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Ewig Böse

Ewig Böse

Titel: Ewig Böse
Autoren: Christopher Ransom
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, denn das war die erste Geschichte, die mein Vater mir erzählt hatte. Er verstand natürlich kein Wort, aber der Klang meiner Stimme ließ ihn einschlummern. Dann starrte ich empor durch die Oberlichter, die ich einbauen lassen hatte. Es muss in dieser Nacht ziemlich windig gewesen sein, denn der ganze Smog war wie weggeblasen, und ich sah einen prächtigen Sternenhimmel, während ich weinte und einem Gott dankte, an den ich nicht glaubte, weil er mir Eddie geschenkt hatte.
    Eddies biologische Mutter musste ihre Erlaubnis zur Adoption nicht erteilen. Eddie hat sie nie gesehen, und das wird auch so bleiben.
    Triggers Frau Blaine hat sich übrigens inzwischen wieder vollständig erholt, und Trigger arbeitet mit Hochdruck am Projekt James. Er hat mir ein paar Drehbucharbeiten verschafft, in der Hoffnung, ich würde eines Tages meine Geschichte der großen, alles verschlingenden Medienmaschine anbieten. Ich habe mir nicht die Mühe gemacht, ihn darüber aufzuklären, dass es dazu nie kommen wird. Es sei denn, uns stößt etwas Schreckliches zu. Es sei denn, etwas Unumkehrbares holt mich ein, etwas, das schlimmer ist als der Tod, und jemand entdeckt das Manuskript im Lagerraum …
    Nachdem ich mich zwei Jahre lang allein um Eddie gekümmert hatte, brauchte ich Hilfe. Euvaldos Nichte Celia suchte zu dem Zeitpunkt gerade Arbeit. Sie passt nachmittags und manchmal spätabends auf Eddie auf, weil das meine bevorzugten Arbeitszeiten sind. Überflüssig zu sagen, dass ich nicht mehr als Schauspieler arbeite, aber die Schreiberei ist irgendwie an mir kleben geblieben.
    Eines Nachts, als ich gerade mit einem Miststück von Actionszene für ein Drehbuch fertig war – eine Art Kombination aus The Fast and the Furious mit Footloose , angesiedelt in der Welt der Eisenbahnsprayer –, kam ich aus dem Büro ins Sonnenzimmer und bemerkte entsetzt, dass es schon halb drei Uhr nachts war. Celia und Eddie schliefen eng aneinandergeschmiegt auf der Couch, während ein Schwarzweißfilm über sie hinwegflimmerte. Sie hatte mich weiterarbeiten lassen, obwohl sie werktags eigentlich nur bis zehn Uhr bleiben sollte. Meinen Sohn in den Armen dieser Frau zu sehen, erfüllte mich mit einem Gefühlscocktail, auf den ich nicht vorbereitet war.
    Dankbarkeit, dass es immer noch gute Menschen gab, die sich gegenseitig halfen; eine leise, aber hartnäckige Lust, weil sie keinen BH trug und mir nicht zum ersten Mal die üppigen Rundungen ihrer Brüste auffielen, der abwärts führende Streifen flaumiger Härchen in der Mulde weicher brauner Haut an ihrem Steißbein; Besitzerstolz, die Gewissheit, dass diese Menschen zu mir gehörten, mein neuer Stamm waren; und schließlich Erschrecken vor der Sehnsucht in meinem Herzen, weil ich nicht wusste, ob es mir erlaubt war, irgendetwas von alldem zu fühlen.
    Sie schien nicht überrascht zu sein, mich unschlüssig am Ende der Couch stehen zu sehen. Ich wollte ihr Eddie abnehmen, aber sie lächelte nur und trug ihn die Treppe hinauf. Ich folgte ihr. Eddie sah ihr über die Schulter und amüsierte sich kurz darüber, größer zu sein als ich, bevor ihm wieder die Augen zufielen und er ins Land der Bohnenranken zurückkehrte. Nachdem sie ihn ins Bett gebracht und überprüft hatte, ob das Babyphon eingeschaltet war, deckte ich ihn zu und drückte ihm einen Kuss auf die Wange. Als ich hinausging, ergriff sie kommentarlos meine Hand und führte mich ins Schlafzimmer. Während sie sich auszog, bat ich Stacey um Erlaubnis.
    Bist du jetzt zur Ruhe gekommen? Bist du in Sicherheit? Ich habe versucht, die Wahrheit zu sagen. Ich werde dich nie vergessen, weißt du? Lässt du mich heute Nacht einen weiteren Schritt tun?
    Bevor Stacey antworten konnte, küsste Celia mich und drängte sich an mich. Ich zeichnete ihre Kurven nach, ohne sie mit anderen zu vergleichen. Wir schlüpften ins Bett, und sie gab sich mir leidenschaftlich hin, ohne mich übermäßig ernst zu nehmen, und es war beide Male gut, was zufällig genau das war, was ich brauchte.
    Sie schlief in meinem Armen ein, und ich konnte meinen Sohn in ihren Haaren riechen.
    Das einzige Mal, als ich Annette Salvaggio im Napa State Hospital besuchte, unternahm sie keinerlei Kommunikationsversuch. In neunzig Prozent ihrer wachen Zeit seit der Festnahme war sie katatonisch, und man hatte ihr Verhandlungsunfähigkeit attestiert. Die Sanitäter und Chirurgen hatten ihr das Leben gerettet, aber sie hatte Narben in Form von verstreuten weißen Schlitzen in Brust und
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