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Fame Junkies

Fame Junkies

Titel: Fame Junkies
Autoren: Morton Rhue
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das mich aus dem Alltag einer typischen Achtklässlerin in eine komplett andere Welt schleuderte.
    In die Welt einer un typischen Achtklässlerin. Einer Achtklässlerin mit Promistatus. Nicht, dass ich das in irgendeiner Weise geplant hätte. Es ist einfach so passiert.
    Es war ein regnerischer Tag. Grau und kühl, typisches Aprilschmuddelwetter. Das Licht war gedämpft und raubte meinen Aufnahmen jeglichen Kontrast. Das Café hieß Cafazine und war der perfekte Ort, um meinen beiden Lieblingslastern zu frönen – Kaffee trinken und mich über den neuesten Promiklatsch informieren. Außerdem bot es Schutz vor der Nässe und der Kälte draußen. Als ich die Tür aufstieß, umfingen mich wohlige Wärme und der Duft frisch gemahlener Kaffeebohnen. Der Tratsch kam in Form von Zeitschriften, Zeitungen und an den Wänden montierten Flachbildfernsehern, auf denen in Endlosschleife Promimagazine liefen. Als ich mich hinter einer Frau in die Schlange vor der Kaffeetheke einreihte, wanderte mein Blick von den Brownies und Muffins in der Glasvitrine zu den Zeitschriftenständern, in denen die aktuellen Hefte steckten. Sämtliche Schlagzeilen verkündeten unterschiedliche Versionen ein und desselben Themas:
    Engelchen und Teufelchen. Zerstört Rüpel-Rex Willows Karriere?
Was will Willow Twine von diesem Rocker?
Management besorgt über Rex Dobros Einfluss!
    Wie die ganze Welt mittlerweile wusste, hatte sich die umschwärmte Pop-Prinzessin Willow Twine, die nicht nur die Charts anführte, sondern auch erfolgreich Filme drehte, unsterblich in den ganzkörpertätowierten Skandalrocker Rex Dobro verliebt. Auf den Titelblättern sah man das Paar auf einer Decke am Strand kuscheln oder mit Taschen und Tüten beladen beim Shoppen auf dem Rodeo Drive.
    Nachdem ich die Schlagzeilen überflogen und festgestellt hatte, dass es keine neuen Enthüllungen über die beiden gab, wandte ich mich wieder der Frau zu, die in der Schlange vor mir wartete und einen kleinen blonden Jungen an der Hand hielt. Sie trug einen langen, anthrazitgrauen Mantel, eine schwarze Schiebermütze und eine riesige Sonnenbrille, aber als sie sich kurz zu dem Jungen hinunterbeugte und ich sie im Profil sah, erkannte ich sie trotzdem sofort. Es war Tatiana Frazee – das Supermodel. Ich hatte sie oft genug in Zeitschriften und im Fernsehen gesehen. Außerdem: Warum sollte jemand, der nicht berühmt ist, an einem bewölkten Tag im Inneren eines Cafés Mütze und Sonnenbrille tragen?
    Dann musste der Junge Conner Frazee sein, der gemeinsame Sohn von Tatiana und dem Modefotografen Clayton Rodbart. Conner zog an der Hand seiner Mutter und zeigte auf ein großes Vanillebrownie mit Schokochips in der Vitrine.
    »So eins will ich, Mommy!«, krähte er.
    »Nicht so kurz vor dem Abendessen«, sagte Tatiana streng, und ihr deutscher Akzent beseitigte meine letzten Zweifel. Jetzt war ich mir ganz sicher, dass sie es war.
    »Ich will aber!«, quengelte Conner.
    Ein paar Leute drehten sich zu der großen, schlanken Frau und dem Kind um, aber nicht, weil sie sie erkannt hatten, sondern weil sie von dem Geschrei des Jungen genervt waren.
    »Ich habe Nein gesagt«, zischte Tatiana.
    »Ich will aber!« Der Junge zerrte wieder an ihrer Hand.
    »Nein«, stieß Tatiana zwischen zusammengepressten Zähnen hervor und umklammerte die Hand ihres Sohnes so fest, dass ich mich fragte, wer hier gleich den Tobsuchtsanfall bekommen würde – sie oder der Kleine. Als sie mir ihr Gesicht mit der großen, schwarzen Sonnenbrille zuwandte, schaute ich schnell weg. Der Verhaltenskodex für hippe New Yorker Jugendliche, die teure Privatschulen besuchen, schreibt vor, keine Miene zu verziehen, wenn man zufällig einem Promi begegnet. Zu viele unserer Freunde und Mitschüler haben selbst Eltern, die berühmt sind.
    Trotzdem muss ich zugeben, dass ich es ziemlich cool fand, hinter Tatiana im Cafazine zu stehen und offenbar die Einzige zu sein, die sie erkannte. Mein Vater – ein leidenschaftlicher Promispotter – wäre grün vor Neid geworden.
    Ich hatte die Hand in der Jackentasche und spürte die neue Nikon unter meinen Fingerspitzen, zog sie aber nicht heraus.
    Mittlerweile waren alle Kunden vor Tatiana bedient worden.
    »Was darf es für Sie sein, Ma’am?«, fragte der Typ an der Kasse und in dem Moment, in dem sie sich ihm zuwandte, riss Conner plötzlich mit aller Kraft an ihrer Hand.
    Tatiana Frazee stolperte vorwärts, ruderte mit den Armen, um nicht das Gleichgewicht zu verlieren, und fegte
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