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Falsche Froesche

Falsche Froesche

Titel: Falsche Froesche
Autoren: Sandra Schoenthal
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rapide. Dass er seit zwei Jahren Single ist, können Sie kaum glauben, ein dermaßen attraktiver Mann zieht Frauen an wie ein Magnet. Er wartet auf die Richtige, erfahren Sie, lässt sich auf Kinkerlitzchen nicht mehr ein. Die Frage nach Ihrem Status beantworten Sie arglos damit, dass Sie eine nette, lockere Affäre haben. Da werden seine Augen schmal, die Kiefermuskulatur arbeitet, er ballt die linke Hand zur Faust. So greifbar die stumme Wut für einige Sekunden war, so schnell ist sie verflogen. Nahtlos kehrter ins Gespräch zurück. Die Szene, offenbar ein Produkt Ihrer Phantasie, verpufft.
    Einige Tage und Nächte später begleitet Ihr Geliebter Sie zur Buchpräsentation einer Freundin. Sie freuen sich, ihm Ihre Welt zu zeigen. Beim Cocktail treffen Sie zahlreiche Bekannte, wandern von Gruppe zu Gruppe, während er an einem abseits gelegenen Stehtisch Position bezieht und das Treiben beobachtet. Sie fühlen sich schön und stark und voller Leben. Wenn Sie vom anderen Ende des Saales seine Augen suchen und er lächelnd das Glas in Ihre Richtung hebt, wissen Sie: So glücklich, so aufgehoben, so sicher waren Sie noch nie.
    Zu Ihrer Überraschung fährt er wegen eines frühmorgendlichen Termins alleine in seine Wohnung. Sie schicken eine heftige Liebes-SMS als Gutenachtkuss. Statt einer entsprechend innigen Antwort erhalten Sie die Nachricht, er glaube Ihnen leider kein Wort. Sie rufen an. Mit fremder, harter Stimme eröffnet er, er lege keinen Wert auf Theater, Frauen wie Sie habe er zur Genüge erlebt, sie flatterten widerlich von Mann zu Mann. Während Sie geschockt nach Worten suchen, ersucht er Sie, Distanz zu halten, bis Sie wissen, was Sie wollen, und legt auf.
    Bestürzt gehen Sie in sich. Was haben Sie verbrochen. Was hat ihn so erbost. Ist Cocktail-Smalltalk eine Missetat? Wären Sie von Tisch zu Tisch geschwirrt, um Zungenküsse zu verteilen, bitte sehr. Dann, schlagartig, verstehen Sie. Ihre Affäre ist ihm ein Dorn im Auge. Wie konnten Sie so unsensibel sein. Auf die Idee, klare Verhältnisse zu schaffen, hätten Sie von selbst kommen sollen.
    Am folgenden Nachmittag suchen Sie den anderen Mann auf und machen Schluss. Um sofort Ihren beleidigtenGeliebten anzurufen und sich für den Abend zu verabreden. Anlässlich des großen Liebesbekenntnisses möchten Sie besonders hübsch sein. In fuchsiarotem Rock, enger schwarzer Bluse, schwarzen Stilettos und der Gewissheit, die richtige Entscheidung getroffen zu haben, gehen Sie ihm entgegen. Er sieht die Klarheit in Ihren Augen, nimmt Sie in die Arme, und alles ist gut.
    Um den Schmerz aus früheren Beziehungen, der bis heute an ihm nagt, zu mildern, erzählen Sie zum Trost die gesammelten Unerfreulichkeiten Ihrer eigenen Vergangenheit. Die Therapie schlägt an. Konzentriert, gespannt, beinahe gierig lauscht er Ihren Worten.
    Seit Beendigung Ihrer Affäre haben Sie jede freie Minute in perfekter Harmonie mit Ihrem geliebten Rotschopf verbracht. Umso befremdeter reagieren Sie, als er sich eines Abends in einer Bar kurz entschuldigt und statt der Toilette einen zehn Meter entfernt stehenden Mann ansteuert. Was er sich einbilde, herrscht er den Perplexen lautstark an, seine Frau anzustarren. Er solle Sie gefälligst in Ruhe lassen oder, besser noch, verschwinden. Während der Fremde angewidert den Kopf schüttelt, kehrt Ihr Geliebter mit höchst zufriedenem Gesichtsausdruck zurück. Der Barkeeper hat die Musik lauter gedreht, wofür Sie ihm im Stillen danken. Sie möchten jetzt nichts hören, und Sie haben nichts zu sagen.
    Mit der Zeit gewöhnen Sie sich an einschlägige Auftritte. Solange die Aggressionen nicht Sie treffen, können Sie damit leben. Er ist ein wenig eifersüchtig. Und wer hat keine Schwäche? Ein harmloses Laster, im Grunde sogar süß. Wahrscheinlich liegt die Schuld bei Ihnen. Sie waren, seien Sie ehrlich, immer schon ein ziemlich lockerer Vogel.Das strahlen Sie, trotz Ihres Übertritts zur Monogamie, heute noch aus. Obwohl Sie, endlich angekommen, nicht mehr auszufliegen gedenken. Sie wissen, zu wem Sie gehören. Bald wird er sich Ihrer sicher sein, dann verschwindet die Eifersucht ganz von alleine.
    HÖLLE
    Dass Sie den Liebsten in Ihre Vergangenheit eingeweiht haben, erweist sich als fataler Fehler. Im Unterschied zu ihm, der alle Brücken abgebrochen hat, pflegen Sie Kontakte. Auch Ihre Trennungen waren bitter, doch sind die Beziehungen zu den wichtigen Männern Ihres Lebens mit den Jahren zu innigen Freundschaften mutiert. Was er, der
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