Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ewig sollst du bueßen

Ewig sollst du bueßen

Titel: Ewig sollst du bueßen
Autoren: Allison Leotta
Vom Netzwerk:
berührt hatte. Sie konnte nicht länger mit ihm ausgehen, so viel war
klar. »Ruf mich an, wenn dein Mandant sich schuldig bekennt.«
    Â»Hm, das wird nicht passieren. Aber ich rufe dich an, sobald der
Prozess vorbei ist.«
    Â»Gute Nacht, Nick.«
    Sie lief den kleinen Weg entlang, ging die drei Stufen zu ihrer
Eingangstür hinunter und schloss auf. Als sie drinnen war, drehte sie sich um
und blickte zurück. Er winkte und ging davon. Sie betrachtete seine kleiner werdende
Gestalt. Es war wirklich zu schade, dass ein Fall zwischen ihnen stand. Sie
hatte sich schon lange nicht mehr zu einem Menschen so hingezogen gefühlt.

KAPITEL 4
    Eine Woche später saß D’marco mit seinem Anwalt an einem
Tisch. D’marco war ruhig und entspannt, bereit, sich den Rat seines Anwalts
anzuhören. Er war zweifelsohne nicht glücklich darüber, wieder im Gefängnis von
D.C. zu sein, doch im Gegensatz zu den jüngeren Männern hier konnten ihn sein
orangener Overall, die dumpf von draußen hereindröhnenden Gespräche der anderen
Gefängnisinsassen oder der schale Geruch von Putzmitteln und Urin nicht
schrecken. Er wusste, wie er sich in dieser Welt zu verhalten hatte, und
außerdem wäre er sowieso nicht lange hier. Nicht wegen dieses häuslichen
Quatsches. Nick hatte ihn schon aus viel Schlimmerem herausgeholt.
    Die beiden Männer saßen in einem der kleinen Räume, die den Treffen
zwischen Anwälten und ihren Mandanten vorbehalten waren. Ein Tischchen und zwei
wacklige Stühle waren die einzige Einrichtung. Man hätte sich in dem Raum
beengt gefühlt, wären die Wände nicht von oben bis unten aus trübem Plexiglas
gewesen. Identische Plexiglasräume säumten beide Seiten des Besuchsbereichs des
Gefängnisses, wo junge Männer in orangenen Overalls in kleinen Telefonkabinen
hinter einer langen Glasfront hockten und Frauen jeden Alters – Freundinnen,
Mütter, Großmütter – auf der anderen Seite der Scheibe in Hörer sprachen. Ein
paar Kinder saßen auf dem Schoß ihrer Mütter und nuckelten oder klopften ans
Glas. Die Männer sagten »Ich liebe dich« zu ihren Frauen, die sie nicht
berühren konnten.
    Nick warf ein paar Unterlagen auf den Tisch, lehnte sich auf seinem
Stuhl zurück und betrachtete seinen Mandanten kühl. »Hättest du nicht einfach
nett zu Laprea sein können?«
    Â»Sie betrügt mich!« D’marco versuchte, die aufrichtige Wut, die er
letzte Woche gefühlt hatte, wieder anzufachen. Doch alles, was er jetzt noch
spürte, war echtes Bedauern. Er hatte sie nicht verletzen wollen. Aber manchmal
brachte sie ihn einfach zum Ausrasten.
    Â»Dann verlasse sie doch«, meinte Nick.
    Â»Nein, das verstehst du nicht.« D’marco legte seine massigen Arme
auf den Metalltisch. »Ich liebe sie.«
    Â»Du hast eine komische Art, ihr das zu zeigen. Versuch’s das nächste
Mal mit Schokolade.«
    Â»Schau, es tut mir leid, okay?« D’marco setzte sein charmantestes
Grinsen auf. »Ich werde mich bessern, das schwöre ich bei Gott.«
    Â»Verdammt, D’marco. Viel schlimmer hatte es nicht kommen können.«
Nick hielt einen Bewährungsbericht hoch. »Und du bist immer noch unter
Beobachtung. Du hättest deine Nase einfach ein Jahr sauber halten müssen.«
    D’marco schnaubte. »Meine Nase habe ich kein Jahr sauber gehalten,
seit ich elf war.«
    Â»Ja, lach du nur. Es wird tatsächlich lustig werden, wenn sie dich
wegen dieser häuslichen Gewaltsache verurteilen und deine Bewährung widerrufen.
Dann wirst du sowohl die fünf Jahre absitzen, die noch wegen des Drogendelikts
anstehen, als auch die, die du für den Angriff aufgebrummt bekommst.«
    D’marco sagte zögerlich: »Ja?«
    Â»Ja. Genau wie ich es dir schon vor zwei Monaten erzählt habe, als
du freigekommen bist.«
    Â»Mmh.« D’marco grunzte, um seinen Anwalt zu besänftigen, aber er
brauchte keine Standpauke. Nicks Job war es, ihn freizubekommen, nicht ihm zu
erzählen, wie er sein Leben zu führen hatte. »Was hast du nun vor?«
    Nick seufzte und deutete mit dem Kopf zu der Reihe von Besuchern.
D’marco folgte dem Blick seines Anwalts. Eine Frau drückte ihre Handfläche auf
die Glasscheibe zwischen sich und ihrem Freund; er legte seine Hand so auf das
Glas, dass sie genau aufeinander lagen. Die Frau sah ihm tief in die Augen,
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher