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Fallon, Jennifer - Gezeitenstern Saga 3 - Der Palast der verlorenen Traeume

Fallon, Jennifer - Gezeitenstern Saga 3 - Der Palast der verlorenen Traeume

Titel: Fallon, Jennifer - Gezeitenstern Saga 3 - Der Palast der verlorenen Traeume
Autoren: Jennifer Fallon
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Gefangenen schrien auf, als die Bö sie nach hinten schob, auf den Abgrund zu.
    Nicht so der Bursche. Die Todesdrohung ließ ihn ungerührt, seine Miene blieb steinern, selbst als seine Mutter neben ihm um ein Haar das Gleichgewicht verlor.
    Tryan trat einen Schritt näher, verärgert über die Entschlossenheit des Jungen.
    »Ich werde dich töten«, sagte er.
    Langsam hob der Junge den Kopf und sah Tryan in die Augen. Was der Unsterbliche in seinem Blick las, fuchste ihn gewaltig. Der Junge stand sichtlich Todesangst aus, doch das war nur an der Oberfläche. Darunter verbarg sich ein Trotz, den keine Drohung und kein Einschüchterungsmanöver brechen oder auch nur ankratzen würde.
    »Du kannst uns nicht alle umbringen«, erwiderte der Junge.
    »Du hast ja keine Ahnung«, murmelte Elyssa hinter Tryan.
    Der Unsterbliche überging die Bemerkung seiner Schwester und trat noch einen Schritt näher an den Jungen heran. Jetzt war er sicher, dass der kleine Starrkopf den Schlüssel zu dem gesuchten Geheimnis besaß.
    »Du weißt es, nicht wahr?«
    Der Junge zitterte und bebte in der frischen Bergluft, aber seine Entschlossenheit wankte nicht.
    »Du entkommst mir nicht, Junge«, warnte Tryan und rückte so dicht heran, dass er den warmen Atem des Halbwüchsigen im Gesicht spürte. »Egal, wohin du fliehst, wo du dich auch verkriechst. Ich finde dich überall.«
    »Es gibt einen Ort, an den du mir nicht folgen kannst«, sagte der Junge, und das Zittern seiner Stimme ließ seinen Mut noch beeindruckender wirken.
    Tryan grinste kalt. »So, glaubst du?«
    Der Junge nickte.
    »Und wo soll er sein, dieser bemerkenswerte Ort?«
    Da lächelte das Kind ihn an. Seine Angst schien von ihm abzufallen, als hätte er unter inneren Qualen eine Entscheidung getroffen, mit der er nun ganz im Reinen war. Er straffte die Schultern, blickte die Reihe seiner Mitgefangenen entlang, dann auf die andere Seite zu seiner verängstigten Mutter, und sah dann wieder Tryan an.
    »Du kannst uns nicht in den Tod folgen«, sagte der Junge.
    Ehe Tryan ihn festhalten konnte, trat der Junge einen Schritt rückwärts, verschwand von der Klippe und nahm die ganze Reihe der Gefangenen mit. Sein Gewicht allein hätte nicht ausreichen dürfen, um die anderen mitzuziehen, schließlich war er noch ein Kind. Aber irgendwie stürzten sie trotzdem. Vielleicht sprangen sie auch. Sich einfach von der Klippe fallen zu lassen lief ja auf dasselbe hinaus. Keiner von ihnen sträubte sich. Keiner kämpfte darum, auf den Füßen zu bleiben, oder versuchte sich an den Klippenrand zu klammern. Der Wind, den Tryan heraufbeschworen hatte, um sie gefügig zu machen, wehte jeden Schrei davon.
    Tryan war zu verblüfft, um rechtzeitig zu handeln. Er kam nicht auf den Gedanken, ihren Fall zu bremsen, ihn etwa mit einem Luftpolster abzufangen, und ihm blieb auch keine Zeit mehr dazu. Nach wenigen Augenblicken landeten ihre Leiber mit dumpfen Aufschlägen etwa hundert Meter unter ihm, und der Unsterbliche oben auf der Klippe konnte ihnen nur noch hinterherstarren.
    »Na, das lief ja wie am Schnürchen«, bemerkte Elyssa und trat neben ihn. Sie betrachtete das Häufchen zerschmetterter Leichen in der Tiefe, dann sah sie Tryan an. »Hast ihnen solche Angst eingejagt, dass sie sich lieber schnell umgebracht haben, ehe sie dir was verraten konnten, was? Die Verhörmethode ist mir völlig neu.«
    Tryan wandte sich vom Klippenrand ab. »Halt die Klappe, Elyssa.«
    »Ach, hattest du das denn nicht so geplant?«, höhnte sie.
    Wütend starrte er sie an. »Klappe, hab ich gesagt.«
    Sie zuckte die Schultern und wandte sich dem verwüsteten Flüchtlingslager zu. »Und ich hab dir gleich gesagt, wenn du den Kristall des Chaos finden willst, solltest du lieber mal ganz höflich bei Maralyce nachfragen.«
    »Wenn Maralyce wüsste, wo er ist, hätte sie ihn längst selber.«
    »Ich schätze, sie weiß bedeutend mehr darüber als du.«
    Tryan starrte sie an. »Was meinst du damit?«
    »Na, glaubst du denn, sie wühlt sich kreuz und quer durch die Shevronberge, nur um sich fit zu halten?«
    »Umso wichtiger ist es, dass wir den Kristall zuerst finden – bevor sie ihn aufspürt und Lukys gibt.«
    »Warum?«
    »Weil derjenige, der den Kristall des Chaos hat«, Tryan kickte eine kleine Schachtel mit Perlmuttintarsien über den Klippenrand, seinem törichten Eigentümer hinterher, »die Gezeiten beherrscht. Darum.«
    Er starrte auf den Haufen Krempel, den er den Flüchtlingen aus der geheimen Bruderschaft
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