Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Falsch gespielt: Kriminalroman (German Edition)

Falsch gespielt: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Falsch gespielt: Kriminalroman (German Edition)
Autoren: Carin Gerhardsen
Vom Netzwerk:
sprechen und alles tun.
    Staffan stand auf, stützte sich auf ihre Schulter.
    »Wie spät ist es?«, fragte sie. »Was glaubst du?«
    »Gegen sieben war ich eine Weile auf. Das scheint mir schon lange her zu sein. Elf vielleicht?«
    »So lange kann ich nicht schlafen«, behauptete Adrianti mit Überzeugung. »Es kann nicht später sein als neun.«
    Er öffnete die Tür, und das Tageslicht strömte herein.
    »Viertel nach drei!«, rief Staffan mit einem Lachen, nachdem er auf seine Armbanduhr geschaut hatte. »Es ist viertel nach drei!«
    »Das ist nicht dein Ernst! So lange habe ich seit vielen, vielen Jahren nicht mehr geschlafen.«
    Wahrscheinlich hatte sie noch nie so lange geschlafen. Wann hätte sie schon die Möglichkeit gehabt, einen halben Tag im Bett zu verbringen?
    »Wunderbar«, sagte Staffan mit einem Lächeln und kroch wieder zu ihr ins Bett. »Wahrscheinlich war es genau das, was wir gebraucht haben.«
    Dann wurde er wieder ernst. Nicht auf diese strenge, autoritäre, fordernde Weise, die sie gewohnt war, sondern auf seine eigene traurige Art.
    »Ich liebe dich, Adri«, sagte er und strich eine Strähne ihres Haares fort, die sich in ihrem Mundwinkel verfangen hatte. »Du weißt doch, dass ich dich liebe?«
    Sie nickte. War sich nicht sicher, ob sie es wusste. Aber sie liebte ihn auch. Hatte ihn schon immer geliebt.
    »Aber wir lassen es ruhig angehen, Adri. Wir richten uns nach deinem Tempo. Nach dem Tempo, das für alle am besten ist.«
    Sie küsste ihn auf die Stirn. Schaute in seine großartigen blauen Augen, die immer ganz ehrlich waren. Adrianti wollte eigentlich gar nicht warten, sie wollte ihn jetzt und für immer.
    »Ich brauche dich«, sagte sie. »Du bringst mich dazu, mich … wichtig zu fühlen.«
    Er streichelte ihre Wange, ihr Haar. Küsste sie.
    »Das bist du auch«, sagte er schließlich. »Du bist sehr wichtig. Sonst wäre ich schon vor vielen Jahren hier weggezogen. Ich möchte mit dir zusammenleben.«
    »Staffan, ich habe kein Haus, kein Geld. Ich bin ein ziemlich schlechtes Geschäft.«
    »Ich habe ein großes Haus, und auch ein bisschen Geld. Und ich würde unheimlich gerne mit dir ins Geschäft kommen, auch wenn es ein schlechtes ist.«
    Adrianti lachte. Sie hatte das Gefühl, dass es sehr lange her war, seit sie es das letzte Mal getan hatte.
    »Wir müssen uns damit ja nicht auf den Präsentierteller stellen«, fuhr Staffan fort. »Bei den Kindern gehen wir es ruhig an. Aber wir können trotzdem zusammen sein.«
    »Die Kinder«, sagte Adrianti. »Ich muss das Handy einschalten. Vielleicht haben sie versucht, mich zu erreichen.«
    Sie griff nach ihrer Handtasche und zog das Mobiltelefon heraus. Schaltete den Strom ein und tippte den PIN-Code ein.
    »Findest du, dass ich verantwortungslos gehandelt habe?«, fragte sie.
    Er machte eine abwehrende Geste, schüttelte den Kopf.
    »Vor fünfzehn Jahren hatte noch niemand ein Handy. Seit wann ist es denn verantwortungslos, wenn man eine Weile für sich sein möchte?«
    Das Telefon piepste. SMS. Und dann noch eine. Und noch eine. Und eine weitere. Adrianti drückte die Kurzwahl zur Mailbox und hörte sich gewissenhaft die Mitteilungen an, die aufgesprochen worden waren. Eine Freude, die sie nicht in Worte fassen konnte, ergriff von ihr Besitz, und sie spürte, wie ihr die Tränen in die Augen traten. Staffan schaute sie an, verstand wahrscheinlich nicht, was gerade geschah. Aber das spielte keine Rolle für ihn, er griff nach ihrer freien Hand und drückte sie fest. Er zeigte deutlich, dass er für sie da war, egal, was sich gerade in ihrem Inneren abspielte. Als Stütze, als jemand, mit dem man Freude und Leid teilen konnte.
    Als sie fertig war, ließ sie das Handy auf den Boden fallen, legte den Kopf auf das Kissen und weinte. Eine sehr eigenartige Reaktion, die nicht so recht widerspiegelte, wie glücklich sie eigentlich war. Aber in ihr war ein Damm gebrochen. Alles musste heraus, und sie konnte es nicht zurückhalten. Ihr Leben hatte eine ganz neue Wendung genommen, und erst jetzt wurde Adrianti klar, wie sehr sie diese Ungewissheit geplagt hatte. Staffan stellte keine Fragen, legte sich einfach an ihre Seite und umarmte sie. Streichelte vorsichtig ihr Gesicht, trocknete ihre Tränen mit einem Ende des Lakens.
    »Es ist Dewi«, sagte Adrianti schließlich. »Sie ist nicht tot. Dewi lebt, und sie wohnt in Singapur.«
    Ein Lächeln breitete sich in Staffans Gesicht aus.
    »Er hat gehalten, was er versprochen hat«, fuhr Adrianti fort.
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher