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Fahrt ins Ungewisse

Fahrt ins Ungewisse

Titel: Fahrt ins Ungewisse
Autoren: Theo Vermont
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Gedanken durchgespielt habe und trotzdem fällt es mir unendlich schwer, endlich den Mund aufzumachen.
    „Es ist so...“, Gedankenfetzen schießen in meinem Kopf hin und her. Womit soll ich bloß beginnen? Als ich die folgende Rede vorbereitet habe, kamen die Worte wie von selbst. Aber, jetzt gerade, kann ich mich nicht einmal an meinen eigenen Namen erinnern.
     

Jetzt oder nie
     
    Ich möchte gerade mit meinem Geständnis fortfahren, als wir in der Ferne ein Auto den kleinen Weg in unsere Richtung entlang fahren hören.
    „Hey, mal im ernst... Wer sollte um diese Uhrzeit den Weg entlang fahren??“, panisch springen wir auf und blicken um uns.
    „Lass uns da rüber in den Wald laufen!“, wispere ich und wir rennen gute dreißig Meter den Bach entlang, um zwischen den vielen Bäumen Schutz zu suchen.
    „Wie kann das sein?“, keuche ich in Sebastians Richtung.
    „Na ja, vielleicht ist sie in unser Hotelzimmer und hat unsere Taschen ebenfalls verwanzt...“, meint er, während er sich voller Angst mehrmals beim Laufen umdreht.
    Langsam nur beruhigen sich unsere Atem, als wir stehen bleiben. Wir können das Auto bloß schemenhaft erkennen, das sich genau hinter unseres geparkt hat. Da die Lichtanlage abgedreht ist, können wir zwar nicht erkennen, ob es wirklich Michael ist, aber eigentlich gibt es keinen Zweifel.
    „Komm mit!“, flüstere ich in Sebastians Richtung und wir rennen immer weiter in den angrenzenden Wald hinein.
    „Gib mir dein Handy!“, meine ich dann und stelle zu meinem Erschrecken fest, dass unsere beiden Mobiltelefone beim Auto liegen.
    „Was machen wir nun?“, fragt mich mein Freund voller Angst.
    „Wir müssen uns irgendwo verstecken!“, antworte ich und in diesem Moment gelangen wir zu einem großen Busch, hinter dem wir uns leicht verbergen können.
     
    „Ich muss es dir jetzt sagen!“, schießt es da leise aus mir heraus. Wann, wenn nicht jetzt? Innerlich ärgere ich mich, dass ich wirklich bis zur letzten Minute gewartet habe.
    „Es gibt keine Melanie“, beginne ich und bemerke, wie meine Stimme ins Stocken kommt.
    „Wie meinst du das?“, fragt mich Sebastian entgeistert.
    „Melanie heißt in Wirklichkeit Michael!“, rücke ich dann endlich mit der Wahrheit heraus.
    „Wie bitte?!“
    „Ja, ich konnte es dir bis jetzt nicht sagen, ich bin schwul!“, endlich weiß er es!
    „Seit wann denn bitte?“, mit großen Augen starrt er mich an, mein Geliebter.
    „Seit immer schon, denke ich!“, antworte ich dann.
    „Und wer genau verfolgt uns dann?“
    „Michael. Er ist Polizist. Wir waren nur kurz zusammen, nachdem ich Schluss gemacht habe, hat der ganze Horror begonnen. Und speziell gegen dich hat er was!“, erkläre ich. Nun ist es an der Zeit, offen zu sein und alles gerade heraus zu sagen. Vielleicht werden es sogar unsere letzten Worte sein und darum darf ich auch nicht länger zögern. Ich habe furchtbare Angst, nicht nur, weil uns Michael in wenigen Minuten finden würde, sondern auch vor Sebastians Reaktion. Der Gedanke tut weh, dass er die Wahrheit vielleicht nicht akzeptieren kann, dass ich es ihm nicht hätte sagen sollen.
    „Wieso gegen mich? Ich kenn den doch gar...“, Sebastian bricht mitten im Satz ab und starrt mich an.
    „Ich?“, fragt er dann und ich nicke.
    „Wenn wir schon heute drauf gehen, dann musst du es erfahren. Ich liebe dich! Seit immer schon! Nur hab ich nicht gewusst, wie ich damit umgehen soll!“, obwohl wir uns gerade in der schlimmsten Situation unseres Lebens befinden, merke ich, dass sich ein gewisses Gefühl der Erleichterung in mir ausbreitet. Endlich ist es draußen!
    Da hören wir es plötzlich in der Nähe von uns knacken. Nachdem wir beiden aufgeschrocken sind, versuchen wir uns nicht mehr zu bewegen und in der Umgebung zu lauschen.
    „Das war ein Fehlalarm!“, wispert Sebastian und ich nicke.
    „Und, was nun?“, fragt er weiter.
    „Ich weiß nicht, wird sich nun alles ändern zwischen uns?“, vor dieser Antwort fürchte ich mich am meisten.
    „Naja, es ist schon eine ziemliche Überraschung für mich!“, meint Sebastian und senkt seinen Blick zu Boden.
    „Hörst du das?“, sagt er plötzlich noch ein wenig leiser. Tatsächlich, dieses Mal scheint wirklich jemand fast unhörbar durch das Dickicht zu streifen. Ich halte meinen Finger auf seinen Mund, um ihm zu verdeutlichen, dass wir uns keinesfalls rühren dürfen.
    Ich sehe, dass sich Schweißperlen auf Sebastians Stirn gebildet haben. So angespannt die
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