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Fallon, Jennifer - Gezeitenstern Saga 3 - Der Palast der verlorenen Traeume

Fallon, Jennifer - Gezeitenstern Saga 3 - Der Palast der verlorenen Traeume

Titel: Fallon, Jennifer - Gezeitenstern Saga 3 - Der Palast der verlorenen Traeume
Autoren: Jennifer Fallon
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Tatsächlich könnte man fast meinen, dass du dich gegen deine Freiheit sträubst, so unerbittlich bist du in diesem Punkt. Warum nimmst du also an, dass das Sklavendasein dieser Menschenfrau beschwerlicher wird, als es dein eigenes war? Vielleicht wird sie wie du einen guten Herrn finden und genau den Schutz bekommen, den sie in der torlenischen Wüste vergeblich gesucht hat.«
    Darauf fiel Tiji keine Antwort ein, und dann brauchte sie keine mehr, denn in diesem Augenblick kam neben dem Bug der Erlösung ein Schwärm Delphine an die Oberfläche und begann mit der kleinen Schaluppe ein Wettrennen über die Wellen. Beim entzückten Aufschrei des Crasii am Steuer, der sie auf die Delphine aufmerksam machte, eilten alle an Bord zur Reling, um ihnen zuzusehen, wie sie aus dem Wasser sprangen, und lachten entzückt über dieses gute Vorzeichen.
    Trotz ihrer Gewissensbisse war auch Tiji von diesen lächelnden Geschöpfen bezaubert, die so fröhlich quer über den Bug sprangen. Bald lachte sie so herzhaft, dass sie sich – zumindest für den Augenblick – fast einreden konnte, Arkadys Schicksal würde schon nicht so schlimm werden wie befürchtet.

3
     
    Declan Hawkes erwachte beim Klang von Regentropfen auf den Dachschindeln. Eine Weile lag er in der Dunkelheit und lauschte dem Regen, das Geräusch war tröstlich und vertraut. Es war kurz vor der Morgendämmerung – seit dem Feuer, das ihn unsterblich gemacht hatte, konnte er solche Dinge spüren.
    Neben ihm auf dem anderen Strohsack, den sie in den Schuppen neben Maralyce’ Häuschen gezwängt hatten, um diesen Zustrom unerwarteter Besucher unterzubringen, ließen Stellan Deseans gleichmäßige Atemzüge darauf schließen, dass der ehemalige Fürst von Lebec noch tief und fest schlief. Auch die anderen drüben im Häuschen schienen noch zu schlafen. Wahrscheinlich schnarchte Shalimar leise auf dem Strohsack vor dem Feuer, während Nyah, die kleine Prinzessin, die Declan aus Caelum gerettet hatte, sich neben Maralyce zusammengerollt hatte, immer noch nicht daran gewöhnt, ein Bett mit jemand anderem zu teilen.
    Aber nach kurzer Zeit störten andere Eindrücke Declans friedliches Dösen. Er besaß jetzt Wahrnehmungen, die er nie zuvor gekannt hatte. Er wusste auf einmal Dinge – zum Beispiel wusste er jetzt jederzeit, wie spät es war. Und wenn er sich konzentrierte, konnte er sich in jeden einzelnen Regentropfen hineinversetzen, spürte die Spannung, die ihm seine Form gab, und seinen Schmerz, wenn er auf dem Boden zerplatzte. Es war, als hätte er mit der Unsterblichkeit einen zusätzlichen Sinn bekommen, der ihn befähigte, die Dinge in einer verborgenen Dimension zu berühren, die Sterblichen verschlossen war. Diese Fähigkeit faszinierte und ängstigte ihn gleichermaßen, denn er wusste, was es war.
    Er berührte die Gezeiten.
    Maralyce hatte versucht, es ihm zu erklären. Sie hatte seine Gabe gespürt, noch bevor er selbst davon wusste – wenn sie es auch nicht offen aussprach. Sie wusste eine Menge, diese Unsterbliche, von der sich herausgestellt hatte, dass sie seine Urgroßmutter war, und teilte ihr Wissen mit niemandem. Sie wusste viel über Declan, über seine Mutter, sie wusste Dinge über seinen Großvater, die nicht einmal Shalimar selbst wusste, und solche Informationsbröckchen teilte sie so sparsam aus, als fütterte sie einen Welpen mit Leckerbissen, um ihn geduldig zu einem loyalen und wohlerzogenen Gefährten auszubilden.
    Declan war auch ziemlich sicher, dass sie wusste, wer sein Vater war, ein Rätsel, das ihn bisher nie sonderlich beschäftigt hatte. Schließlich war sein Großvater Shalimar als Findelkind in einem Lebecer Bordell aufgewachsen, seine lange verstorbene Großmutter war eine Hure gewesen, und auch seine Mutter war dort auf die Welt gekommen. Sie war im Freudenhaus herangewachsen und hatte dort unweigerlich auch gearbeitet, bis sie an der Schwindsucht starb, Declan war damals noch im Kleinkindalter. Die Zahl der Männer, die als sein Erzeuger in Frage kamen, ging in die Tausende, und Declan hatte nie den Wunsch gehabt, eine solch unerfreuliche Namensliste zu durchkämmen – wenn es denn eine gegeben hätte – und den Übeltäter zu finden.
    Bis jetzt.
    Bis die imaginäre Liste von Tausenden von gesichtslosen Fremden auf eine Handvoll Unsterbliche zusammenschrumpfte, die er tatsächlich benennen konnte.
    Denn darin, so war ihm klar geworden, lag die einzig mögliche Erklärung für seine Unsterblichkeit. Das Feuer im Kerkerturm
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