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Fahr zur Hölle

Fahr zur Hölle

Titel: Fahr zur Hölle
Autoren: Kathy Reichs
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und Weste anzog. Bezaubernd. Die perfekte Ergänzung meines augenblicklichen hygienischen Zustands.
    »Wir müssen aufhören, uns immer so zu treffen.« Vor knapp einer Stunde hatten Joe und ich uns bei der Sandgrube verabschiedet.
    Der ältere Mann streckte die Hand aus. »Weaver Molene.« Molene hatte ein rotes Gesicht und schwitzte stark, sein Overall spannte, als würde er gleich zerreißen.
    »Temperance Brennan.«
    In Anbetracht der schwarzen Halbmonde unter Molenes Fingernägeln hätte ich das Händeschütteln gerne ausgelassen, aber ich wollte nicht unhöflich sein.
    »Sind Sie der Coroner?«, fragte er.
    »Ich arbeite für den Medical Examiner«, sagte ich.
    Molene stellte den Jüngeren als Barcelona Jackson vor. Jackson war sehr dünn und sehr schwarz. Und sehr, sehr nervös.
    »Jackson und ich arbeiten für die Firma, die diese Müllkippe betreibt.«
    »Beeindruckender Abfallhaufen«, sagte ich.
    »Das Gelände hat eine Kapazität von über zweieinhalb Millionen Kubikmetern.« Molene wischte sich mit einem schmuddeligen Taschentuch übers Gesicht. »Und dieser Kauz Jackson hier stolpert über den einen halben Quadratmeter, auf dem eine Leiche liegt. Oder vielleicht auch nicht. Wahrscheinlich liegen noch Dutzende da draußen.«
    Jackson hielt die Augen niedergeschlagen. Bei Molenes Worten hob er schnell den Blick und senkte ihn dann wieder auf seine Stiefel.
    »Berichten Sie mir, was Sie gefunden haben, Sir.«
    Obwohl ich Jackson angesprochen hatte, antwortete Molene.
    »Ist wahrscheinlich am besten, wir zeigen es ihnen einfach. Und zwar schnell.« Er steckte das Taschentuch wieder ein. »Der Sturm zieht ziemlich schnell auf.«
    Molene legte ein Tempo vor, das ich bei einem Mann seiner Masse für unmöglich gehalten hätte. Jackson stolperte hinter ihm her. Ich schloss mich ihnen an und versuchte, so gut wie möglich auf das unebene Gelände unter meinen Füßen zu achten. Warner und Hawkins bildeten die Nachhut.
    Ich hatte bereits in zugeschütteten Müllkippen gegraben und war vertraut mit diesem speziellen Aroma, einer zarten Mischung aus Methan und Kohlendioxid, mit Spuren von Ammoniak, Schwefelwasserstoff, Stickstoff, Chlorwasserstoff und Kohlenmonoxid als zusätzliche Highlights. Ich machte mich auf den Gestank gefasst. Doch er war nicht vorhanden.
    Gutes Geruchsmanagement, Jungs. Vielleicht war es aber auch Mutter Natur. Der Wind verwirbelte Staub zu kleinen Zyklonen und jagte Zellophanfetzen, Plastiktüten und zerrissenes Papier über die Landschaft.
    Unser Weg führte uns quer durch die noch aktive Verfüllung, einen Hügel hinunter und dann an Gelände entlang, das bereits geschlossen zu sein schien. Die älteren Erhebungen waren nicht mehr mit nackter Erde, sondern mit Gras bedeckt.
    Wir ließen das Rumpeln von Lastwagen hinter uns, dafür wurde das Jaulen feiner abgestimmter Motoren lauter. Ich nahm an, dass die Rennstrecke hinter einer Anhebung rechts von uns lag.
    Nach zehn Minuten blieb Molene am Fuß eines abgeflachten, kleinen Hügels stehen. Obwohl oben auf der Kuppe zaghaft Gras spross, war die Flanke direkt vor uns gefurcht und vernarbt wie eine von Jahrtausenden des Winds geformte Felsformation in der Wüste.
    Molene sagte etwas, was ich nicht verstand. Ich konzentrierte mich auf die bloß liegende Stratigrafie.
    Im Gegensatz zu Sandstein oder Schiefer, woraus metamorphes Gestein besteht, waren die Schichten dieses Hügels aus platt gedrückten Pontiacs und Matratzen, zerdrückten Pepsis, Pop-Tarts, Pringles und Pampers zusammengesetzt.
    Molene deutete auf einen Krater in einer braun-grünen Schicht knapp zwei Meter über unseren Köpfen, dann zu einem Gegenstand, der gut zwei Meter vor dem Fuß der Erhebung lag. Seine Erklärung ging in Donner unter.
    Egal. Es war offensichtlich, dass Jacksons »Leiche« von dem Hügel heruntergefallen war, wahrscheinlich hatte der gestrige Sturm sie herausgerissen.
    Ich ging zu dem Ding und kauerte mich hin. Molene, Warner und Hawkins kamen dazu, blieben aber stehen. Jackson hielt Abstand.
    Der Gegenstand war ein Fass, ungefähr fünfzig Zentimeter im Durchmesser und fünfundsiebzig Zentimeter hoch. Der Deckel lag seitlich daneben.
    »Sieht aus wie irgendein Metallbehälter«, sagte ich, ohne hochzusehen. »Er ist zu verrostet, um ein Logo oder eine Beschriftung erkennen zu lassen.«
    »Stellen Sie das Ding auf«, rief Molene. »Jackson und ich haben es umgekippt, um das Zeug im Inneren zu schützen.«
    Ich versuchte es. Es wog eine Tonne.
    Hawkins
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