Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ewige Schreie

Ewige Schreie

Titel: Ewige Schreie
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
laufen, so einen großen Durst hatte er. Nachdem die Dose leer war, fühlte er sich ein wenig besser. Er stützte die Hände auf die Spüle und schaute aus dem Fenster nach draußen. Dort stand sein Wagen, ein Opel Caravan. Er hatte ihn bei der Ankunft nicht in die Garage gefahren, so daß der Wagen ziemlich günstig stand, um die Leiche im Fond zu verstauen.
    Er wollte warten, bis sich die Dunkelheit oder zumindest die Dämmerung über das Land gesenkt hatte. So lange mußte er noch mit der Toten allein unter einem Dach bleiben.
    In der Küche stand ein Stuhl. Erschöpft ließ er sich auf ihn sinken und streckte die Beine aus. Als er den Blick hob, konnte er durch die halb offenstehende Tür schauen und seine tote Frau in der Diele sehen. James McMullogh schüttelte sich. Er konnte diesen verzerrten Gesichtsausdruck nicht mehr ertragen, es brachte ihn fast um, und er trat gegen die Tür, so daß sie mit einem lauten Knall ins Schloß fiel. Das Grab ist schon fertig!
    An diese Stelle des Abschiedsbriefes mußte er immer denken. Wer hatte es geschaufelt, wenn es bereits fertig war? Es gab in Walham einen Totengräber, er erledigte die Arbeit als Nebenjob, aber James konnte sich kaum vorstellen, daß dieser Mann für Gladys ein Grab geschaufelt hatte.
    Nein, das nicht.
    Und noch etwas sollte er tun.
    Ihr einen Pflock ins Herz schlagen!
    Warum hatte sie so eine Forderung gestellt? Sie war tot und auch kein Vampir, den man auf diese Art und Weise von seinem untoten Dasein in den endgültigen Tod beförderte.
    Rätsel über Rätsel. Und vor allen Dingen Rätsel, die blieben, denn er fand für sie keine Lösung. Der ganze Vorgang war so unwahrscheinlich, so irreal, daß er ihn überhaupt nicht richtig begriff. Die Gedanken und Vermutungen verwirrten ihn und zeichneten ein schiefes Bild. Es war so verschwommen und teigig, daß er irgendwann den Überblick verlor und auch nicht mehr weiter denken konnte. Die Natur forderte ihr Recht. James McMullogh fielen die Augen zu. Draußen wanderte die Sonne nicht nur weiter, sondern auch tiefer. Sie senkte sich dem westlichen Horizont zu und war schließlich nur noch als eine Halbkugel zu sehen, die weiterrutschte, so daß die Dämmerung Einzug halten konnte.
    Irgendwann schreckte James McMulogh hoch. Seine erste Reaktion, nachdem er die Augen aufgeschlagen hatte, war der Ruf nach seiner Frau.
    »Gladys?«
    James bekam keine Antwort, öffnete die Augen weiter, rutschte zur Seite, wollte sich abstützen und wäre fast vom Stuhl gefallen, denn er hatte nicht mehr damit gerechnet, wo er saß.
    Erst als seine Hand den Boden berührte, schreckte er hoch. Sein Blick fiel zufällig auf die leere Bierdose, und sofort war die Erinnerung wieder da. Gladys war tot!
    Ein grausames Schicksal hatte sie ihm genommen. Selbstmord. Er hatte sie in einer Schlinge hängend gefunden und nach unten getragen. Jetzt sollte er sie wegschaffen, auf einen Friedhof, sie zudem noch pfählen und in ein schon ausgehobenes Grab legen.
    Die Schatten der Dämmerung lagen über dem Ort und fanden auch ihren Weg in die kleine Küche.
    James McMullogh erhob sich, öffnete die Tür und sah die Tote auf dem Boden hocken.
    Sie war zusammengefallen, berührte zwar mit dem Rücken noch die Wand, doch sie hatte inzwischen eine Schräglage eingenommen, so daß sie irgendwann kippen würde.
    McMullogh ging zur Haustür und öffnete sie. Da er genau wußte, was er zu tun hatte, wollte er nicht, daß irgendwelche Nachbarn ihm zusahen, wenn er seine tote Frau in den Kofferraum legte.
    Von gegenüber hörte er Stimmen. Die Nachbarn hielten sich jedoch im Garten auf. Dort brannte auch Licht. James erkannte einen schwachen Schein, der seinen Weg um die Hausecke suchte.
    Als er Schritte vernahm, drehte er sich um. Die Familie, die zwei Häuser weiter in der gleichen Reihe wohnte, kehrte von einem Spaziergang zurück. Ein älteres Ehepaar, sehr nett, normalerweise hätte James sich auch mit den Leuten unterhalten, heute ging es nicht. Er zog sich hastig zurück und warf die Tür zu. Mit dem Rücken preßte er sich gegen das Holz, als hätte er Angst, die beiden könnten von außen die Tür aufstemmen.
    Die gingen jedoch vorbei. James hörte, daß sein Name fiel, dann verklangen die Schritte.
    Er wartete noch zwei Minuten und öffnete abermals die Tür. James schaute nach draußen. Diesmal war die Luft rein. Keine Spaziergänger weit und breit, er konnte es riskieren. Er ging hastig die zwei Schritte zurück, wuchtete die Tote hoch, und
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher