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Falsch gespielt: Kriminalroman (German Edition)

Falsch gespielt: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Falsch gespielt: Kriminalroman (German Edition)
Autoren: Carin Gerhardsen
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gewesen war und immer nur das Gute in allen hatte sehen wollen. Das Böse hatte offensichtlich viele Gesichter, das hatte sie heute lernen müssen. Warum hatte sie es nicht einfach gesagt, als die Polizei sie gefragt hatte? Dann hätte man Lara sofort gefunden; sie hätte jetzt noch gelebt und nicht leiden müssen.
    Während der Fahrt fasste sie einen Entschluss. Sie hatte die Wahl zwischen Pest und Cholera, aber sie musste auch mit sich selbst leben können, obwohl die Welt um sie herum zusammenbrach. Und als sie schließlich das Garagentor öffnete und das Moped hineinrollte, war sie so wütend, dass sie alles kurz und klein schlagen wollte. Was eigentlich so weit von Dewis Natur entfernt lag, wie es nur möglich war. Mit kullernden Tränen klappte sie den Ständer hinunter und hängte den Helm an den Lenker, schniefend und fluchend. Sie wusste, was sie zu tun hatte. Es war schwer, aber sie würde es tun, sobald sie sich ein wenig beruhigt hatte. Durchatmen, sich waschen, bevor sie die Polizei anrufen würde.
    Plötzlich stand er einfach in der Garageneinfahrt und lächelte sie an. Darauf war sie überhaupt nicht vorbereitet, das war nicht, was sie sich vorgestellt hatte.
    »Was ist los mit dir?«, fragte er sanft und machte einen Schritt auf sie zu. »Du siehst ja vollkommen fertig aus.«
    Noch ein Schritt, er stand jetzt direkt vor ihr.
    »Aber Kleine, was ist denn passiert?«
    Da brachen bei Dewi alle Dämme. Sie wurde … hysterisch. Im wahrsten Sinne des Wortes. Wie ein wildes Tier stürzte sie sich auf ihn, schlug immer wieder mit geballten Fäusten auf seine Brust und seinen Oberkörper ein. Er wurde gegen die Wand gedrückt, streckte eine Hand nach dem Schalter aus und ließ das Garagentor herunterfahren.
    »Schließ ruhig ab, du verdammter Irrer!«, schrie Dewi. »Wenn du glaubst, dass es hilft! Aber es wird dir nichts helfen, denn ich werde dafür sorgen, dass du für den Rest deines Lebens eingesperrt wirst! Ich weiß, was du getan hast! Ich weiß, dass du Lara umgebracht hast! Und ich weiß, dass du sie vergraben hast! Wie konntest du das tun? Mit Lara? Mit uns? Du bist doch krank im Kopf!«
    Obwohl sie ununterbrochen auf ihn einprügelte, sah er leicht amüsiert aus und nahm jeden Schlag entgegen, ohne ihn zu erwidern. Schließlich gab sie auf, drehte sich um und rannte zur Tür, die ins Haus hineinführte. Sie war immer verschlossen, er wusste, dass sie eine Weile brauchen würde, um die Schlüssel aus der Tasche zu holen und das Schloss zu öffnen. Mit ruhigen Schritten folgte er ihr, hielt aber Abstand. Denn links von Dewi stand der Stapel mit Holzfliesen, und darauf die alte Waschmaschine. Rechts stand das Auto. Wenn sie sich umgedreht hätte, wäre ihr sofort klar gewesen, was auf sie zukommen würde, aber stattdessen versuchte sie mit zittrigen Fingern das Schloss zu öffnen. Plötzlich sah sie aus den Augenwinkeln, wie sich zur linken Seite, direkt über ihr, etwas bewegte. Da war es schon zu spät. Es war ihm gelungen, die Waschmaschine umzuwerfen, und jetzt kam sie direkt auf sie zu. Sie drückte sich gegen das Auto, versuchte sich in die schmale Lücke zwischen der Stoßstange und der Wand zu drängen. Sie hätte es auch fast geschafft, aber ihr Fuß wurde eingeklemmt. Eine Ecke der Waschmaschine traf auf ihren rechten Fuß, und dann wurde alles schwarz.
    Als sie trotz der wahnsinnigen Schmerzen langsam wieder zu Bewusstsein kam, hatte er sich über sie gebeugt. Er hatte ihren Fuß nicht von dem schweren Gewicht befreit. Das, was von ihrem Fuß noch übrig war. Als er den Mund öffnete, sprach er mit sanfter Stimme. Seine Augen blitzten, aber die Stimme war samten.
    »Das nächste Mal mache ich es richtig«, erklärte er. »Aber dann fange ich mit Mama an. Vergiss das nicht, Dewi. Ich fange mit Mama an. Erst, wenn ich mit ihr fertig bin, bist du an der Reihe. Und ich werde mir Zeit nehmen.«
    Weiter konnte sie sich an nichts mehr erinnern, bis sie im Krankenhaus erwachte. Verschwommene Bilder, schmerzstillende Medizin, Tropfe und Operationen. Es hieß, dass Anna sie in der Garage gefunden hätte, als sie nach Hause kam. Die Familie war erschüttert, sie wachten Tag und Nacht an ihrer Seite. Ihre eigenen Gefühle waren verbraucht.
    Sjöberg schaute lange auf die glitzernden Lichter der Stadt und schwieg. Dewis Erzählung hatte ihn so ergriffen, dass er keine Worte fand. Er spürte eine Brise über sein Gesicht streifen, irgendwoher kam ein Duft nach Curry. Die anderen schwiegen ebenfalls.
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