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Ewig sollst du bueßen

Ewig sollst du bueßen

Titel: Ewig sollst du bueßen
Autoren: Allison Leotta
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morgens noch nicht zu Hause gewesen sind. Die stopfen alles in
sich rein, Kekse, Bonbons, sogar alte Pizza. Die hier hat aber trotzdem keiner
angerührt.«
    Nick schluckte einen großen Bissen hinunter. »Ich wette, das liegt
an dem alten Klischee von den Polizisten und den Donuts. Mmmh«, sagte er und
leckte seine Finger ab. »Ihr Problem.«
    Sie lachte und nahm sich einen mit Zuckerglasur.
    Â»Iss nicht zu viel«, warnte Nick, »sonst hast du beim Abendessen
keinen Appetit mehr.«
    Â»Das ist mein Abendessen.«
    Â»Oh nein, so leicht kommst du mir nicht davon, Anna Curtis. Ich habe
dich gefragt, ob wir gemeinsam zu Abend essen wollen. Du hast zugesagt. Ein
Strafverfolger hat eine gewisse Verpflichtung zur Aufrichtigkeit gegenüber
Strafverteidigern. Jetzt zu kneifen würde als standeswidriges Verhalten des
Strafverfolgers gewertet werden.«
    Anna lachte. »Ich glaube nicht, dass Leute aus meinem Haus mit
Leuten aus deinem Haus zu Abend essen.«
    Â»Ich versuche nicht, einen historischen Friedenspakt zu schließen.«
    Â»Ich sage es ja nur. Ich bin mir nicht sicher, ob es ratsam wäre,
mit dir auszugehen.«
    Â»Wir gehen nicht aus. Ich will einfach nur mal wieder mit einer
alten Freundin plaudern.«
    Sie schaute auf die Uhr, um sich einen Augenblick zu sammeln. Es war
jetzt kurz nach sechs. Normalerweise blieb sie bis nach neun im Büro. Mit Nick
essen zu gehen war wahrscheinlich keine so gute Idee. Auf beruflicher Ebene
machte es sie nervös, sich mit einem Strafverteidiger zu treffen. Auf der
persönlichen Ebene war es nicht gerade weise, noch mehr Zeit mit einem so
attraktiven Gegner zu verbringen. Für sie war es schon schwierig genug, Männern
zu trauen, die sich nicht bei einer Strafsache auf der anderen Seite befanden.
    Â»Es gibt keine Regel, die untersagt, dass sich ein Strafverfolger
und ein Pflichtverteidiger beim Essen unterhalten«, fuhr Nick fort. »Und wir
werden sowieso nicht über den Fall reden. Es ist einfach schön, sich mit einem
anderen Abgänger der Harvard Law School auszutauschen, der es vorgezogen hat,
dem Gemeinwohl zu dienen anstatt einer Firma. Auch wenn wir auf
entgegengesetzten Seiten des Gerichtssaals arbeiten.«
    Anna fiel auf, wie ruhig das Büro nach sechs Uhr war. Nick hatte
recht. Es war nichts dabei, wenn sie zusammen essen gingen.
    Â»Was schwebt dir vor?«, fragte sie.
    Sie gingen ins Lauriol Plaza, ein beliebtes mexikanisches
Restaurant im Adams-Morgan-Viertel. Hier trafen sich ganze Meuten von jungen
Berufstätigen, alle noch in ihren Anzügen. Kellner wuchteten Tabletts mit
Margaritas zu Gruppen von Leuten, die im Barbereich warteten.
    Anna und Nick ergatterten einen Tisch an einem der großen Fenster,
die auf die 18th Street hinausgingen. Der Kellner brachte ihnen Chips und Salsa
und nahm ihre Bestellung auf. Als er fort war, häufte Anna Salsa auf einen
warmen Chip und lächelte Nick an. Sie hatte so viele Abende allein im Büro
verbracht, in die schlimmsten Dinge vertieft, die in einer Stadt passieren
konnten. Sie war froh über die Abwechslung, das angeregte Treiben um sie herum.
    Nick, so fiel ihr auf, sah jetzt nicht mehr ganz so wie ein Anwalt
aus, sein Jackett hatte er über die Stuhllehne geworfen und seine Krawatte
gelockert. Anna hatte ihr eigenes Jackett über ihren Stuhl gehängt; darunter
trug sie ein ärmelloses elfenbeinfarbenes Oberteil. Sie bemerkte, wie Nick ihre
bloßen Arme musterte. Sie schaute weg und strich, plötzlich verlegen, ihren Pferdeschwanz
zurück.
    Â»Also«, sagte Nick und nahm einen Schluck von seinem Corona. »Wie
kommt es, dass eine vielversprechende und schöne Anwältin aus Michigan für ein
Staatsgehalt in D.C. schuftet?«
    Sie war viel berührter davon, dass er noch wusste, wo sie herkam,
als von seiner Schmeichelei. »Ich wollte nie nach Flint zurück«, sagte sie. Zu
viele schlechte Erinnerungen. »Ich habe mir etliche Städte angesehen und mich
in D.C. verliebt – in seine Geschichte und den Idealismus der Menschen, die
Politik so interessiert verfolgen wie anderenorts vielleicht den Sport.«
    Â»Aber warum bist du nicht zu einer angesagten Anwaltskanzlei
gegangen? Hast du etwas gegen Schreibtische aus Mahagoni und Gehälter im
sechsstelligen Bereich?«
    Sie mochte Nick zu sehr, um ihm ihre halb wahre Standardantwort zu
geben, dass sie lieber im Gerichtssaal sein wollte als Dokumente in
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