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Evernight Bd.1 Evernight

Evernight Bd.1 Evernight

Titel: Evernight Bd.1 Evernight
Autoren: Claudia Gray
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hatte gemerkt, dass etwas nicht stimmte, auch wenn sie es vielleicht nicht festmachen konnte. Lucas’ Beispiel sprach für sich selbst. Außerdem waren die Vampire auf diese Weise gezwungen zu verbergen, was sie wirklich waren, und das an einem der wenigen Orte der Welt, an dem sie erwarten durften, dass sie sich entspannen und so geben könnten, wie sie waren. Nur ein sehr mächtiges Motiv konnte Mrs. Bethany dazu gebracht haben, so etwas zuzulassen - aber was war es? »Ich weiß auch nicht«, gab ich zu.
    »Wie solltest du auch?« Kate zuckte mit den Schultern, als sie uns in eine schattige Straße brachte. Die Häuser sahen hier schäbig aus, und ein oder zwei von ihnen schienen gar nicht mehr bewohnt zu sein. Sie bog in eine schmale Auffahrt ein, die zu einem der verlassenen Gebäude führte, und ich stellte rasch fest, dass es sich dabei nicht um ein Wohnhaus handelte. Es war ein altmodisches Versammlungshaus, wie es sie beinahe in jeder Stadt in ganz Neuengland gab, obwohl zumindest in den letzten Jahrzehnten niemand mehr dort ein Treffen abgehalten hat. Die weiße Farbe war abgeblättert und voller Wasserflecken, und mindestens die Hälfte der Fensterscheiben hatte Sprünge. »Allein die Tatsache, dass du deinen Kopf gerettet hast, nachdem du von den Blutsaugern erfahren hast, ist mehr, als den meisten Menschen jemals gelungen ist. Lucas ist ein Profi. Wenn er das Geheimnis nicht aufdecken konnte, dann ist es gut gehütet.«
    »Ein Profi also?« Lucas grinste, als wir aus dem Wagen stiegen. Ich hatte das Gefühl, dass ihn seine Mutter nicht sehr häufig lobte, er es aber sehr genoss, wenn sie es dann doch mal tat.
    Sie nickte, und ich bemerkte zum ersten Mal, dass ihr Lächeln dem von Lucas glich. »Ein Profi, der schon wieder zurück an die Arbeit muss, fürchte ich. Wir haben zu tun.«
    Ich fragte mich, was sie meinte. »An die Arbeit?«
    Kate besann sich. »Ich habe nicht dich gemeint, Bianca. Du hast schon genug getan, und ich werde ewig in deiner Schuld stehen. Ewig. Dass du in dieser Schlangengrube Lucas zu Hilfe gekommen bist… ihm möglicherweise das Leben gerettet hast…« Sie lächelte mich an, während wir zur Hintertür des Versammlungshauses liefen. »Ich werde es dir nicht vergelten, indem ich dich in Gefahr bringe. Du bleibst hier. Hier, wo es sicher ist. Um alles andere werden wir uns kümmern.«
    »Mit ›wir‹ meinen Sie…«
    »Das Schwarze Kreuz.«
    Mit diesen Worten drehte Kate den Schlüssel im Schloss um und stieß die Tür auf. Wir traten in die Dunkelheit, und ich fühlte einen unbehaglichen Schauer. Meine Augen gewöhnten sich jedoch rasch an die Finsternis und erlaubten mir einen Blick auf die Szenerie. Ein knappes Dutzend Leute hatte sich versammelt, hier, in dem langen, schmalen, rechteckigen Raum mit einem Holzfußboden, der so alt war, dass die Bretter derartig eingetrocknet waren, dass man durch die Fugen blicken konnte. An den Wänden waren einige alte Bänke aufgestellt, deren Holz so mürbe und alt war, dass es sich schälte. Waffen lagen auf jeder Bank, als gäbe es gerade eine Inventur: Messer, Pflöcke und sogar Beile. Die Leute im Innern waren ein zusammengewürfelter Haufen. Ein großes, schwarzes Mädchen, das nicht älter als Lucas aussah, hatte einen übergroßen Pullover an; sie stand neben einem alten Mann mit kurzem, silbergrauem Haar, der eine ausgebeulte Strickjacke trug und eine Brille bei sich hatte, die an einer braunen Schnur von seinem Hals baumelte.
    Das Einzige, was sie alle miteinander verband, war das erleichterte Seufzen, das sie ausstießen, als sie Lucas erkannten.
    Lucas griff nach meiner Hand, als er sagte: »Hi, Leute!«
    »Du hast es geschafft.« Es war das Mädchen mit dem Kapuzenpullover. Sie drehte sich mit einem breiten Lächeln zu Lucas um und entblößte dabei einen schiefen Zahn, der sie irgendwie süß aussehen ließ. »Ist doch noch gar nicht Zeit für die Abschlussprüfungen; es sei denn, die finden neuerdings im März statt.«
    »Hab schon verstanden, Dana. Ich hab’s kein ganzes Jahr durchgehalten, was bedeutet, dass du die Wette gewonnen hast.« Lucas zuckte mit den Schultern. »Aber die Vampire haben mein Portemonnaie, also fürchte ich, du musst dich mit dem moralischen Sieg zufriedengeben.«
    »Immerhin sieht es so aus, als wenn du das Wichtigste dabeihättest.«
    Dana streckte mir ihre Hand entgegen, aber da ich Lucas nicht loslassen wollte, schüttelte ich sie mit meiner Linken. »Ich bin Dana. Lucas und ich kennen uns schon
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