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Falkengrund, Schule des Okkulten - Episode 12 Schattentänzer

Falkengrund, Schule des Okkulten - Episode 12 Schattentänzer

Titel: Falkengrund, Schule des Okkulten - Episode 12 Schattentänzer
Autoren: Martin Clauß
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auf der Suche nach jenen, die uns brauchen. Wir haben unendlich viel Platz – Platz für alle Menschen auf dieser Erde, wenn es sein muss.“
    Artur verstand kaum etwas von dem, was er sagte. Ihn beunruhigte vielmehr, dass er wieder angefangen hatte, sich ihm zu nähern. Artur saß in der Falle. Seine Augen ruckten rastlos umher. Er trug keine Waffe bei sich. Er konnte das Licht löschen, aber das würde ihm mehr schaden als seinem Angreifer. Wenn es hart auf hart kam, musste er zuschlagen, kämpfen. Das letzte Mal, als er gekämpft hatte, war es gegen Madoka gegangen, gegen ein schwaches Mädchen. Und er hatte nur mit Mühe und Not die Oberhand behalten. Was, wenn dieses Wesen mit der Kraft all der Menschen zuschlug, die es in sich vereinigt hatte?
    „Lassen Sie mich gehen“, sagte er. „Sie haben sich in mir geirrt. Ich gehöre nicht zu denen, die etwas suchen.“
    Das Wesen, das einst Olaf Springer gewesen war, war nun keine drei Schritte mehr von ihm entfernt. Artur fürchtete, wahnsinnig werden zu müssen, wenn er es länger ansah. Der menschliche Verstand war nicht daran gewöhnt, Dutzende von Menschen gleichzeitig zu sehen – in einem Körper. Er wurde damit nicht fertig.
    „Selbst wenn das so wäre“, meinte das Geschöpf, „könnten wir dich jetzt nicht mehr gehen lassen. Unser Geheimnis muss gewahrt werden. Man würde uns sonst zu vernichten versuchen.“
    „Ich schwöre, ich werde niemandem etwas verraten. Man würde mir ohnehin nicht glauben.“
    „Darauf können wir es nicht ankommen lassen.“
    Köpfe reckten sich ihm entgegen, Hände wurden nach ihm ausgestreckt. Er spürte ihre Berührungen, nacheinander und gleichzeitig. Und er sah in ihre Augen. Augen voller Güte. Zufriedene Augen. All das steigerte seine Angst noch. Schnell noch einmal tief durchatmen, die Muskeln spannen, dann würde er ...
    „Ich bin deine Zukunft“, sangen die Stimmen. „Die Erfüllung deiner Suche.“
    Artur stürzte los, auf das Wesen zu. Seine Absicht war es gewesen, sein Gegenüber zur Seite zu stoßen oder niederzuschlagen.
    Aber das ging nicht. Er tauchte in das Geschöpf ein wie in einen Sumpf. Er spürte etwas Körperliches, aber es war nicht fest, sondern flüssig.
    „Neeeiiiin!“
    Artur schrie voller Panik, als er merkte, wie die Menschen sich um ihn schlossen, ihn umarmten. Wenn ich eingetaucht bin , brüllte es in ihm, kann ich auch wieder daraus auftauchen. Auf der anderen Seite ist die leere Luft des Korridors.
    Aber es gab keine andere Seite mehr. Ein Strudel zerrte ihn weiter hinein in das Innere des Wesens. Es war riesengroß. Artur ging darin unter wie ein Ertrinkender im Meer.

8. Artur
    Plötzlich spürte er eine Veränderung. Ein altbekanntes Gefühl.
    Etwas war in seiner Nähe, schwebte durch die Luft, fuhr wie ein Windstoß in die vielen Menschen, die ihn umgaben. Durchströmte sie. Prüfte sie.
    Sein Schutzengel!
    Eben war er noch gefesselt und machtlos gewesen. Doch in dem Moment, in dem das Wesen ihn geschluckt hatte, hatte es auch seinen Schutzengel in sich aufgenommen. Und zu integrieren versucht.
    Was bedeutete das? Dass sie nun beide gemeinsam in Olaf Springer gefangen waren?
    Der Schutzengel prüfte sie alle. Frederik, Janina, Carina, all die anderen. Und Olaf selbst.
    Und er fand viele, die Artur gefährlich werden konnten. Die Unheil für ihn bedeuteten. Nein, nicht viele. Alle. Alle stellten sie eine Bedrohung für ihn dar, denn sie alle waren beteiligt an dem, was ihm zustieß.
    Der Schutzengel attackierte sie alle. Er konnte nicht zulassen, dass Artur etwas zustieß.
    Und das Wesen zerbrach.
    Die Menschen, die es in sich vereinigt hatten, flohen in alle Richtungen. Zunächst flohen sie nur so weit, dass sie noch Kontakt zu ihm hatten. Flohen, bis sie nur noch an den Fingerspitzen oder an den Zehen mit ihm in Berührung waren. Doch das war nicht weit genug. Der Schutzengel machte auf sie Jagd, und er war überall dort, wo sie auch waren.
    Sie schrien vor Schmerz. Es lag nicht in ihrer Macht, sich voneinander zu lösen – sie waren ein Körper. Aber sie mussten es. Mussten es, wenn sie nicht vernichtet werden wollten.
    Mit einem vielstimmigen Aufschrei rissen sie sich los. Das Wesen wurde zerfetzt. Menschen stürzten ohnmächtig zu Boden. Die meisten von ihnen bluteten an den Fingerspitzen.
    Keiner von ihnen blieb bei Bewusstsein. Der Schmerz war zu groß gewesen.
    Stunden später erwachten die ersten. Sie wimmerten vor Pein, und ihnen stockte der Atem bei dem Anblick, der sich
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