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Ewige Treue

Ewige Treue

Titel: Ewige Treue
Autoren: Sandra Brown
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nicht, Griff. Ich darf Sie doch Griff nennen, oder? Ich glaube, dies ist ein guter Zeitpunkt, zum Vornamen zu wechseln, meinen Sie nicht auch?«
    In Speakmans Augen spiegelte sich das helle Licht, das durch die Fenster fiel. Es waren klare, intelligente Augen. Keine Spur von Wahnsinn, auch kein wildes Feuer, das auf eine Geisteskrankheit schließen lassen würde. Griff fragte sich, ob Mrs Speakman das bewusst war. Scheiße, er fragte sich, ob es überhaupt eine Mrs Speakman gab. Vielleicht war der Millionär nicht nur zwanghaft pingelig, sondern lebte noch dazu in einer Phantasiewelt.
    Als Griff die Frage nach dem Vornamen nicht beantwortete, löste sich Speakmans Lächeln in Enttäuschung auf. »Bleiben Sie wenigstens noch, bis ich Ihnen mein Anliegen erklärt habe. Ich fände es schrecklich, wenn ich den ganzen Text umsonst einstudiert hätte.« Er lächelte kurz. »Bitte.«
    Auch weil Griff nach der Abfuhr, die er dem Mann erteilt hatte, Gewissensbisse hatte, kämpfte er den starken Drang nieder, sofort zu verschwinden, und kehrte zu seinem Sessel zurück, wo er sich wieder setzte. Als er sich zurücklehnte, merkte er, dass er vor Nervosität den Hemdrücken durchgeschwitzt hatte. Sobald er sich mit Anstand verziehen konnte, war das Adios fällig.
    Speakman eröffnete den Dialog erneut, indem er sagte: »Ich kann keine Kinder zeugen. Nicht auf natürlichem und auch nicht auf künstlichem Weg.« Er verstummte, wie um seinen Worten Nachdruck zu verleihen. »Falls ich Spermien produzieren könnte«, ergänzte er leise, »würden Sie und ich dieses Gespräch nicht führen.«
    Griff wäre das eindeutig lieber gewesen. Es war nicht leicht, einem Mann ins Gesicht zu sehen, der gerade erklärte, dass er seine Manneskraft verloren hatte. »Okay. Sie brauchen also einen Spender.«
    »Sie haben von einer Samenbank gesprochen.«
    Griff nickte knapp.
    »Laura – so heißt meine Frau. Sie und ich wollten diesen Weg nicht gehen.«
    »Warum nicht? Die meisten sind doch relativ seriös, oder? Zuverlässig? Sie testen die Spender doch. Und so.«
    Griff wusste nur wenig über Samenbanken und interessierte sich eigentlich nicht dafür, wie sie funktionierten. Ihn beschäftigte eher, was Speakman zugestoßen und wie er in diesem Stuhl gelandet war. War er schon immer querschnittsgelähmt gewesen oder war er das erst seit Kurzem? Litt er an einer verkrüppelnden, degenerativen Krankheit? War er vom Pferd gefallen? Oder was?
    »Viele Paare behelfen sich mit einem Samenspender, wenn der männliche Partner so wie ich unfähig ist, Kinder zu zeugen«, erläuterte Speakman. »Meist mit Erfolg.«
    Jedenfalls schien ihm die Sache nicht peinlich zu sein oder ihn zu verunsichern, das musste Griff ihm zugutehalten. Er bezweifelte, dass er mit der Situation genauso freimütig umgegangen wäre, wie Speakman es anscheinend tat, wenn er in dessen Lage gewesen wäre und jemanden wie Manuelo gebraucht hätte, der »für ihn sorgte«. Eindeutig hätte er nicht so offen darüber sprechen können, schon gar nicht mit einem anderen Mann. Vielleicht hatte Speakman sich einfach in sein Schicksal gefügt.
    Er sagte gerade: »Laura und ich möchten unbedingt ein Kind, Griff.«
    »M-hm«, sagte Griff, weil er nicht wusste, was er sonst sagen sollte.
    »Und wir möchten, dass unser Kind mir ähnlich sieht.«
    »Okay.«
    Speakman schüttelte den Kopf, als hätte Griff immer noch nicht kapiert. Was er auch nicht hatte, wie er merkte, als Speakman sagte: »Wir möchten, dass alle glauben, es wäre mein Kind.«
    »Interessant«, sagte Griff, aber das Wort hörte sich fast an wie eine Frage.
    »Das ist uns extrem wichtig. Ungeheuer wichtig. Genauer gesagt unerlässlich.« Speakman reckte den Zeigefinger wie ein Politiker vor dem Kernsatz seines ganzen Wahlkampfes. »Niemand darf daran zweifeln, dass ich der Vater des Kindes bin.«
    Griff zuckte mit den Achseln. »Ich werde bestimmt niemandem was verraten.«
    Speakman entspannte sich und lächelte. »Exzellent. Wir bezahlen Sie nämlich auch für Ihre Diskretion, nicht nur für Ihre … Hilfestellung.«
    Griff lachte kurz und wehrte mit erhobenen Händen ab. »Moment mal. Als ich gesagt habe, dass ich niemandem was verraten würde, habe ich damit gemeint, dass ich niemandem was von diesem Gespräch erzählen werde. Ehrlich gesagt möchte ich gar nicht mehr erfahren. Lassen Sie uns dieses … äh … Vorstellungsgespräch beenden, okay? Sie behalten ihre hundert Riesen, ich behalte mein Sperma, und dieses Treffen
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