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Fahr zur Hölle

Fahr zur Hölle

Titel: Fahr zur Hölle
Autoren: Kathy Reichs
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säuselte dem Präsidenten ihr Geburtstagsständchen. »Wasser? Limonade?«
    Gamble schüttelte den Kopf. »Nein, Ma’am.«
    Mrs Flowers blieb bewegungslos im Gang stehen.
    »Es ist vielleicht besser, wenn Sie die Tür schließen«, sagte ich freundlich.
    Mit lodernden Wangen tat Mrs Flowers wie erbeten.
    »Was kann ich für Sie tun, Mr Gamble?«
    Einen Augenblick starrte er nur seine Hände an. Überlegte er es sich vielleicht anders? Wählte er seine Worte?
    Ich wunderte mich über seine Zögerlichkeit. Immerhin war er zu mir gekommen. Warum diese Vorsicht?
    »Ich bin der Wagenheber für Stupaks Nummer 59.«
    Meine Verwirrung war anscheinend unübersehbar.
    »Die Sprint-Cup-Serie? Sandy Stupak?«
    »Er ist NASCAR-Fahrer?«
    »Oh, tut mir leid. Ja. Stupak fährt den Chevy Nummer 59 für Hilderman Motorsports. Ich gehöre zu seinem Boxenteam.«
    »Deshalb Ihr Foto im People.«
    Gamble grinste abfällig. »Die haben ’ne Doppelseite über Autorennen gemacht, und ich war zufällig auf einem der Fotos. Der Fotograf hatte Andy im Visier.«
    »Sind Sie wegen des Coca-Cola 600 in der Stadt?« Ich protzte mit meinem Miniwissen über NASCAR.
    »Ja. Aber eigentlich lebe ich in Kannapolis, gleich ums Eck. Bin dort aufgewachsen.« Wieder zögerte Gamble, die Situation war ihm offensichtlich unbehaglich. »Meine Schwester Cindi war zwei Jahre älter als ich.«
    Die Vergangenheitsform ließ mich vermuten, wohin das führen würde.
    »Cindi verschwand in ihrem letzten Highschooljahr.«
    Ich wartete eine weitere Pause ab.
    »Ich habe in der Zeitung gelesen, dass Sie auf der Müllkippe an der Rennstrecke eine Leiche gefunden haben. Ich frage mich, ob sie das vielleicht sein könnte.«
    »Wann verschwand Ihre Schwester?«
    »1998.«
    Molene dachte, die Tonne mit unserem/unserer Unbekannten stamme aus einer Schicht, die ungefähr zu dieser Zeit noch bloß lag. Ich behielt das für mich.
    »Erzählen Sie mir von ihr.«
    Gamble zog einen Schnappschuss aus seiner Tasche und legte ihn mir auf den Schreibtisch.
    »Das wurde nur ein paar Wochen vor ihrem Verschwinden aufgenommen.«
    Cindi Gamble sah aus, als hätte sie Werbung für Joghurt machen können. Ihre Zähne waren perfekt, ihre Haut war makellos und strotzte vor Gesundheit. Sie hatte eine blonde Kurzhaarfrisur und in jedem Ohr einen Silberring.
    »Sind das Autos auf ihren Ohrringen?« Ich gab ihm das Foto zurück.
    »Cindi wollte auf Biegen und Brechen NASCAR-Fahrerin werden. Fuhr seit ihrem zwölften Lebensjahr Gokarts und stieg dann auf in die Legends-Klasse.«
    Offensichtlich zeigte meine Miene wieder Unverständnis.
    »Kleine Einsitzerautos für Anfänger. Das Legends-Fahren ist ein gutes Training für Jugendliche, als Vorbereitung auf die echten Kurzstreckenrennen.«
    Ich nickte, ohne ihn wirklich zu verstehen.
    Gamble bemerkte das nicht. Sein Blick ruhte noch immer auf dem Foto in seiner Hand. »Komisch, wie das Leben sich entwickelt. In der Highschool ging’s bei mir nur um Football und Bier. Cindi trieb sich mit den Wissenschaftsfreaks rum. War versessen auf Autos und Motoren. NASCAR war ihr Traum, nicht der meine.«
    Obwohl ich unbedingt wollte, dass Gamble mit seiner Geschichte weitermachte, unterbrach ich ihn nicht.
    »Im Sommer vor ihrem letzten Schuljahr fing Cindi was mit einem anderen Möchtegernfahrer an, ein Kerl namens Cale Lovette. Im Herbst verschwanden dann Cindi und Cale. Einfach so. Spurlos verschwunden. Seitdem wurden sie nicht mehr gesehen.«
    Unsere Blicke kreuzten sich. In seinen Augen sah ich Besorgnis. Und wieder aufgebrochenen Schmerz.
    »Meine Leute drehten durch. Handzettel überall in der Stadt. Verteilten sie in Einkaufszentren.« Gamble wischte sich schweißfeuchte Hände an seiner Jeans ab. »Ich muss es einfach wissen. Könnte das meine Schwester sein?«
    »Wie kommen Sie auf den Gedanken, dass Cindi tot ist?«
    »Die Polizei sagte, die beiden hätten die Stadt zusammen verlassen. Aber Cindis Leben drehte sich nur um NASCAR. Ich meine, sie war ganz versessen aufs Fahren. Und wo kann man das besser tun als in Charlotte? Warum sollte sie sich einfach so aus dem Staub machen? Und sie ist nie irgendwo anders aufgetaucht.«
    »Gab es eine Ermittlung?«
    Gamble schnaubte verächtlich. »Die Bullen stocherten eine Weile herum und kamen dann zu dem Schluss, Cindi und Cale seien abgehauen, um zu heiraten. Sie war damals zu jung, um das ohne elterliche Erlaubnis tun zu dürfen.«
    »Sie bezweifeln diese Theorie?«
    Gamble hob und senkte die
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