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FABELhafte Geschichten (German Edition)

FABELhafte Geschichten (German Edition)

Titel: FABELhafte Geschichten (German Edition)
Autoren: Martina Pawlak
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steige, überlegte sie.Ich kann mir  die Welt dann auch  genauer ansehen.Wenn sie mir nicht gefällt, kehre ich einfach um.
    Zaghaft stieg die Sonne höher.Ihre Strahlen tauchten alles in ein warmes, goldenes Licht.Die Wärme, die nun von ihr ausging, löste auch die allerletzten Nebelfelder auf.Die Blumen öffneten noch ein wenig verschlafen ihre Blüten.Sofort begannen zahlreiche Bienen und Hummeln, eifrig nach Nektar zu suchen.Der Gesang der Vögel hatte sich mittlerweile zu einem wahren Vogelkonzert entwickelt.Die ersten Menschen kamen aus ihren Häusern und langsam füllten sich die Straßen.
    Die Sonne war überrascht.Offensichtlich war sie es, die das rege Treiben da unten auslöste.Was wohl passieren würde, wenn sie noch höher stieg?Einfach immer weiter, bis nach ganz oben?
    Zwar fürchtete sich die Sonne ein wenig, aber dennoch erklomm sie mutig den Himmel.Und mit jedem Zentimeter, den sie vorankam, spürte sie, wie sie an Kraft und Stärke gewann. Ihre Furcht hingegen verschwand.
    Die Sonne sah, wie sich ihr Pflanzen, Tiere und Menschen zuwandten.Ich bewirke etwas, dachte sie glücklich und ein kleines bisschen stolz.Voller Zuversicht stieg sie immer weiter und weiter.
    Doch plötzlich ging es nicht mehr höher.Die Sonne war zunächst ein wenig enttäuscht.Schade, dachte sie, aber ihr blieb nichts anderes übrig, als sich mit der erreichten Höhe  abzufinden.Immerhin stand sie direkt über der Welt und hatte einen guten Überblick.Stark und kräftig, wie die Sonne nun war, gab sie ihr Bestes und schien, was das Zeug hielt.
    Dabei merkte die Sonne  gar nicht, wie die Zeit verging. Zu sehr war sie damit beschäftigt, ihre Strahlen so weit es ihr möglich war, auszubreiten. Sie schien auf goldgelbe Kornfelder und grüne Wälder, spiegelte sich in kleinen Tümpeln und großen Seen.Selbst die verstecktesten  Winkel in den zahlreichen Dörfern und Städten erreichte sie.Zunächst spürte die Sonne  noch nicht, wie anstrengend das kräftige Scheinen auf Dauer war.Sie erfreute sich einfach an dem vielfältigen Leben, das unter ihr herrschte.
    Allerdings stellte die Sonne nach einiger Zeit fest, dass sich etwas veränderte.Es wurde ein wenig stiller und ruhiger.Die Lebendigkeit auf der Welt schien ein wenig nachzulassen.Die Blumen ließen die Köpfe hängen, von den Bäumen und Sträuchern hingen die Blätter schlapp herunter.Auch waren weniger Menschen zu sehen und selbst die Vögel, welche die Sonne mit ihrem Gesang bis hierher begleitet hatten, waren verstummt.
    Die Sonne blinzelte.Was war nur los da unten?Sie beugte sich ein Stückchen  weiter vor und da war es auch schon passiert.Ihre Strahlen trafen auf etwas Glitzerndes am Boden.Rauch stieg auf und in Windeseile breitete sich ein Feuer aus.Die Sonne erschrak.Das hatte sie nicht gewollt und starr vor Entsetzen musste sie mit ansehen, wie die von ihr entfachten Flammen, das Leben unter ihr auslöschten.
    Ich muss vorsichtiger sein, ermahnte sich die Sonne.Ich muss achtsam mit meiner Kraft umgehen und mehr Rücksicht nehmen.So wie ich Leben spende, kann ich es anscheinend auch wieder nehmen.
    Der Schock saß tief und die Sonne verlor ein kleines bisschen ihrer Unbekümmertheit.Sie beschloss, sich ein wenig zurückzunehmen, nur für eine kleine Weile.Das täte dem Leben da unten sicher ganz gut und auch sie selbst konnte eine kleine Verschnaufpause gut gebrauchen, denn sie musste sich doch eingestehen, dass es auf Dauer wirklich recht anstrengend war, stets mit vollem Einsatz zu scheinen.
    Die Sonne zog sich hinter einige Schäfchenwolken zurück und reduzierte damit ihre Energie.Dabei stellte sie jedoch schnell  erschrocken fest, dass sie gleich etwas  tiefer sank.So hatte sie sich das eigentlich nicht gedacht. Rasch versuchte sie wieder höher zu steigen, aber so sehr sie sich auch anstrengte, sie schaffte es einfach nicht mehr nach ganz oben.
    Fast wäre die Sonne in Panik geraten, doch als sie sah, wie die Welt unter ihr aufzuatmen schien, beruhigte sie sich wieder.
    Vielleicht ist es besser, nicht ständig ganz oben zu stehen, überlegte die Sonne.So wie es jetzt war, gefiel es ihr eigentlich auch recht gut und sie freute sich, dass es unter ihr wieder  lebhafter zuging.Die Pflanzen richteten sich wieder auf und die Menschen strömten in Eiscafés und Biergärten.Alle genossen die von der Sonne nun ausgehende  angenehme Wärme,  welche die fast schon unerträgliche Hitze ablöste.
    Zufrieden stellte die Sonne fest, dass es gut zu sein schien.
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