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Falco Die Biografie

Falco Die Biografie

Titel: Falco Die Biografie
Autoren: Peter Lanz
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immer eine Abneigung gegen die gängigen Uniformierungen der Musiker, die üblichen Jeans und abgetragenen Pullover oder T-Shirts«, erinnert sich Horst Bork. »Das machte ihn exotisch. Er setzte auf der Bühne Sonnenbrillen auf und gelte die Haare, selbst als er bei einer Band wie Drahdiwaberl spielte.« Bork war damals Chef des großen deutschen Plattenlabels Teldec und hatte mit Drahdiwaberl einen Plattenvertrag. »Es waren manchmal 30, 40 Leute auf der Bühne, da wurde Ketchup wie Blut verspritzt, kopuliert, es war anarchisch, da machte ein Freigänger aus der psychiatrischen Anstalt genauso mit wie eine alte Prostituierte, die in Filzpantoffeln und zahnlos ›Ganz Paris träumt von der Liebe‹ sang. Es war ein bizarrer Haufen.«
    FALCO hatte schon damals eine Sonderstellung und drückte das mit seiner Kleidung aus. »Mit der Kleidung ist es ähnlich abwechslungsreich wie mit meinen Stimmungen. Mal liebe ich es, für Wochen nur in Jogging-Anzügen herumzulaufen, mal bilde ich mir ein, ich müsste nur dunkle Anzüge, Schlips oder Smoking tragen. Je nachdem, wie ich mich gerade fühle.«
    3
    Das Jahr 1968 führte bei FALCO in vielerlei Beziehung zu einem grundlegenden Wandel seines Lebens.
    Hans, still, logisch und charmant in seinem Auftreten, wird plötzlich mit der Tatsache konfrontiert, dass die heile Welt, die seine Mutter um ihn herum aufgebaut hat, über Nacht zerbrechen kann.
    Zweifelsohne war die Bezugsperson in seinem Kindesleben immer die Mutter. Der Vater hielt sich ihm gegenüber eher kumpelhaft streng. Später wird FALCO klar, wie unzufrieden und unglücklich Alois Hölzel in der engen Welt der Ziegelofengasse gewesen sein muss. »Da sagte er mir dann einmal, was das für ein Loch war, in dem ich aufgewachsen sei. Schön, unsere Wohnung hatte nur 70 Quadratmeter, aber für mich war es die Welt gewesen!«
    Eine Weile führte Alois Hölzel ein Doppelleben, er beklagte sich nie, aber er war immer seltener zu Hause. »Und dann bekam ich einen anonymen Hinweis, dass mein Mann in seiner Firma ein Verhältnis mit einer jungen Angestellten habe. Bis ich ihn zur Rede stellte, hatte er sich nichts anmerken lassen.« So weit Maria Hölzel.
    Alois Hölzel verließ seine Familie. Obwohl er darauf drängte, ließ sich Maria Hölzel lange Jahre nicht scheiden. Ihr Mann zog mit der Freundin in eine andere Wohnung und wurde bald darauf erneut Vater.
    FALCO nahm seinem Vater lange Zeit übel, dass er ihn in seinen Augen im Stich gelassen hatte. »Mein Mann sagte zwar in den ersten Jahren nach unserer Trennung immer, er kümmere sich so wenig um Hans, weil er ihn nicht verwirren und ihn mir nicht entziehen wolle, aber ich weiß nicht, ob das stimmt. Wahrscheinlich waren ihm die Auseinandersetzungen mit seiner zweiten Frau deswegen einfach zu mühsam«, sagt Maria Hölzel.
    »Hans liebte seine Mutter über alles«, stellte Horst Bork später fest. »Er war ihr dankbar, er hat sie immer hoch geschätzt. Am Muttertag führte er sie, als er Geld hatte, in die teuersten Restaurants aus und überhäufte sie mit Geschenken. Einmal, da war er längst erwachsen, vergaß er ihren Geburtstag. Er hat tagelang überlegt, ob er sie noch anrufen könne, aber dann hat er sich doch nicht mehr getraut. Es war ein Riesenproblem.« Eine Weile war sein Vater Luft für ihn. Bork: »Später hat er angefangen, nach seinem Vater zu fragen. Er hat ihn dann auch getroffen und sich eine Zeit lang mit dem Vater mehr beschäftigt als mit der Mutter. Aber auf die Dauer war die Mutter auf jeden Fall die Bezugsperson, die ihn auffing, wenn es ihm nicht gut ging, und die sich immer schützend vor ihn stellte.«
    Die Trennung seiner Eltern war zweifellos ein harter Schlag für Hans, obwohl er sich nichts davon anmerken ließ. Er reagierte jetzt noch störrischer auf Vorhaltungen als früher. Maria Hölzel versuchte allmorgendlich, Hans klarzumachen, dass der Schulbesuch für seine Zukunft wichtig sei. Sie wollte unbedingt einen Akademiker in ihm sehen, das war ihr Traum. Am liebsten wäre es ihr gewesen, er hätte sich für den Arztberuf entschieden.
    Oft genug kam Maria Hölzel ihrem Sohn nunmehr bei seinen Aktionen nicht oder viel zu spät auf die Schliche. Oft ging er tagelang nicht zur Schule. Und mit elf Jahren fing er an, regelmäßig zu rauchen. Maria Hölzel kam ihm durch einen Zufall darauf: »Meine Mutter wohnte uns gegenüber, und mir fiel auf, wie oft Hans einfach abhaute, um zu seiner Oma zu gehen. Wir wohnten im ersten Stock, sie im
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