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Fallon, Jennifer - Gezeitenstern Saga 3 - Der Palast der verlorenen Traeume

Fallon, Jennifer - Gezeitenstern Saga 3 - Der Palast der verlorenen Traeume

Titel: Fallon, Jennifer - Gezeitenstern Saga 3 - Der Palast der verlorenen Traeume
Autoren: Jennifer Fallon
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Verlorenen‹ auf und bargen sie -
    Kinder, entführt aus den versteckten Siedlungen tief in den feuchten Sümpfen von Senestra, gefangen und verschleppt von Jägern, die die Chamäliden ihrer besonderen Fähigkeiten wegen jagten. Die erfolgreichsten Räuber stahlen die kleinsten Kinder, hatte man Tiji erklärt, und verkauften sie an Wanderzirkusse und Jahrmärkte, wo man sie als Monstrositäten begaffte.
    Und wegen ihrer Tarnkünste manchmal auch an Spione wie Declan Hawkes.
    Die Chamäliden der Bergungstruppe waren sehr betroffen gewesen, als sie ihnen von ihrem Leben in Glaeba erzählt hatte, entsetzt, wie gemein man sie ausgenutzt hatte, zuerst im Wanderzirkus, wo Declan sie gefunden hatte, und dann von Declan Hawkes selbst. Ihn sahen sie als bösartigen Tyrann, der nur darauf aus war, ihre Lebensgeister mit seiner allgegenwärtigen Kontrolle zu zerstören. Zuerst verstand sie gar nicht, warum. Sie hatte immer gedacht, dass sie ein ganz gutes Leben führte. Schon, sie war eine Sklavin, aber sie hatte einen Herrn, für den sie mit Freuden gestorben wäre, und einen interessanten Job. Sie war versorgt, hatte Essen und ein Dach überm Kopf, und es hatte ihr an nichts gefehlt.
    Für Azquil und seine Freunde jedoch zählte das alles nicht.
    Trotz Tijis Protesten waren die Mitglieder der Bergungstruppe überzeugt, dass man sie gegen ihren Willen gefangen gehalten hatte. Sie konnte ihnen nicht erklären – besonders Azquil nicht –, dass ihre Loyalität zu Declan auf Zuneigung beruhte und nicht auf Angst.
    Als sie einmal erwähnte, dass sie Declan liebte – wenn auch nur im allerplatonischsten Sinn –, hatte der junge Chamäleonmann sie tief betroffen angesehen und ihr zugeraunt: »Bei uns gelten solche Beziehungen als, na ja, reichlich unnatürlich. Es wäre vielleicht klug, die anderen nicht wissen zu lassen, dass du … dich zu einem Mann einer anderen Spezies … hingezogen fühlst.«
    »Ich fühle mich nicht zu ihm hingezogen.«
    »Aber du hast doch gesagt, du liebst ihn.«
    »Meeresfrüchte liebe ich auch, aber steige ich deshalb gleich mit einem Hummer in die Koje?«
    Azquil hatte gelacht und sie umarmt. »Du bist so entzückend, Tiji. Die meisten Verlorenen, die wir bergen, sind so tragisch verkrüppelte Seelen. Du bist die Erste, die ich treffe, die Sinn für Humor hat.«
    Tiji hatte auch gelächelt und gespürt, wie ihre Hautschattierungen flimmerten – die Chamäleonvariante von Erröten. Das allerdings hatte nicht sein Kompliment ausgelöst, sondern die Tatsache, dass er sie umarmt hatte.
    Es war Tiji durchaus nicht unangenehm, von Azquil umarmt zu werden.
    Aber es wäre unklug, ihn das merken zu lassen. Vom Paarungsverhalten ihrer eigenen Spezies hatte sie keine Ahnung. Womöglich hatte Azquil irgendwo in den Sümpfen eine Frau und ein Dutzend Sprösslinge sitzen und wollte einfach nur nett sein zu einer der vielen ›tragisch verkrüppelten Seelen‹, die er gerettet hatte.
    »Ich habe bloß ein Weilchen nachgedacht«, sagte sie, als Azquil sich neben sie setzte und über die Reling aufs Wasser blickte.
    »Das tust du anscheinend oft.«
    »Sind wir keine nachdenkliche Spezies?« Es kam Tiji seltsam vor, das zu fragen, aber sie wusste nun mal nichts über ihr eigenes Volk; nichts von ihren Eigenschaften, ihren Vorlieben und Abneigungen, ihren Ängsten …
    »Nachdenklich vielleicht schon«, sagte Azquil. »Aber nicht unbedingt so grüblerisch wie du. Liegt dir etwas auf der Seele?«
    Sie nickte, sah keinen Sinn darin, ihm etwas vorzumachen. »Ich habe meine Freunde im Stich gelassen.«
    »Du redest von den Menschen, die dich versklavt haben, Tiji. Deine Freunde sind sie nie gewesen.«
    »Man hat mich nicht schlecht behandelt, Azquil.«
    »Die heilige Trinität sagt, wenn man einen Vogel in den Käfig sperrt, kann man ihn mit bestem Futter und endloser Zuneigung überschütten, doch das ändert nichts daran, dass er nicht in die Freiheit fliegen kann.«
    »Ich war nicht eingesperrt.« Tiji kannte diese Trinität nicht und war auch nicht sonderlich interessiert an ihren Binsenweisheiten. »Ich hatte Diplomatenpapiere, versteh das doch!«
    Azquil lächelte sie tolerant an. »Tiji, bitte, ich sage ja nicht, dass deine ehemaligen Sklavenhalter Ungeheuer waren. Nach allem, was du erzählst, waren sie besser als der Durchschnitt. Es ist nur … na ja, an die Freiheit muss man sich wohl manchmal erst gewöhnen. Die Trinität sagt, man muss den Mut aufbringen, voranzuschreiten – das ist das Einzige, was uns
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