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Fame Junkies

Fame Junkies

Titel: Fame Junkies
Autoren: Morton Rhue
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Promifotografin.«
    Nasim verdrehte seine wunderschönen Mandelaugen. »Das ist doch dasselbe.«
    »Ist es nicht«, widersprach ich. »Ich fotografiere Prominente, aber ich spioniere ihnen nicht hinterher, belästige sie nicht und versuche auch nicht, sie so lange zu provozieren, bis ihnen die Hand ausrutscht, um sie dann wegen Körperverletzung anzeigen zu können.«
    »Du hast mir nie erzählt, dass du das Angebot hattest, auf dem Sundance Festival zu fotografieren«, wechselte Nasim geschickt das Thema.
    »Keine Ahnung, warum mein Vater das unbedingt der ganzen Welt mitteilen musste«, sagte ich, obwohl ich sehr wohl wusste, warum er es getan hatte. Er platzte fast vor Stolz auf seine Tochter und genoss es, sich in meinem Glanz zu sonnen. »Du glaubst gar nicht, wie peinlich es mir ist, dass Mom mir nicht erlaubt hat hinzufahren. Wetten, es hat in der Geschichte des berühmtesten Indie-Filmfestivals der Welt noch nie eine Fotografin gegeben, die den Job nicht antreten konnte, weil ihre Mutter es ihr verboten hat?«
    Nasim sah aus, als würde er ernsthaft darüber nachdenken.
    »Du brauchst nicht zu antworten, Nasim. Das war eine rhetorische Frage. Mir ist schon klar, dass ich mit dieser Schmach ganz allein dastehe.«
    Er grinste. »Die Frage ist wohl eher, ob du dich jemals wieder davon erholen wirst?«
    »Keine Sorge, mein persischer Prinz, das werde ich bestimmt. Aber dass ich darüber sauer bin, verstehst du doch, oder? Ich will schließlich nicht, dass mich die Leute für ein kleines Mädchen mit Barbiekamera halten. Profifotografinnen haben in der Regel nun mal keine Mütter, die ihnen verbieten, einen wichtigen Auftrag anzunehmen. Und warum hat Mom der Journalistin eigentlich erzählt, ich müsste unter der Woche um acht und an den Wochenenden um elf zu Hause sein? Das ist doch totaler Blödsinn. Und seit wann habe ich denn bitte hervorragende Noten? Wieso erzählt sie denen so einen Quatsch?«
    »Weil es ihr wichtig ist, zu zeigen, dass sie eine verantwortungsbewusste Mutter ist, die um das schulische Wohlergehen ihrer Tochter besorgt ist«, antwortete Nasim und traf damit den Nagel auf den Kopf. Seine gewählte Ausdrucksweise verblüffte mich immer wieder, schließlich war Englisch schon seine vierte oder fünfte Fremdsprache.
    »Trotzdem finde ich es voll daneben«, sagte ich. »In dem Artikel geht es um mich und sie macht sich nur Gedanken darüber, wie sie rüberkommt.«
    Inzwischen waren wir vor der Herrin School angekommen, einer exklusiven Privatschule, für die unsere Eltern ein kleines Vermögen bezahlten, damit wir später Zugang zu den besten Universitäten hatten und hoffentlich eines Tages zur wohlhabenden und einflussreichen Elite gehören würden. Als wir uns unter die übrigen zukünftigen Führungskräfte und Entscheidungsträger des Landes mischten, die vor dem Gebäude herumstanden, beugte sich Nasim zu mir herunter. »Lass dir nichts anmerken«, flüsterte er mir ins Ohr, »aber du wirst gerade von mindestens hundert Leuten angestarrt.«
    Die Ausgabe der New York Weekly war am Freitag erschienen und offenbar hatte im Laufe des Wochenendes fast jeder meiner Mitschüler Gelegenheit gehabt, den vier Seiten langen, mit Fotos illustrierten Artikel über mich zu lesen. Das erklärte, warum ich das Gefühl hatte, plötzlich in einem Meer von Blicken zu schwimmen.
    Nasim drückte die schwere Holztür auf und wir gingen an Grüppchen unaufdringlich teuer gekleideter New Yorker Kids vorbei zu unseren Schließfächern. Ich war es nicht gewöhnt, so sehr im Zentrum der allgemeinen Aufmerksamkeit zu stehen, und spürte, wie mein Gesicht immer heißer wurde.
    »Es muss dich doch wahnsinnig glücklich machen, dass der Artikel über dich in derselben Ausgabe erschienen ist, in der auch über dein Lieblings-Promi-Pärchen Willow Twine und Rex Dobro berichtet wird«, neckte Nasim mich.
    Ich schnaubte nur, aber er hatte Recht. Tief im Inneren schmeichelte es mir tatsächlich, dass mein Name und der von Willow Twine im selben Heft standen. Auch wenn es in dem Artikel vor allem darum ging, dass sie Ärger mit den Nachbarn ihrer New Yorker Wohnung hatten, weil bis spätnachts noch Partylärm aus ihrem Apartment drang, hatte ich irgendwie das Gefühl, als würde dadurch etwas von ihrem Ruhm auf mich abfärben. Im ganzen letzten Jahr hatte es keine Promistory gegeben, die mehr Titelseiten geziert, mehr Bytes im Cyberspace belegt und mehr Sendezeit im Fernsehen bekommen hatte als die Liebesbekundungen, die
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