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Fahrt ins Ungewisse

Fahrt ins Ungewisse

Titel: Fahrt ins Ungewisse
Autoren: Theo Vermont
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gekonnt um den Finger gewickelt. Verliebt war ich nicht gewesen, na und? Ich war neugierig und brannte danach, neues Gebiet zu betreten. Nach rund einem Monat Beziehung, erkannte ich allerdings den „wahren“ Michael, der kontrollierend, eifersüchtig, besitzergreifend und psychisch labil war. Nachdem er mich eines Tages in seiner Wohnung eingesperrt hatte und ich über den Balkon in die Nachbarwohnung klettern musste, um raus zu kommen, beendete ich diese katastrophale Beziehung.
    Die darauffolgenden sechs Monate waren ein Horror. Überall wo ich hinging, lauerte er mir auf, schrie mir nach, wie sehr er mich nicht liebte, kaufte teure Geschenke, die er mir vor die Tür legte und flehte mich an, es mir noch einmal mit uns zu überlegen. Wenn ich allerdings damals gedacht haben sollte, dass dies schon der Höhepunkt sein würde, hatte ich mich gewaltig geirrt. Denn nach den sechs Monaten wandelte sich seine Liebe plötzlich in Hass um. Immer noch verfolgte er mich, hielt sich zwar mehr im Hintergrund, schickte mir aber Drohbriefe, legte verdorrte Blumen vor meine Tür und hatte mich einmal sogar, als wir „zufällig“ im selben Club aus waren, von oben bis unten mit einem klebrigen Cocktail beschüttet. Das Problem war, dass er gut reden konnte und es immer schaffte, jeden von seiner Unschuld zu überzeugen, sogar Freunde von mir, hinterfragten meine Geschichten. Dazu kam, dass er Polizist war, in der Staatsanwaltschaft tätig, und ich daher nicht allzu große Chancen sah, vom Staat in diesem Fall unterstützt zu werden.
    Erst in den letzten zwei Wochen war es still geworden um ihn und zwar unmittelbar nachdem ich auf Facebook gepostet hatte, dass ich mit Sebastian nach Rumänien fahren würde. Längst hatte ich ihn zwar aus meiner Online-Freundesliste entfernt, trotzdem wusste ich aber, dass er einen Weg finden würde, weiterhin mein Profil zu stalken.
    Michael weiß als einziger darüber Bescheid, dass ich lange schon in meinen besten Freund verliebt bin. In einem der vielen Schlussmachgespräche habe ich Sebastian sogar als Grund genannt, wieso es aus sein muss. Vielleicht hat er nun endlich verstanden, dass es keine Zukunft geben wird.
     
    „Erklär mir doch noch einmal, was du genau machst?“, unterbricht Sebastian meine Gedanken.
    „Vor circa drei Monaten habe ich mit zwei Freunden eine Idee geboren, genauer gesagt, eine App. Mit dem Konzept haben wir uns dann auf die Suche nach Sponsoren begeben und tatsächlich einen gefunden. Jetzt müssen wir den Plan nur noch umsetzen.“
    „Aha. Um was geht es in dieser App?“
    „Grob gesagt rechnet dir die App jeden Tag aufs Neue aus, wie wahrscheinlich es ist, dass Aktien, die du beobachtest, steigen oder fallen.“
    „Genau die richtige App für mich!“, lacht Sebastian laut auf, da er keine Ahnung von Aktien und Wirtschaftsdingen im Allgemeinen hat.
    „Krass, echt, wie die Zeit vergeht. Vorgestern waren wir noch in der Schule, gestern auf der Uni und heute schon in der Arbeitswelt“, fährt er fort.
    „Und wie läuft es eigentlich bei dir?“, frage ich zurück.
    „Mal besser, mal schlechter. Tagsüber arbeite ich in einer Kanzlei, ab fünf Uhr gehe ich dann auf die Uni lernen.“ Sebastian wollte ab seinem Schulabschluss kein Geld mehr von den Eltern annehmen und das, obwohl seine Familie bei weitem genug hat. Trotzdem entschied er sich sein Leben über Familiengeld und dem geringen Arbeitslohn, den ihm die Kanzlei zahlte, zu finanzieren. Immerhin hat er später genügend Berufserfahrung, schließlich studiert er das Fach Rechtswissenschaften.
    „Interessiert es dich überhaupt?“, frage ich etwas zu besorgt nach.
    „Mal mehr, mal weniger, ich glaube ich hätte doch lieber Medizin studiert. Aber nun ist es sowieso zu spät!“, entrüstet boxe ich ihm in die Seite.
    „Zu spät?! Du bist in der Blüte deines Lebens! Gerade in den Mittzwanzigern steht einem die Welt noch offen!“, meine ich und Sebastian zuckt die Schultern.
    „Du, was ganz anderes. Fällt dir eigentlich auch dieser schwarze BMW auf, der die ganze Strecke, schon von Wien weg, immer wieder mal hinter uns klebt? Ich erkenne das Kennzeichen, 3X3Y3R, wieder! Echt ein Zufall, dass der heute wieder hinter uns ist!“, ich blicke nach hinten und sehe das schwarze Auto circa dreißig Meter hinter uns fahren. Die Scheiben sind zu dunkel, als dass ich den Fahrer hätte erblicken können.
    „Bestimmt die Melanie!“, scherze ich und wir lachen.
     

Doppelbett ist
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