Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Fahrt ins Ungewisse

Fahrt ins Ungewisse

Titel: Fahrt ins Ungewisse
Autoren: Theo Vermont
Vom Netzwerk:
(un)erwünscht
     
    Weitere sechs Stunden später sind wir endlich am Ziel unserer Reise: das Schwarze Meer. Hier werden wir die nächsten Tage verbringen. Zu zweit. Ich, mit meiner großen Liebe. Hier werde ich es ihm sagen. Dass ich schwul bin. Vielleicht auch, dass ich ihn liebe.
    „Ich hoffe, das Hotel ist gut. Die Fotos, die ich per Mail bekommen habe, sahen jedenfalls schön aus!“, meint Sebastian und ich nicke. Doch als wir vor dem Straßenschild und der Hausnummer stehen, erschrecken wir.
    „Deswegen ist es so arg billig!“, entfährt es mir angesichts des herunter gekommenen Hauses, in der Nähe des Meeres. Die letzten Renovierungsarbeiten müssen schätzungsweise im letzten Jahrhundert stattgefunden haben.
    „Suchen wir lieber gleich was anderes?“, frage ich hoffnungsvoll.
    „Können wir gerne machen. Blöd nur, dass Hauptreisezeit ist, ob wir überhaupt ein anderes finden, das so nahe beim Strand ist?“, überlegt Sebastian laut.
     
    Eine Stunde später, nachdem wir jedes halbwegs erschwingliche Hotel der Umgebung abgegrast haben, gelangen wir wieder vor das Hotel.
    „Wie war das noch einmal? Du hast das Angebot per Post geschickt bekommen?“, frage ich nach.
    „Ja! Aber das machen wir nicht mehr, die Fotos stimmen mit der Realität schon mal gar nicht überein. Oder, noch besser, ich tätige keine Anzahlungen mehr im Voraus...“ Zumindest innen sieht das Hotel ein klein wenig einladender aus. Die Rezeptionistin, die kein Wort Englisch oder Deutsch spricht, informiert uns mit Handbewegungen über Frühstückszeiten und Zimmernummer. Endlich haben wir die Schlüssel in der Hand und können unsere Sachen in das Hotelzimmer schleppen.
    Nachdem wir zwei Stockwerke über ein marodes Stiegenhaus hinauf gelaufen sind, gelangen wir endlich vor die Tür mit der Nummer 13.
    „Schlimmer kann es auch nicht mehr werden, oder?“, ätzt Sebastian und sperrt auf. Ich trete als erstes ein und bin sofort unendlich enttäuscht. Kein großes Doppelbett, in dem ich mich an Sebastian herankuscheln wollte, befindet sich hier, sondern zwei einzelne, kleine Betten, je an einer Wandseite des Zimmers.
    „Du hattest unrecht, es geht schlimmer!“, mache ich meiner Enttäuschung Luft. Doch Sebastian hüpft schon auf eines der Betten und sieht mich rätselnd an.
    „Wieso meinst du? Ich finde das Zimmer nun nicht so schlecht. Ich habe Schlimmeres befürchtet!“, meint er naiv.
    „Auch wenn ich eigentlich ein Doppelbett Zimmer gebucht habe...“, hängt er an. Tja, das hatte ich auch gelesen, nachdem mir Sebastian die Email des Hotels weitergeleitet hat.
    „Gehen wir was essen? Ich hab Mörderhunger!“, schlage ich vor und wir beschließen, gleich loszugehen und dabei auch den Ort zu erkundigen.
     
    Wie nervös ich bin, wenn ich neben Sebastian gehe! Manchmal muss ich befürchten, dass er meine Gedanken lesen kann, dass er weiß, wie schlimm es um mich steht! Anstatt, dass ich es ihm endlich sage, führen wir belanglose Gespräche und ziehen über Frauen her, die an uns vorbei gehen. Vielleicht bin ich tatsächlich chancenlos.
    „Hey, da schau her! Hier ist ja wieder unser BMW!“, schreit Sebastian plötzlich auf. Wahrhaftig, in einer Seitengasse steht das geparkte, schwarze Auto mit dem Kennzeichen 3X3Y3R. Wir versuchen durch die verdunkelten Scheiben hindurch etwas zu sehen, doch der Fahrer hat sogar ein Sonnenschutzschild vor die große Fensterscheibe vorne gelegt. Durch einen Minischlitz hindurch kann ich auf den Beifahrersitz blicken und erschrecke. Die Kappe, die dort liegt, kenne ich bereits. Ich habe die gleiche vor einem Jahr meinem Ex Michael geschenkt, als Dankeschön, dass ich immer bei ihm in der schönen Wohnung sein konnte. Damals, als alles noch gut war.
    „Was hast du?“, fragt mich Sebastian.
    „Nichts. Es ist nur, dass ich diese Kappe einmal der Melanie geschenkt habe!“, meine ich.
    „Hey, wegen unserem Witz von vorher? Geh bitte, die fährt bestimmt nicht so ein Auto. Außerdem, woher sollte sie bitte wissen, dass wir hier sind? Und, was würde es ihr bringen?“
    „Facebook? Sie hat immer einen Weg gefunden, mich zu stalken. Aber du hast recht, bestimmt ist sie es nicht!“, beruhige ich mich. Denn, wie könnte das auch sein?
     

Nur keine Polizei!!
     
    Wir setzen uns in den Gastgarten einer kleinen Pizzeria auf einem belebten Platz und bestellen – ohne auf die Karte zu schauen – gleich zwei Riesenpizzen mit Schinken und Mais. Langsam wird es immer dunkler und wir beobachten
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher