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Ewige Schreie

Ewige Schreie

Titel: Ewige Schreie
Autoren: Jason Dark
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wissen können, daß uns die Wege einmal wieder so dicht zusammenführen würden. Ich warf einen Blick auf die Uhr.
    Es war genau drei Minuten vor zwölf. Meine Güte, hatte ich geschlafen, da bekam man direkt ein schlechtes Gewissen.
    »Willst du frühstücken oder zu Mittag essen?«
    »Direkt warm.«
    Meine Mutter ging zur Tür. »Ach so«, sagte sie noch, als sie den Griff bereits in der Hand hielt. »Da ist Besuch für dich. Ein Mädchen, Helen, sie…«
    »Richtig, ich wollte sie ja mitnehmen.«
    »Ihr Bus fährt in einer halben Stunde…«
    »Sag ihr, daß wir die Zeit noch einholen.«
    Meine Mutter lächelte. »Wie du meinst, John.«
    Ich duschte mich und spürte die Energie, die in meinem Körper steckte. Der Schlaf hatte gutgetan. Ungemein erfrischt fühlte ich mich. Mit dem Trinken hatte ich mich am Abend auch zurückgehalten, so daß ich keinen schweren Kopf hatte.
    Ein Blick aus dem Fenster zeigte mir, daß es wieder warm war. Eine prächtige Sonne stand am Himmel und goß ihren goldenen Schein über die etwas tiefer liegenden Dächer der Häuser, die zum Ort Lauder gehörten.
    Ich dachte an meinen Freund und Kollegen Suko. In London war das Wetter ebenfalls prächtig, nur mußte der Inspektor in unserem gemeinsamen Büro hocken und schwitzen.
    Damit hatte ich nichts am Hut.
    Ich stieg in die helle Leinenhose, zog das gestreifte Hemd über und nahm die leichte Jacke über den Arm. Die Reisetasche hatte ich bereits gepackt. Sie nahm ich ebenfalls mit nach unten, wo meine Eltern mit dem Essen warteten.
    Sie hatten das Mädchen eingeladen, zu bleiben. Helen hatte gern angenommen, und sie bot in der Tat einen erfreulichen Anblick. Sie trug eine weiße Hose, die an den Knien endete und über dem Oberkörper ein rotes Sonnentop, das von zwei dünnen Trägern gehalten wurde. Auf einen BH hatte sie verzichtet. Deutlich zeichneten sich die Umrisse des Busens unter dem dünnen Stoff ab.
    Zur Kleidung gehörte noch eine weiße, leichte Leinenjacke, die über der Lehne eines leeren Stuhls hing.
    »Sie haben ja lange geschlafen«, begrüßte sie mich und reichte mir die Hand.
    »Ja, das tat mal richtig gut.«
    »Bekommst du sonst so wenig Schlaf?« fragte mich meine Mutter besorgt.
    »Es reicht aus.«
    »Dann setz dich mal und iß.«
    Sie konnte sich einfach nicht daran gewöhnen, daß ich inzwischen erwachsen war. Aber so sind Mütter nun einmal. Die Kinder bleiben für sie eben Kinder, auch wenn sie noch so alt sind.
    Es gab Lammeintopf, der hervorragend schmeckte. Sie kannte noch meine Lieblingsgerichte, und sie freute sich, als ich so kräftig zulangte. Auch meinem Vater und Helen schmeckte es. Die beiden aßen um die Wette.
    Ich erfuhr, daß Helen mit vollem Namen Cloud hieß. In Walham wohnte sie bei ihren Eltern. Das Studium hatte sie in Glasgow begonnen, und sie würde es auch dort fortsetzen, wenn das nächste Semester anfing. Der Platz war ihr sicher.
    »Nachschlag?« fragte meine Mutter.
    Ich nickte. Alle staunten, was ich so verputzen konnte, aber ich hatte in der Tat großen Hunger.
    Nach dem Essen gab es Erdbeeren mit Eis. Auch davon schaffte ich noch eine Portion. Dann saßen wir zusammen und unterhielten uns. Uber meinen Job sprachen wir nicht, dafür über Lauder und über meinen Vater, der hier zahlreiche Ehrenämter innehatte und auch in den Stadtrat gewählt worden war.
    »Er kann es eben nicht lassen«, beschwerte sich meine Mutter, lächelte jedoch dabei.
    »Ich wollte, mein Vater wäre ebenso gewesen«, sagte Helen. »Leider ist er tot.«
    »Das tut uns leid«, sagte ich.
    Das Mädchen hob die Schultern. »Es ist noch nicht lange her. Die Umstände waren schrecklich. Ich selbst habe auch nur davon gehört, weil ich mich auf einer Studienreise befand.«
    »Wie ist er denn gestorben?« erkundigte ich mich. »Durch einen Unfall vielleicht?«
    »Nein. Man munkelt etwas von einem Selbstmord.«
    Für eine Weile schwiegen wir betroffen. Bis ich einen Blick auf die Uhr warf und damit zu verstehen gab, daß es Zeit für den Abschied war. Meiner Mutter ging es gegen den Strich. Ich sah das verräterische Glänzen in ihren Augen und tröstete sie mit den üblichen Worten.
    »Ich komme euch ja wieder besuchen, keine Angst. Schließlich bin ich nicht aus der Welt.«
    »Das sagst du immer.«
    »War ich nicht gestern auch da?«
    Mary Sinclair lächelte. »Darüber habe ich mich auch sehr gefreut, mein Junge.«
    Meine Eltern brachten uns zum Wagen. Mutter umarmte mich, von meinem Vater bekam ich einen
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