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Ewiges Verlangen

Ewiges Verlangen

Titel: Ewiges Verlangen
Autoren: Laura Wright
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sollten, etwas für sich. Und Nicholas neigte nicht dazu, die Realität zu ignorieren. Das hatte es ihm als Balas ermöglicht, sich und seine Mutter am Leben zu erhalten und mit Kleidung und Nahrung zu versorgen. Und noch wichtiger war, dass es sie vor der Credenti und, später, vor dem Orden bewahrt hatte, vor den zehn reinblütigen Vampiren, die in die mittlere Welt übergewechselt waren und dennoch die Gesetze machten, Gesetzesbrecher bestraften und alle Vampir- Credenti der Welt beherrschten.
    Nicholas nickte. »In Ordnung. Er bleibt. Aber ich möchte ihn zuerst sehen und mit ihm reden.«
    »Wirst du ihn umarmen?«, fragte Lucian gedehnt. »Ihm sagen, dass alles gut wird? Vielleicht dein Mitgefühl zeigen?«
    Nicholas ließ sich auf keinen weiteren Wortwechsel ein. Er hatte sich vollkommen unter Kontrolle. So hatte er in seinem Geist, in den Erinnerungen, die dort lauerten, überlebt. »Das reicht. Öffne die Tür, kleiner Bruder.«
    Lucian wandte sich mit spöttischem Schnauben um und gab den Code ein. Als die Tür freigegeben war, umfasste er den massiven Griff und zog daran. Die Brüder traten ein. In dem kleinen Raum wirkten ihre Körper plötzlich noch wuchtiger. Nicholas sah sich um. Zuerst bemerkte er Alexanders alten Diener, Evans, einen kahlköpfigen Unreinen, der erst vor zehn Jahren einer Credenti in Maine entkommen und von Alexander im Central Park gefunden worden war.
    Evans schritt vor dem Käfig auf und ab, der in die Felswand geschnitten war. Bis auf die drei gut dreißig Zentimeter starken, in eine mit drei Schlüsseln zu öffnende und mit einem Alarmcode und Netzhauterkennung versehene Stahltür eingeschweißten Eisenstangen wies das Gefängnis keine Fenster auf.
    »Öffnen Sie die Tür, Evans«, befahl Lucian schroff.
    Der alte Unreine blieb augenblicklich vor Alexanders Gefängnis stehen. Er mied den Augenkontakt, wie die meisten Männer, die den Roman-Brüdern begegneten. Es war die Angst vor ihrem Vater, dem Ahnen, vor dem, wer und was er war, die selbst in jenen zwingend vorhanden blieb, die den Credenti entkommen waren. »Es tut mir leid, Sir. Er möchte nicht gestört werden.«
    Lucian neigte den Kopf auf die Seite. »Das kümmert mich wirklich einen Dreck.«
    »Ruhig Blut, Lucian«, sagte Nicholas mit gelassener Stimme. Er wusste, dass der alte Vampir seinen Herrn, der ihn aufgenommen und ihm ein neues Leben geschenkt hatte, nur beschützte. »Treten Sie beiseite, Evans.«
    »Aber, Sir …«
    »Ich bin ein Gentleman, Evans«, fuhr Nicholas unbekümmert fort, »und würde Ihnen das Blut relativ schmerzlos aussaugen, aber Lucian besitzt, wie Sie wissen, wenig Selbstkontrolle.«
    Evans erbleichte. »Ja, Sir.«
    »Tun Sie es«, sagte Lucian. »Sofort.«
    Der Diener tat mit zitternden Händen, wie ihm geheißen, stellte den Alarm ab, löste die Netzhauterkennung aus, fummelte mit den Schlüsseln herum und öffnete die Tür. Dann trat er zurück, ohne einen der Brüder anzusehen, und beobachtete, wie die Tür zur Seite glitt.
    In dem Käfig war es stockdunkel und kalt, und es roch nach Desinfektionsmittel – genau wie Alexander es mochte. Lucian trat zuerst ein, befand sich aber kaum fünf Sekunden im Raum, als er schon eine Reihe von Flüchen ausstieß.
    Nicholas trat sofort neben seinen Bruder. »Was ist los?« Als er den Grund für den Gefühlsausbruch begriff, verließ er die Höhlung in der Felswand und trat unmittelbar zu Evans. Seine Nasenflügel bebten. »Wo ist er?«
    Evans’ gesamter Körper zitterte vor Angst. »Ich konnte ihn nicht aufhalten. Ich …«
    »Sehen Sie mich an, Unreiner!«, forderte Nicholas. Evans blickte flackernd auf. Er sah Lucian auf sich zukommen und schien einer Ohnmacht nahe.
    »Wie lange?«, wiederholte Nicholas.
    »Eine Stunde«, krächzte Evans.
    »Mist!«
    Nicholas wandte sich um, als er Lucian hörte. »Er ist auf der Jagd.«
    Lucians Fänge wuchsen, während er den Diener finster ansah. »Sie törichter kleiner Mist…«
    Nicholas hielt ihn zurück. »Keine Zeit. Wir müssen ihn finden. Keine Frau ist vor ihm sicher.«
    Walter Wynn
Psychiatrie im vierten Stock
    »Schließt sie ein und seht alle fünfzehn Minuten nach ihr.«
    Dr. Sara Donohue warf noch einen Blick auf ihre neueste Patientin, bevor sich die schwere Holztür schloss. Pearl McClean saß auf einer Doppelmatratze, die Beine gekreuzt, das Kinn auf der Brust und dank eines leichten Sedativums zum ersten Mal ruhig, seit sie vor einer Stunde von der Notaufnahme hier eingetroffen war. Das
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