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Ewig sollst du bueßen

Ewig sollst du bueßen

Titel: Ewig sollst du bueßen
Autoren: Allison Leotta
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einem
Lagerhaus durchzusehen. Aber sie war noch nicht so weit, ihm den wahren Grund
zu nennen. Sie ging davon aus, dass er ihn schockieren würde.
    Â»Ich wollte etwas Sinnvolles mit meinem Juraabschluss anfangen«,
antwortete sie schließlich. Sie grinste Nick an, als der Kellner mit ihrem
Essen kam. »Und wie war es bei dir? Hast du schon von Anfang an vorgehabt,
Kriminelle auf freien Fuß zu setzen?«
    Er schien das nicht persönlich zu nehmen. »Ich mag den Gedanken,
dass ich in jedem das Gute sehen kann. Wenn ich jemandem, der eventuell auf den
falschen Weg gekommen ist, eine Stimme gebe, kann ich ihn unter Umständen dazu
bewegen, sich zu ändern, anstatt im Gefängnis abzustumpfen. Aber lass uns nicht
über die Arbeit sprechen. Ich habe eine viel wichtigere Frage: Wie sind diese
Fajitas?«
    Sie lachte. Die Fajitas waren großartig. Ihre Unterhaltung ging nun
zu Klatsch über ehemalige Klassenkameraden und lustigen Anekdoten aus der
Kindheit über. Nick erzählte ihr von den Dummheiten, die er und seine Freunde
in St. Alban, einer Privatschule in D.C., angestellt hatten. Anna steuerte
Deftiges aus dem Mittleren Westen bei, über das sich die Menschen von der
Ostküste so freuen konnten. Sie erzählte ihm vom jährlichen Sommerpicknick bei
General Motors, und wie sie sich als Neunjährige Ärger eingehandelt hatte, als
sie mit einem Pony davongaloppiert war.
    Â»Da hast du dann wohl einen Strafverteidiger gebraucht!«, meinte
Nick.
    Sie bestellten sich Kaffee und redeten noch lange, nachdem ihr Tisch
schon abgeräumt war. Erst als die Hilfskellner anfingen, Stühle auf die Tische
zu stellen, wurde Anna peinlich bewusst, dass sie die letzten Gäste waren. So einen
unterhaltsamen Abend hatte sie, seit sie in diese Stadt gezogen war, noch nicht
erlebt.
    Als sie aus dem Restaurant in die kühle Winternacht traten, fragte
Nick, ob er sie nach Hause bringen könne. Anna zeigte Nick den Weg zu ihrem
Apartment, das nur ein paar Blocks entfernt lag, nachdem sie sich gesagt hatte,
dass sie nur zwei alte Bekannte von der Uni waren, die sich mal wieder auf den
neuesten Stand gebracht hatten. Ein Interessenkonflikt lag sicher nicht vor. Obwohl
es Montagnacht war, war im Viertel immer noch eine Menge los. Gruppen von
Staatsbeamten in Anzügen, Praktikantinnen mit hochhackigen Stiefeln und äthiopische
Männer aus der Nachbarschaft drängelten sich vor den Bars und Restaurants.
    Anna und Nick gingen gemütlich nebeneinander her, unterhielten sich
und scherzten. Sie war erstaunt, wie leicht sie jede Vorsicht bei ihm fallen
ließ. Vielleicht war die Tatsache, dass es ihr beruflich verwehrt war, mit Nick
auszugehen, der Grund für ihre Ungezwungenheit. Solange sie auf verschiedenen
Seiten eines anhängigen Falles standen, war er keine Option, kam also nicht in
Frage. Jedenfalls wollte Anna nicht, dass der Abend zu Ende ging. Nur zu bald
kamen sie in die Wyoming Avenue, eine ruhige Straße, die von Bäumen und
imposanten Stadthäusern gesäumt wurde. Sie deutete auf eines der eleganten
Häuser.
    Â»Es war als ›englisches Kellerapartment‹ inseriert worden«, erklärte
sie und zeigte auf eine Treppe, die zu dem Eingang im Souterrain führte. »Ich
hatte gehofft, es würde dort Fish ’n’ Chips geben.«
    Â»Nö, ›englisches Kellerapartment‹ ist einfach nur ein schickerer
Ausdruck für ›mittelalterliches Verlies‹.«
    Anna lachte und blickte zu ihm hoch. Obwohl sie eins zweiundsiebzig
groß war, musste sie ihren Kopf zurücklegen, um ihn anschauen zu können. Er
hatte wunderschöne Augen, braun mit grünen und goldenen Sprenkeln. »Ich hatte
eine Menge Spaß heute Abend. Danke, dass du mich aus dem Büro geholt hast.«
    Sie standen sich gegenüber und blickten sich an. In der kalten
Nachtluft kam ihr Atem in Wölkchen aus Mund und Nase. Sie lehnte sich zur
gleichen Zeit nach vorn wie er. Doch im letzten Augenblick besann sie sich
eines Besseren, trat zurück und streckte ihre Hand aus, um seine zu schütteln.
»Und trotzdem werde ich das Verfahren nicht einstellen.«
    Nick lachte und versuchte vergeblich, gekränkt auszusehen. Er nahm
ihre Hand und hielt sie ein wenig zu lange für ein Händeschütteln. »Na gut,
aber wie wäre es mit einem Abendessen am Freitag?«
    Sie zog ihre Hand weg. »Ich glaube nicht.« Ihre Haut kribbelte, wo
er sie
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