Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Fallon, Jennifer - Gezeitenstern Saga 1 - Der unsterbliche Prinz

Fallon, Jennifer - Gezeitenstern Saga 1 - Der unsterbliche Prinz

Titel: Fallon, Jennifer - Gezeitenstern Saga 1 - Der unsterbliche Prinz
Autoren: Jennifer Fallon
Vom Netzwerk:
nicht anhören.«
    »Ihr habt recht, Kerkermeister, das müsst Ihr nicht«, stimmte Hawkes zu. »Also werde ich einfach hier warten, und Ihr dürft gehen und mir den Henker herschicken, den will ich zuerst befragen. Dann die übrigen Wächter, die der Hinrichtung beigewohnt haben, und den Adjutanten und die Wärter, mit denen Lakesh täglich Umgang pflegte, bevor er auf so wundersame Weise dem sicheren Tod entging.«
    »Was ist mit dem Gefangenen? Ich dachte, das Naheliegende wäre, ihn zuerst zu verhören.«
    »So, dachtet Ihr?« Hawkes ließ die Frage im Raum stehen, als wartete er darauf, dass der Kerkermeister seine Annahme rechtfertigte.
    Der tat, als bemerkte er das nicht. »Ich kann veranlassen, dass Ihr unverzüglich Gelegenheit bekommt, ihn zu verhören.«
    »Bei den Verletzungen, die Ihr in Eurem Bericht genannt habt, dürfte der Mann kaum vernehmungsfähig sein.«
    »Er hat sich erholt.«
    Zum ersten Mal wirkte Hawkes überrascht. »Erholt? Wie das?«
    »Bis auf ein paar abklingende Prellungen ist der Mann vollständig wiederhergestellt«, erwiderte der Kerkermeister achselzuckend. »Genau genommen war er das schon am nächsten Morgen.«
    Hawkes lehnte sich in seinem Stuhl vor, eine Geste, die bei ihm drohend wirkte, ohne dass er sich besondere Mühe gab. Der Kerkermeister fragte sich unwillkürlich, wie der Kerl das anstellte. Beim Kaliber der Leute, mit denen ein Mann in seiner Position sich Tag für Tag herumschlagen musste, wäre dieser Trick auch für ihn von großem Nutzen.
    »Ihr habt versäumt, diese außerordentliche Genesung in Eurem Bericht zu erwähnen.«
    »Ich hielt es nicht für wichtig.«
    Für eine beunruhigend lange Zeitspanne schwieg Hawkes, dann sagte er: »Vielleicht spreche ich dann doch zuerst mit dem Gefangenen.«
    Der Kerkermeister lächelte triumphierend. Er hatte einen kleinen, aber bedeutsamen Sieg errungen. »Ich lasse Euch zu ihm bringen«, bot er an. Du kannst ihn verdammt noch mal da unten verhören, fügte er im Stillen hinzu. Wenn der Erste Spion des Königs glaubte, er könnte hier einfach einmarschieren und sein Amtszimmer übernehmen, ohne auch nur bitte zu sagen, dann täuschte er sich gewaltig.
    Doch enttäuschenderweise stand Hawkes einfach auf, als hätte er den kleinen, aber bedeutsamen Sieg des Kerkermeisters gar nicht bemerkt. »Ich will ihn jetzt sehen.«
    »Natürlich«, stimmte der Kerkermeister zu, läutete mit der kleinen Handglocke auf seinem Schreibtisch und erhob sich.
    Wenig später öffnete sich die Tür. Der Wächter sah den Kerkermeister fragend an. »Sir?«
    »Begleite Master Hawkes zum Rückfälligentrakt. Er möchte Kyle Lakesh sprechen.«
    »Danke, Kerkermeister.« Hawkes wandte sich zur Tür.
    Der Kerkermeister konnte einer letzten Spitze nicht widerstehen. »Wenn Ihr mit ihm fertig seid, möchtet Ihr vielleicht den Tee mit mir einnehmen?«
    Hawkes starrte ihn an, dann lächelte er unerklärlicherweise. »Den Tee?«
    »Ein zivilisierter Brauch von Männern guter Herkunft«, erklärte der Kerkermeister mit nur der allerleisesten Betonung auf dem Wort Herkunft.
    Hawkes verbeugte sich mit für einen Mann aus so dubiosen Verhältnissen überraschender Grazie. »Ich danke Euch, Kerkermeister, aber ich fürchte, ich muss Eure … zivilisierte Einladung ausschlagen. Da ich schon einmal hier in Lebec bin, hatte ich geplant, mich nach Abschluss dieser Untersuchung mit einigen alten Freunden zu treffen.«
    Der Kerkermeister lächelte. »Dann will ich mir nicht zuschulden kommen lassen, Euch von den Gespielen Eurer Kindheit fernzuhalten, Master Hawkes. Wenn Ihr mir ihre Namen nennt, kann ich gern für Euch in unserem Register nachsehen. Ich könnte mir vorstellen, dass viele Eurer einstigen Gefährten inzwischen bei uns weilen …«
    Hawkes war wohl zu niedriger Herkunft, um die Beleidigung überhaupt zu bemerken, er wirkte vielmehr belustigt. »Das ist durchaus denkbar, Kerkermeister. Vielleicht sollte ich Euch tatsächlich Namen nennen. Es gab da ein Mädchen, das mir damals ganz besonders nahe stand, wie hieß sie doch gleich … ach, natürlich. Arkady Morel. Sie ist inzwischen verheiratet. Wie man hört, hat sie es ganz gut getroffen. Vielleicht kennt Ihr sie ja?«
    Der Kerkermeister wurde blass. Sein kleiner Sieg über diesen unerträglichen Mann schmeckte plötzlich wie Asche in seinem Mund. »Natürlich kenne ich sie.«
    »Wunderbar! Wenn ich hier fertig bin, gebe ich Euch auch die Namen meiner anderen Freunde, dann könnt Ihr sehen, ob Ihr sie für
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher