bekleidet, sondern mit einem Kostüm. Zur braunroten Jacke gehörte ein langer schwingender Rock, der in Höhe der Waden endete.
    Die Frau stieg höher, kam näher und schaute Devil durch ihren Schleier hinweg an.
    So genau konnte er das Gesicht nicht erkennen, aber Form und Ausdruck machten auf ihn den Eindruck, dass diese Frau durchaus mit dem Jungen und dem Enkel verwandt sein konnte.
    Fehlt nur noch der Vater!, dachte er.
    Und der kam auch. Eine Bewegung nahe des Jungen lenkte Devil vom Anblick der Frau ab.
    Der Mann hatte die Sekunden der Ablenkung ausgenutzt und war ebenfalls erschienen, wahrscheinlich aus der Deckung des Waldes. Er hielt eine Hand hinter seinem Rücken versteckt. Bekleidet war er mit einem Mantel, zu dem ein rötlich schimmernder Schalkragen gehörte. Einen helleren Schal hatte er sich auch um den Hals gebunden. Darüber schaute Devil in ein wachsbleiches Gesicht mit ebenfalls starren und weit geöffneten Augen. Darüber wuchsen die dunklen Augenbrauen wie zwei Bögen. An einer Seite trafen sich die Enden dicht über der Nasenwurzel. Das braune Haar wuchs dicht auf seinem Kopf, und die Lippen der Gestalt, die einen herabgezogenen Halbmond bildeten, besaßen beinahe die gleiche Farbe.
    Die Familie ist perfekt!, schoss es Devil durch den Kopf. Verdammt, sie sind alle da. Sie stehen da, sie schauen mich an, und sie sagen kein Wort.
    Es war auch nicht zu sehen, dass sie atmeten.
    Den großen Schock hatte Devil überwunden. Jetzt war wieder der heftige Schmerz in seiner Schulter zu spüren. Er schaute zudem auf die Gestalt seines Freundes im Wintergras und wunderte sich darüber, dass er sich nicht einmal in der Zwischenzeit bewegt hatte. Entweder lag er in einer tiefen Bewusstlosigkeit oder war tot.
    Die letzte Möglichkeit gefiel ihm gar nicht. Denn was man mit Chicago gemacht hatte, das konnte ihm ebenso passieren.
    Weg! Fliehen!
    An anderes dachte er nicht. Auch nicht an Chicago. Es würde für ihn schon problematisch sein, mit dem verletzten Arm die Flucht zu ergreifen.
    Seine Gedanken wurden unterbrochen, weil der bleiche Mann jetzt seinen Arm hinter dem Rücken hervorzog. Nicht nur er war zu sehen, auch seine rechte Hand.
    Die Entfernung war so gering, dass Devil einfach das Messer erkennen musste, dessen
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