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Falkengrund, Schule des Okkulten - Episode 7 Das Schloss und seine Geister

Falkengrund, Schule des Okkulten - Episode 7 Das Schloss und seine Geister

Titel: Falkengrund, Schule des Okkulten - Episode 7 Das Schloss und seine Geister
Autoren: Martin Clauß
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herabdrücken.
    Was stand da? Die Schrift wurde deutlicher. Drei Wörter. Zwei nebeneinander, das dritte, längere darunter.
    „Du wirst
    bezahlen.“
    Das war der Satz. Er stand überall geschrieben. Auf der Tür, an den Wänden. Nur das Fenster. Das Fenster auf der gegenüberliegenden Seite war unbeeinflusst. Vielleicht war es der einzige Ausweg aus dieser Hölle. Er musste an das zerbrochene Fenster in einem der Nebenzimmer denken ...
    Aber er konnte nicht zum Fenster gelangen. Dazu musste er an diesem Gespenst vorbei. Er hatte die Berührung des Spuks gespürt. Dieses Wesen war nicht nur ein Nebelstreif. Es war massiv. Und es trug die Kälte des Grabes an sich, mehr noch als das – die Kälte des leeren Weltalls.
    Unter der Schrift erschienen noch zwei weitere Buchstaben. Überall entstanden sie gleichzeitig. Fachinger sah sich gehetzt um.
    „Du wirst
    bezahlen.
    DF“
    DF – Dirk Fachinger! Das waren seine Initialen!
    „Hilfe!“, brüllte er. „Hilfe! Ich will nicht sterben!“
    Die Hand des Spuks reckte sich nach ihm, und wieder erscholl die tiefe, unverständliche Stimme.
    Er prallte zurück, erwartete, schmerzhaft das harte Holz der Tür zu spüren zu bekommen.
    Doch die Kollision blieb aus! Stattdessen wurde sein Sturz aufgefangen. Jemand packte ihn unter den Armen, zog seine Beine aus dem Zimmer, und im nächsten Augenblick wurde die Tür zugeworfen, und man legte ihn behutsam auf den Parkettfußboden des Korridors.
    Während Margarete Maus beruhigend auf den Beamten einredete, beeilte sich Werner Hotten, die fünf Schlösser wieder anzubringen.
    „Lieber Himmel“, schnaufte der Rektor, als auch das letzte Schloss verriegelt war. „Wer hätte gedacht, dass wir so ein Glück haben würden! Es ist nicht das Geringste passiert ...“
    „Ni-nichts passiert?“, gurgelte Fachinger. „Hinter dieser Tür herrscht die Hölle! Ich wäre ... wäre fast ...“
    „Aber Sie leben“, sagte Margarete und strich ihm zärtlich über die schweißnasse Stirn. „Und wir leben. Lorenz von Adlerbrunn war wohl nicht recht in Form am heutigen Nachmittag.“
    Der Mann von der Kripo starrte sie mit riesengroßen Augen an, aus denen die Angst noch immer nicht gewichen war.

8
    Sobald sie den Hauptkommissar in seinen Dienstwagen gepackt hatten, rannten sie zurück ins Haus und hetzten die Treppe nach oben. Sie hatten nichts Eiligeres zu tun als die fünf Schlösser, die sie eben in größter Hektik abgeschlossen hatten, ein zweites Mal zu öffnen!
    Das letzte Schloss fiel zu Boden, und sie griffen eben nach der Klinke, als die Tür bereits von innen aufgestoßen wurde.
    Aus dem Zimmer stolperte Sir Darren hervor. Der Brite wirkte angeschlagen. Sein teurer Anzug klebte an seinem Körper, als hätte er eben damit unter der Dusche gestanden. Seine Hände zitterten erbärmlich.
    Während Hotten sich um den Dozenten kümmerte, warf Margarete zuerst einen prüfenden Blick in den Raum und ging schließlich sogar hinein. Die Tür ließ sie offen. Es bestand keine Gefahr. Zumindest nicht von Lorenz von Adlerbrunn.
    Die Türen des großen Schrankes waren geöffnet. In seinem Inneren hatte sich die ganze Zeit über Sir Darren verborgen, während der Spuk abgelaufen war. Margarete konnte sich lebhaft vorstellen, welche Angst er durchlitten haben musste. Auch wenn es ihnen gelungen war, den Mann von der Kripo geschickt an der Nase herumzuführen, war es doch kein fauler Zauber gewesen, den sie ihm dargeboten hatten.
    Das Gespenst war authentisch gewesen, inklusive aller damit verbundenen Spukphänomene. So etwas konnte man nicht fingieren. Wäre es irgend möglich gewesen, hätten sie es versucht.
    Nein, mit billigen Taschenspielertricks, manipulierten Glühbirnen oder Geheimtinte war nichts zu machen gewesen. Sie hatten schon einen echten Geist bemühen müssen. Nur war es nicht der des Barons von Adlerbrunn gewesen. Schließlich waren sie nicht lebensmüde.
    Sie hatten auch nicht sein Zimmer betreten. Margarete nicht, Sir Darren nicht und der Hauptkommissar nicht.
    Margarete studierte mit großem Interesse die Schriften auf den Wänden. Die grüne Farbe der drohenden Wörter bekam einen rötlichen Stich und verschwand allmählich. Obwohl sich die Möbelstücke nicht mehr bewegten und die Luft im Inneren des Zimmers jetzt in Ruhe war, war eine Nachwirkung des Spuks noch zu spüren. Die statisch aufgeladene, staubtrockene Atmosphäre ließ Margaretes Haare und Kleidung knistern. Eine Gänsehaut nach der anderen wogte über ihren
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