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Exil

Exil

Titel: Exil
Autoren: Jakob Ejersbo
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… deine Mutter mal gesehen?«
    »Ich war mal oben – Marcus hat mich hochgefahren.«
    »Und?«
    »Sie ist jetzt eine weiße Farmersfrau. Superkolonialistin. Sie lebt es verdammt noch mal aus.« Er steckt sich eine weitere Zigarette an – ich glaube, um mich nicht ansehen zu müssen. Er raucht, ohne ein weiteres Wort zu sagen. Soll ich von meinen Eltern erzählen? Nein, sein Päckchen ist ohnehin schon groß genug. Er sitzt vornübergebeugt auf der Bank, die Ellenbogen auf den Schenkeln. Mit einem Mal fängt er wieder an, als würde er mit sich selbst reden: »Und ganz plötzlich zeigt es sich, dass die eigenen Eltern Idioten sind. Also, sie sind … Kinder. Dumme Kinder, lächerlich.«
    »Ja«, sage ich. »Ich will jedenfalls nicht so werden, wenn ich erwachsen bin – lieber werde ich überhaupt nicht erwachsen.«
    »Du sagst es«, erwidert er tonlos.
    »Sie haben mich als Baby hierher geschleppt, und jetzt, nach so vielen Jahren, reden sie darüber, mich nach England zu schicken. Würdest du gern wieder zurück nach Dänemark?«
    »Weiß ich nicht so genau.«
    »Schwer zu sagen, wie es da ist, oder?«
    »Kalt«, sagt er.
    »Ja.« Er dreht den Kopf, schaut mich von unten an und lächelt: »Willst du mal fahren?«
    »Na klar.« Jetzt liegen seine Finger auf meinem Bauch. Ich lenke das Motorrad auf die Lema Road; wenn man schnell genug fährt, knallen die Reifen nicht in die Schlaglöcher – man fliegt geradezu darüber hinweg.
    Der Fluss
    Samstagnachmittag sitze ich mit Panos an der Flussböschung und rauche.
    »Benimmt Stefano sich anständig?«, erkundigt sich Panos.
    »Anständig?«
    »Setzt er dich unter Druck?«
    »Nein.«
    »Okay«, sagt Panos.
    »Wieso fragst du, ob er mich unter Druck setzt?«
    »Ich kenne Stefano schon mein ganzes Leben. Wenn er sich nicht wie ein totales Arschloch aufführt, ist das immer so eine Art Gotteswunder«, erwidert Panos und geht.
    Als ich zurück zum Kiongozi-Haus gehe, treffe ich Stefano am Fußballplatz, auf dem ein paar Typen kicken. Er streichelt meine Hüfte, küsst mich.
    »Wir sehen uns heute Abend, Schatz«, sagt er.
    »Ja.« Aus den Augenwinkeln bemerke ich, dass Truddi uns anstarrt.
    »Und dann werden wir’s uns gemütlich machen«, fügt er hinzu. Ich antworte nicht. »Ich will nicht, dass du dich ständig mit Panos und Christian herumtreibst.«
    »Panos ist mein Freund.« Die Tabakfarm von Panos’ Eltern grenzt an die Farm von Stefanos Eltern.
    »Ja, aber jetzt bist du mit mir zusammen«, erklärt er.
    »Ja, ja, natürlich.«
    Während des Abendessens im Speisesaal stellt sich Owen neben mich, legt seine Hände auf den Tisch und beugt sich vor, bis er mir ins Gesicht sehen kann. Um uns herum verstummen alle, um zuhören zu können.
    »Samantha«, sagt er. »Ich habe dich heute auf diesem Motorrad gesehen. Du bekommst eine Verwarnung. Und beim nächsten Mal Hausarrest.« Er sieht mich an, ich sehe ihn an.
    »Okay«, antworte ich und blicke wieder auf meinen Teller, spieße ein Stück Bratkartoffel mit der Gabel auf, stecke es in den Mund, kaue. Owen steht noch immer neben mir. Ich würdige ihn keines Blickes. Ich werde ihm nicht seine kleinen machtgeilen Eier schaukeln.
    »Beim nächsten Mal Hausarrest.«
    »Okay.« Er verschwindet.
    Eine Verwarnung, weil ich Motorrad gefahren bin. Wie banal.
    Hormone
    »Komm schon, Samantha. Nur ein bisschen anfassen«, quengelt Stefano. Wir liegen im Dunkeln auf dem Fußballplatz, die Lichter der Schule sind nur zu ahnen.
    »Warum?«
    »Ich liebe dich, wenn du es tust.«
    »Nur, wenn ich es mache?«
    »Nein, aber … komm schon.«
    »Soll ich … mit der Hand?«
    »Ja, fass ihn an.«
    »Ich will ihn aber nicht anfassen.«
    »Warum nicht. Er ist sauber.«
    »Fass ihn doch selbst an.« Ich will lieber eine Zigarette.
    Ich setze mich mit dem Rücken zu ihm. Wieso kann Stefano mich nicht einfach umarmen? Mir einen Kuss geben? Er denkt nur daran, wie er mich flachlegen kann, wie er an meine Titten kommt, wie er mich dazu bringt, seinen Schwanz anzufassen. Das hat nichts mit Gefühlen zu tun, das weiß ich genau. Er hat es nicht unter Kontrolle.
    »Eine Zigarette«, sagt er, kuschelt sich in dem ausgedörrten Gras des Fußballplatzes an mich und holt eine Zigarette aus der Tasche. »Okay, hier«, er fasst um mein Handgelenk.
    »Wo ist sie?«
    »Mann, ich will sie dir doch gerade geben.« Er führt meine Hand.
    »Iiih!« Sein steifer Schwanz an meinen Fingern; er hat sich die Hose heruntergezogen, das Geräusch hatte ich gehört. Ich
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