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Fallon, Jennifer - Gezeitenstern Saga 3 - Der Palast der verlorenen Traeume

Fallon, Jennifer - Gezeitenstern Saga 3 - Der Palast der verlorenen Traeume

Titel: Fallon, Jennifer - Gezeitenstern Saga 3 - Der Palast der verlorenen Traeume
Autoren: Jennifer Fallon
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hatte er überlebt, nicht etwa weil er halb unsterblich war – so wie sein Großvater, der im Sterben lag und der dieselbe Fähigkeit hatte, die Gezeiten zu berühren, wie sie nun in Declan erwacht war. Nein, er hatte überlebt, weil zusätzlich zu dem unsterblichen Blut, das er über seine Mutter von Shalimar geerbt hatte, auch ein Teil von seinem unbekannten Vater kam. Dieser winzige Bruchteil mehr – dieser Unterschied zwischen halb und fünf Achtel unsterblich – bedeutete, dass er sein Leben womöglich in Unwissenheit verbracht hätte … wäre er nicht der Elementarkraft ausgesetzt worden, die sein Potenzial weckte.
    Feuer. Die Essenz des Gezeitensterns selbst.
    Was weit schlimmer war: Er konnte die Gezeiten lenken, sie in einem Maß berühren, das offenbar selbst Maralyce beunruhigte. Wenn man annahm, dass er auch diese Fähigkeit von seinem Vater geerbt hatte, dann musste sein Vater einer der Gezeitenfürsten sein. Das wiederum reduzierte die Anzahl der möglichen Kandidaten auf ganze sieben Männer: Tryan, Lukys, Kentravyon, Pellys, Bryndenjaxyn und Cayal, der unsterbliche Prinz.
    In den letzten paar Wochen hatte Maralyce entsprechende Andeutungen gemacht. Das meiste hatte er sich aber selbst zusammengereimt, denn sie schien nicht sonderlich geneigt, ihm zu helfen. Bei den Unsterblichen existierten Familiensinn oder Kameradschaft nicht. Man ging unter oder schwamm im Gezeitenstrom, so gut man konnte, und suchte sich seinen eigenen Weg, genau wie es die anderen auch getan hatten.
    Es kam anscheinend häufig vor, dass Schüler sich gegen ihre Meister auflehnten. Soweit Declan das beurteilen konnte, würde kein Unsterblicher einem anderen, potenziell mächtigeren Unsterblichen mehr beibringen als das absolute Minimum.
    Wodurch der frischgebackene Unsterbliche mit einer brennenden Frage allein blieb …
    Was sollte er mit dem Rest seines Lebens anfangen? Seines endlosen, endlosen Lebens …
    Abrupt setzte Declan sich auf. Noch war er nicht bereit, über die grenzenlose Zukunft nachzudenken, die vor ihm lag. Er würde einfach jeden Tag auf sich zukommen lassen.
    Und die Zukunft würde sich schon irgendwie regeln.
    Ein Schatten fiel ihm ins Auge, der sich über den Hof bewegte. Declan warf die Decke von seinem Strohsack über Desean, der so viel mehr Schutz vor der Kälte brauchte als er selbst, und stand auf. Er wusste, wem dieser Schatten gehörte. Jetzt, wo er unsterblich war, konnte er jedes andere Lebewesen in der Nähe spüren, das in den Gezeiten schwamm.
    »Kannst du nicht schlafen?«, rief er Maralyce nach, und sein Atem gefror im kalten Regen. Sie war unterwegs zum Stolleneingang und trug einen Sack Werkzeuge und eine Spitzhacke, als hätte sie vor, länger fort zu sein.
    »Ich hab die Nase voll von all dem Besuch.« Sie drehte sich zu ihm um und blinzelte im frühen Morgenlicht, als er über den Hof ging und vor ihr stehen blieb, ungestört vom Nieselregen. Der konnte ihm nichts mehr anhaben, genauso wenig wie die Kälte. Sein Körper regelte seine Körpertemperatur nun selbst, hielt sie auf die gleiche Art konstant, wie auch die Kratzer in seinem Gesicht verschwanden. Darin bestand das Wesen der Unsterblichkeit – unendliche Regeneration.
    »Was ist mit Shalimar?«
    »Was soll mit ihm sein?«
    »Du hast gesagt, er braucht deine Hilfe. Und es geht seit Tagen bergab mit ihm.«
    Sie zuckte die Schultern. »Kann man nichts machen.«
    »Er ist dein Sohn, Maralyce. Du wirst ihn doch nicht qualvoll krepieren lassen, nur weil du sauer bist über ein paar Gäste im Haus?«
    Maralyce sah weg. Bei jeder anderen hätte Declan gedacht, dass sie ihm aus schlechtem Gewissen nicht in die Augen sehen konnte. Aber sie war eine Unsterbliche, und wie es aussah, stellten sich Schuldgefühle bei seiner Spezies nach einer Weile einfach nicht mehr ein. An ihre edlere Natur zu appellieren, würde nicht funktionieren.
    »Was muss ich also tun?«, fragte er mit einem Seufzer.
    »Ihm immer genug Met hinstellen«, sagte Maralyce. »Das sollte seine Schmerzen lindern, bis er stirbt.«
    Er hatte den Verdacht, dass seine Urgroßmutter ihn mit dieser kaltschnäuzigen Anweisung nur reizen wollte. »Und wann ist es so weit? In ein oder zwei Tagen? Einer Woche? Einem Monat?«
    Sie kniff die Augen zusammen und blinzelte ihn in der Düsternis an. »Du kannst jetzt die Gezeiten spüren, Declan. Sag du’s mir.«
    Das war das erste Mal, dass sie es offen zugegeben hatte. Warum hatte sie bis jetzt damit gewartet – jetzt, wo sie
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