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FABELhafte Geschichten (German Edition)

FABELhafte Geschichten (German Edition)

Titel: FABELhafte Geschichten (German Edition)
Autoren: Martina Pawlak
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ja davor legen.“
    Es sprach sich sehr schnell herum, dass Paul heimgekehrt war und den Winter überlebt hatte.Da blieb es nicht aus, dass sich die Verwandtschaft in den folgenden Tagen förmlich die Klinke in die Hand in die Hand gab.
    Neugierig musterten die Igel Paula.Einige warfen ihr verächtliche Blicke zu, andere ignorierten sie völlig.Paula versuchte die offene Ablehnung zu ignorieren so gut es eben ging und war freundlich und höflich zu jedem, ganz wie es ihre Art war.Aber so viel Mühe sie sich auch gab, die Igel rümpften die Nase und wedelten sich gleich Luft zu, sobald Paula in der Nähe war.
    Paula hörte sehr wohl,wie hinter ihrem Rücken getuschelt wurde und war zutiefst verletzt, aber Paul zuliebe schwieg sie, immerhin war es ja seine Familie.
    Paul ist schon etwas Besonderes, dachte Paula.Er war so anders als die anderen.Er nahm sie so, wie sie war, fragte nicht, woher sie kam und es war ihm auch völlig egal, dass sie kein Igel war, sondern ein einfaches Schwein.
    Paul war blind für die Geschehnisse um ihn herum.Er war einfach nur glücklich, dass er wieder zu Hause und Paula bei ihm war.Paul zeigte ihr, wie er es versprochen hatte, die schönen Seiten des Sommers und merkte gar nicht, dass Paula immer stiller wurde.
    Eines Nachmittags, als Paul von seinen Streifzügen mit Paula zurückkehrte, rief seine Mutter ihn zu sich und kam direkt zur Sache.„Ich muss mit dir reden, Paul“, begann sie und fuhr mit kalter Stimme fort. „Es ist wegen Paula.Sie passt nicht zu uns.Sie stinkt, ist fett und schwerfällig, sie ist einfach unmöglich, Tante Olga meint das übrigens auch.Und einige Nachbarn haben sich auch schon beschwert.Sie muss gehen.Hast du gehört Paul, sie muss weg vonhier und zwar sofort.“
    Entsetzt schaute Paul seine Mutter an und konnte nicht glauben, was sie von ihm verlangte.„Aber Mama“, versuchte er zu widersprechen, wurde aber gleich von seiner Mutter unterbrochen.„Nein Paul, keine Diskussionen.Paula muss verschwinden", forderte sie und fügte etwas versöhnlicher hinzu, "Paul, mein Junge, sei doch vernünftig.Andere Mütter haben auch hübsche Tochter.Tante Olgas Tochter Marit hat übrigens ein Auge auf dich geworfen und sie würde dich gerne etwas näher kennenlernen, aber erst muss dieses stinkende Schwein gehen.“
    Paul war fassungslos.War das seine Mutter, die da sprach?Waren das die vertrauten Personen, von denen er stets geglaubt hat, sie in- und auswendig zu kennen, die nun so abfällig über Paula sprachen? Paul stellte seine Stacheln auf und sagte: „Wenn Paula gehen muss, dann gehe ich auch.Wenn sie hier nicht willkommen ist, will ich auch nicht bleiben.Wir finden schon einen Ort, an dem wir erwünscht sind.“Ihm stiegen die Tränen in die Augen.Er drehte sich um und rannte los um Paula zu suchen.
    Die Mutter sah ihm  nach.Er wird schon zur Besinnung kommen, dachte sie, irgendwann wird er merken, dass dieses Schwein einfach nicht zu einem Igel passt und sein Verhalten für einen Igel unmöglich ist.
    Paula wirkte erleichtert, als Paul ihr sagte, dass sie gehen würden.Dennoch bat sie ihn, seine Entscheidung noch einmal gründlichvon allen Seiten zu betrachten.„Paul, das ist immerhin deine Familie.Du gehörst zu ihnen.Hier ist dein zu Hause", gab sie zu bedenken.
    Doch Paul schüttelte energisch den Kopf.„Nein Paula, das ist nicht mehr meine Familie.Das waren die Worte von Fremden, die mich einfach nicht verstehen wollen.Wenn sie dich nicht akzeptieren können, kann ich nicht bei ihnen bleiben.Paula, ich möchte nie mehr ohne dich sein und werde mit dir gehen."
    Niemand hielt sie auf, als sie sich auf den Weg machten.Niemand verabschiedete sich von ihnen.
    Noch einmal blieb Paul stehen und sah zurück.Warum nur haben sie Paula nicht so gesehen, wie er sie sah?Dann hätten sie gewusst, welch liebenswertes Geschöpf Paula war.
    Paul und Paula verschwanden im  Wald und kehrten nie mehr zurück.Ihre Namen wurden in Igelkreisen  nicht mehr erwähnt.Beinahe schien es so, als hätten Paul und Paula nie existiert.
    Einige Jahre später machten Wildgänse auf dem Weg ins Winterquartier eine kurze Rast in der Nähe der Igel. Die Leitgans erzählte eine merkwürdige Geschichte. Als sie einen See überflogen, glaubte die Gans gesehen zu haben, wie dort ein Schwein und ein Igel gemeinsam um die Wette schwammen und sich lachend mit Wasser bespritzten.
    Die Igel aber schenkten der Geschichte der Leitgans kaum Beachtung.  Ein Schwein und ein Igel …  so ein Unfug.
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