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FABELhafte Geschichten (German Edition)

FABELhafte Geschichten (German Edition)

Titel: FABELhafte Geschichten (German Edition)
Autoren: Martina Pawlak
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Auch für sie selbst war es deutlich angenehmer und nicht mehr so kräftezehrend.Ich muss nicht immer ganz oben stehen, dachte sie, ein Stückchen tiefer kann ich auch noch etwas ausrichten.
    Ihre anfängliche Freude über diese Erkenntnis hielt hingegen nicht sehr lange an und schlug schnell in Bestürzung um.Die Sonne merkte plötzlich, dass ihre Kräfte immer weiter schwanden.Was war denn nur los?Gerade eben hatte sie doch noch hoch am Himmel gestanden und jetzt befand sie sich in einem rasanten Sinkflug, der sich nicht aufhalten ließ.
    Die Erde kam näher und näher. Schlagartig wurde der Sonne bewusst, dass sie ihrer Bahn folgen musste.Es gab nichts, was diesen Prozess aufhalten konnte.
    Einfach aufgeben kam für die Sonne jedoch nicht in Frage. Sie nahm noch einmal all ihre Kraft zusammen und spendete so viel Wärme, wie sie konnte. Aber sie wurde schwächer und schwächer und konnte sich kaum noch am Himmel halten. Schließlich spürte die Sonne, dass es keinen Sinn hatte, sich gegen den unvermeidlichen Untergang zu wehren.
    Noch ein letztes Mal schickte sie ihre warmen Strahlen über die Welt. Sie hatte Leben gespendet und Freude mit ihrem Dasein gebracht, viel Gutes und manchmal auch weniger Gutes bewirkt. Die Sonne warf einen wehmütigen Blick über die Welt. Es war an der Zeit zu gehen und begleitet vom Gesang der Vögel verschwand sie  hinter dem Horizont.
     
    ***

Paul und Paula
     
     
     
    Das letzte Herbstlaub fiel langsam zu Boden.Mutter Igel schaute zum Himmel, schnüffelte kurz und meinte: „Der Winter kommt ziemlich früh in diesem Jahr.Es wird Zeit, dass wir uns zum Winterschlaf zurückziehen."Prüfend blickte sie auf ihren Nachwuchs."Ihr habt euch doch satt genug gegessen, Kinder?", vergewisserte sie sich vorsichtshalber noch einmal. Fragend schaute sie Ole, Karl und Paul an.Die Drei wirkten wohlgenährt, und während Ole und Karl  folgsam nickten, war es  Paul, der aufbegehrte.
    „Ich bin aber noch gar nicht müde, Mama.Dieses Jahr will ich keinen Winterschlaf halten.Ich will wissen, wie der Winter aussieht.Die Meisen haben mir vom Schnee erzählt und wie schön dann die Landschaft aussieht.Ich will das auch mal sehen, Mama“, widersprach der junge Igel.
    Die Mutter seufzte.Es war immer dasselbe mit Paul.Ständig wollte er das Gegenteil von dem tun, was  sich eigentlich für einen anständigen Igel gehören würde.Paul hielt nichts vom Schlafen am Tag, Paul hielt nichts vom Zusammenrollen.Dass Paul jetzt die Winterruhe ablehnen würde, war für die Mutter keine große Überraschung.
    „Schluss jetzt, Paul!“, sagte die Mutter energisch, „Igel müssen Winterruhe halten, weil sie sonst nicht überleben können.Es ist zu kalt und sie finden keine Nahrung.“
    „Aber Mama, ich will ...“, versuchte es Paul noch einmal, wurde aber barsch von seiner Mutter unterbrochen.„Ich will, ich will …Du tust das, was sich für einen Igel gehört und damit basta“, und Mutter Igel scheuchte ihren Nachwuchs ins gut ausgepolsterte Winterquartier.
    Paul jedoch dachte gar nicht daran, zu gehorchen.Er wartete, bis die Mutter und seine Brüder eingeschlafen waren, dann schlich er sich leise davon.
    Was die Mutter nur immer hatte, stellte Paul kopfschüttelnd fest. Die Sonne lachte von einem strahlend blauen Himmel, wie sie es auch im Sommer tat.  Gut, der Wind war etwas kühler, als vor einigen Tagen,  aber das störte Paul nicht weiter.Er hatte vor, den Winter zu genießen und wenn im Frühjahr alle erwachten, wäre er längst wieder daheim. Niemand würde seine Abwesenheit bemerken.
    Neugierig und unbeschwert streifte Paul durch Wald und Feld und genoss die schönen Herbsttage.Er fand sogar noch problemlos Nahrung und zum Schlafen zog er sich in eine kleine Hecke am Feldrand zurück.Gelegentlich traf er unterwegs noch vereinzelte erwachsene Igel, die Paul mißbilligend ansahen.
    „Paul, geh nach Hause“, versuchten die alten Igel ihm ins Gewissen zu reden, „du wirst den Winter nicht überleben und außerdem schickt es sich nicht für einen jungen Igel, um diese Jahreszeit draußen herumzulaufen.Schämst du dich denn gar nicht?“
    Paul jedoch schlug alle Warnungen in den Wind.Warum nur wollten ihm alle vorschreiben, wie er zu leben hatte?Nur, weil es immer so war?Weil es sich für einen Igel einfach so gehörte?Nein, damit wollte er sich nicht abfinden.
    Eines Morgens rieb Paul sich nach dem Aufwachen verwundert die Augen.Seine vertraute Welt lag unter einer dicken Schneedecke und es
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