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Evernight Bd.1 Evernight

Evernight Bd.1 Evernight

Titel: Evernight Bd.1 Evernight
Autoren: Claudia Gray
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aber er sprach offenbar nicht mit mir. Was hatte er gesehen?
    Balthazar setzte seine Armbrust an. Er bewegte sich so schnell, dass meiner Mutter eben noch genug Zeit blieb, ein silbernes Feuerzeug neben dem Pfeil anzuknipsen. Und schon schoss ein Feuerpfeil durch den Raum, flackernd vom Licht und der Hitze, ehe er sich in die Wand bohrte, die augenblicklich Feuer fing.
    Feuer . Eines der wenigen Dinge, die uns töten können - eines der wenigen Dinge, die wir alle fürchten. Und doch hörte Balthazar nicht auf, einen Pfeil nach dem anderen in die Kirche hineinzufeuern. Er zielte auf kein bestimmtes der sich duckenden und ausweichenden Mitglieder des Schwarzen Kreuzes, sondern versuchte nur, den Raum abzufackeln. Meine Mutter wich nicht von seiner Seite und entzündete, ohne mit der Wimper zu zucken, jedes einzelne Geschoss mit ihrem Feuerzeug. Ein Pfeil zerstörte die Deckenbeleuchtung über uns, sodass dünne Glassplitter in alle Richtungen flogen und sich die brennende Pfeilspitze tief in die Decke grub. Überall um uns herum wurden aus den alten, trockenen Planken des Versammlungshauses lodernde Fackeln. Schon jetzt begann dunkler Rauch, alles zu verhüllen.
    »Lauft!«, schrie Kate und drehte sich zu den breiten Vordertüren, die Mr. Watanabe in ebenjenem Augenblick aufstieß. Aber als diese sich geöffnet hatten, warteten dort schon andere auf uns: Mrs. Bethany, Professor Iwerebon, Mr. Yee und einige der anderen Lehrer, die sich in einer dunklen, unheilverkündenden Reihe aufgestellt hatten. Kei ner von ihnen schwang eine Waffe, aber das brauchten sie auch nicht, um deutlich zu machen, was für eine Bedrohung sie darstellten.
    »Achtung!« Dana ließ ihre Axt fallen und griff nach etwas, das wie eine riesige Spritzpistole aussah. »Wir werden diesen Bastarden eine Dusche verpassen!«
    »Weihwasser?«, rief Mrs. Bethany über das Knistern der Flammen hinweg. Ich konnte sie nicht sehr gut erkennen, denn meine Augen brannten vom beißenden Rauch, aber ich konnte mir den höhnischen Ausdruck auf ihrem Gesicht vorstellen. »Nutzlos. Sie könnten uns in jedes Taufbecken in jeder Kirche der Christenheit tauchen, und es würde nichts bewirken.«
    »Die meisten Priester können gar kein Weihwasser machen«, bekräftigte Eduardo. Verstörenderweise klang er, als wenn er seine Worte genoss. »Die meisten Priester, gleich welcher Glaubensrichtung, sind keine wirklichen Gottesdiener. Aber diese Diener gibt es dennoch, und das werden Sie gleich herausfinden.«
    Dana drückte den Abzug und schickte eine Wassersalve in Richtung der Lehrer. Mr. Yee und Professor Iwerebon schrien sofort auf und wichen zurück, als wären sie mit Säure besprüht worden.
    »Es klappt!«, brüllte Kate. Aber als Dana ein weiteres Mal schoss, kam der Wasserstrahl gar nicht erst an. Die Luft war inzwischen so heiß, dass das Wasser sofort verdampfte.
    Die Balken über unseren Köpfen krachten bedrohlich. Ich konnte Professor Iwerebon schmerzerfüllt aufschreien hören, und Mr. Watanabe hustete krampfhaft wegen des Rauchs. Die Bohlen unter meinen Füßen begannen, sich heiß anzufühlen. Ich fragte mich nicht mehr, welche Seite sterben würde; ich fragte mich, ob wir alle draufgehen würden.
    »Ich werde gehen!«, schrie ich. »Ich werde hinausgehen!«
    »Bianca, nicht!« Auf Lucas’ Gesicht malte sich der Feuerschein rot und golden. »Du kannst nicht gehen!«
    »Wenn ich nicht gehe, wirst du sterben. Ihr alle werdet es nicht überleben. Das kann ich nicht zulassen.«
    Unsere Blicke trafen sich. Ich hatte mir nie zuvor vorgestellt, wie es sein würde, Lucas Lebewohl zu sagen. Es war mir immer so vorgekommen, als könnte es kein Lebewohl für uns geben, nicht für uns. Er war nicht nur ein Teil meines Lebens - er war ein Teil von mir. Ihn zu verlassen wäre so, wie mir meine eigene Hand abzuhacken, wie durch die Sehnen und den Knochen zu sägen, blutig und entsetzlich und beängstigend. Aber für Lucas würde ich alles tun, was getan werden musste.
    Und das bedeutete, ich würde selbst dies über mich bringen.
    »Nein«, flüsterte Lucas, und seine Stimme war beinahe nicht mehr zu hören, so laut prasselten inzwischen die Flammen. Die Gruppe des Schwarzen Kreuzes drängte sich in der Mitte des Raumes zusammen und bildete einen Verteidigungsring.
    »Es muss doch noch einen anderen Weg geben.«
    Ich schüttelte den Kopf. »Gibt es nicht. Das weißt du so gut wie ich. Lucas, es tut mir leid. Es tut mir so leid.«
    Er machte einen Schritt auf mich zu, und
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