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Fallon, Jennifer - Gezeitenstern Saga 3 - Der Palast der verlorenen Traeume

Fallon, Jennifer - Gezeitenstern Saga 3 - Der Palast der verlorenen Traeume

Titel: Fallon, Jennifer - Gezeitenstern Saga 3 - Der Palast der verlorenen Traeume
Autoren: Jennifer Fallon
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war, die Blutung stillen können. Und wirklich kundige Vertreter dieser Zunft waren auf einem senestrischen Sklavenschiff wohl ohnehin kaum anzutreffen …
    Natürlich hatte ihr Plan einen fatalen Haken.
    Die Salbe, mit der man in Elvere ihre Brandwunde behandelt hatte, tat ihren Zweck. Die Wunde war sauber und verheilte gut.
    Aber vielleicht, dachte sie, und erwärmte sich immer mehr für die Vorstellung eines schnellen und schmerzlosen Todes, „wenn die Wunde nur entzündet aussieht …
    Arkady wünschte sich, klarer denken zu können, weniger von Hunger, Schmerz und Angst getrieben zu sein. In so hastig geschmiedeten Plänen mussten unvermeidlich Lücken und Fallstricke sein, und sie konnte es sich nicht leisten, das zu vermasseln.
    Wenn die Wunde entzündet aussieht … wiederholte sie stumm. Wie sollte sie eine solche Täuschung hinbekommen? Eine Infektion war streng genommen kein Problem. Der Kübel in der Ecke – sie konnte ihn von hier aus riechen – enthielt jede Menge Material, um eine offene Wunde zu infizieren. Aber es würde Tage dauern, bis sich eine echte Entzündung gebildet hatte. Und was sie brauchte, war eine Infektion, die so ernst war, dass der Schiffsarzt sie sich noch vor Sonnenaufgang ansah.
    Denn schon am nächsten Morgen würden sie die torlenischen Gewässer verlassen.
    Bis dahin musste Arkadys Wunde rot und geschwollen sein.
    Während sie an diesem Problem grübelte, wurde Arkady wieder von einem Geräusch auf dem Oberdeck abgelenkt – einem lauten Rumms, gefolgt von spöttischen Stimmen und grausamem Gejohle. Was sie sagten, wusste sie nicht, aber sie hatte sie schon früher gehört, und wenn sie auch die Worte nicht verstand, so sprach der Tonfall doch Bände.
    Sie quälen wohl einen armen Schiffsjungen. Schlagen die Zeit tot, bis sie anfangen dürfen, die Sklavinnen zu vergewaltigen, sobald wir auf dem offenen Meer sind …
    Sie wünschte, sie würden damit aufhören. Ihr raues Gelächter war eine unsanfte Erinnerung daran, welches Schicksal sie erwartete.
    Bis morgen zum Frühstück muss mir der Eiter aus der Wunde sickern …
    Bis zum Frühstück – wenn man den Sklaven die einzige Mahlzeit des Tages brachte. Diese widerliche Grütze, die aussah wie … Eiter.
    Arkady lächelte in die Dunkelheit.
    Vielleicht hatte sie doch die Mittel, ihr Leben zu beenden.
    Alles, was sie brauchte, war ein Napf Grütze und ein unaufmerksamer Schiffsarzt.
    Arkady schloss die Augen und merkte überrascht, dass sie tatsächlich schläfrig war. Sie bewegte sich ein wenig, um sich auf die Seite zu drehen, stieß mit dem Ellenbogen Alkasas Schulter aus dem Weg und blendete das quälende Gejohle vom Oberdeck aus. Gerade als die Sonne über den Horizont kroch, schlief sie ein, zufrieden von ihrer Gewissheit: Später am Morgen würde sie tot sein, und dieser Alptraum wäre zumindest für sie vorüber.

2
     
    Tiji war schon auf einigen Schiffen gefahren, aber noch nie auf einem derartig kleinen, derartig vollen und derartig schnellen Boot. Die kleine Schaluppe schnitt durch die Wellen, als hätte sie Flügel, und trug sie immer weiter fort von ihrem alten Leben, einer Zukunft entgegen, von der sie seit jeher geträumt hatte. Aber sie hätte nie zu glauben gewagt, dass sie tatsächlich Wirklichkeit werden könnte.
    Die Besatzung des kleinen Bootes bestand ausschließlich aus Chamäliden. Dieses Fahrzeug zogen keine Amphiden durch die Wellen, die Erlösung folgte den Launen von Wind und Strömung und schien vor Freude über ihre Freiheit auf den Wellenkämmen zu tanzen. Nun, wo sie einigermaßen seefest war, wusste Tiji das kleine Schiff erst richtig zu schätzen, anders als noch vor einigen Tagen bei ihrer Abreise aus Elvere in Torlenien.
    Das war eine schlimme Zeit gewesen. Seekrankheit und Schuldgefühle hatten ihr schwer zu schaffen gemacht. Zum Glück war wenigstens die Übelkeit inzwischen vergangen.
    Nur die Schuldgefühle waren noch da.
    »Du siehst sehr verloren aus.«
    Tiji sah sich von ihrem Sitzplatz im Bug um. Es war Azquil, der da auf sie zukam, der Chamäleonmann, der an ihrer Entführung aus den Straßen von Elvere beteiligt war (als sie eben Arkady Desean davor retten wollte, als Sklavin verschifft zu werden – die Gezeiten allein wussten, wohin.)
    Wie Tiji inzwischen wusste, waren ihre Entführer eine durchorganisierte Gruppe von Chamäliden. Bei ihren eigenen Leuten waren sie als die Bergungstruppe bekannt, womit ihre Aufgabe ziemlich genau umschrieben war. Sie spürten ›die
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