Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Evernight Bd.1 Evernight

Evernight Bd.1 Evernight

Titel: Evernight Bd.1 Evernight
Autoren: Claudia Gray
Vom Netzwerk:
eine Lücke in Vics Leben, die ich nicht füllen konnte. Ich versicherte ihm, so gut das ging, ohne Geheimnisse auszuplaudern, die ihn in Gefahr bringen könnten, dass Lucas ein guter Kerl war und dass er seine Gründe dafür gehabt hatte davonzulaufen. Ich war mir sicher, dass Vic mir glaubte, aber er lächelte nicht mehr so häufig wie früher. Ich hätte sein Strahlen gebrauchen können.
    Die anderen Vampire, Schüler wie Lehrer, wussten mehr von der Wahrheit. Sie erfuhren, dass Lucas ein Mitglied des Schwarzen Kreuzes war und dass er über einen Teil der Kraft und der Macht eines Vampirs verfügte, was er mir zu verdanken hatte. Früher hatten Courtney und ihre Freunde mich eher verachtet; jetzt hassten sie mich, so einfach war das.
    Zu meiner Überraschung war Courtneys Gruppe jedoch in der Minderheit. Meine Eltern verziehen mir natürlich, und Balthazar gab Lucas für alles die Schuld, weshalb er mich noch zuvorkommender behandelte, um Lucas’ angebliche Grausamkeit wettzumachen. Aber auch die anderen boten mir Trost und Unterstützung - Professor Iwerebon, der mir mehrere ausschweifende Vorträge über den Verrat des Schwarzen Kreuzes gehalten hatte, während er mit seinen bandagierten Händen herumfuchtelte, oder Patrice, die darauf bestand, dass kein Mädchen für ihre erste Liebe zur Verantwortung gezogen werden konnte. Ich nahm an, für die anderen bedeutete ein Kampf gegen das Schwarze Kreuz, dass ich nun eindeutiger auf ihrer Seite war, eine reinere Vampirin als vorher war.
    Ich war die Einzige, die die ganze Wahrheit über Lucas kannte - wer er wirklich war, und was wir füreinander empfanden. Diese Wahrheit war alles, was mir von ihm geblieben war, und ich würde sie allein mit mir herumtragen.
    »Wir sollten hineingehen.« Raquel stieß mich mit dem Ellbogen an, was eine größere Geste der Zuneigung war als alles, was ich sonst von ihr geerntet hatte. Das dunkle Lederarmband baumelte wieder an ihrem Handgelenk; ich hatte ihr erzählt, dass ich es im Fundbüro aufgetrieben hatte. »Gleich ist Postverteilung.«
    »Erwartest du ein Päckchen mit Vorräten?« Raquels Eltern hatten sie schlecht behandelt, aber immerhin wussten sie, wie man buk. »Wenn es mehr von diesen Mürbeteigkeksen geben sollte…«
    Raquel zuckte mit den Schultern. »Du solltest besser dabei sein, wenn ich das Päckchen aufmache, sonst futtere ich am Ende wieder alles auf, bevor du auch nur davon erfährst.«
    »Wie wäre es, wenn du dich ein bisschen in Selbstdisziplin üben würdest?« Ich spürte, wie ein seltenes Lächeln über mein Gesicht huschte, als wir wieder zum Schulgelände zurückliefen. Zum ersten Mal schaffte ich es, am Pavillon vorbeizulaufen, ohne zu hoffen, dass ich Lucas dort auf mich warten sehen würde.
    »Selbsterkenntnis ist besser als ständige Selbstkontrolle«, sagte Raquel entschlossen. »Und ich kenne mich selbst gut genug, um zu wissen, wie ich mich in der Nähe von Keksen verhalte.«
    Wir kamen eben in die Halle, als die ersten in braunes Papier gewickelten Päckchen und Versandtaschen in der Menge verteilt wurden. Wie sie schon vermutet hatte, erhielt Raquel ein großes Paket, und wir beide wollten die Treppe zu ihrem Zimmer emporrennen, um uns über die Kekse herzumachen. Aber als mein Fuß die erste Stufe berührte, zupfte eine Hand an meinem Ellbogen.
    »Bianca?« Vic strich sich die sandfarbenen Ponyfransen aus dem Gesicht und lächelte unsicher. »Hey, kann ich dich mal eine Sekunde sprechen?«
    »Klar, was ist denn los?«
    Er trat von einem Fuß auf den anderen. »Hm, ich glaube, ich würde gern unter vier Augen mit dir reden.«
    Ich hoffte, dass Vic nicht die nächste Runde eröffnen und den unpassenden Versuch starten wollte, sich mit mir zu verabreden. »Hm, gut.« Mit einem Achselzucken drehte ich mich wieder zu Raquel zurück und sagte: »Wenn ich wiederkomme, sollten besser noch ein paar Kekse übrig sein.«
    »Ich kann nichts versprechen.« Sie sprintete ohne mich die Treppe hinauf, und ich entschied für mich, die Sache mit Vic schnell über die Bühne zu bringen.
    Vic führte mich an das andere Ende der großen Halle in die Nähe des einen Fensters, das keine getönten Scheiben hatte - das Lucas zerbrochen hatte, ebenso wie vor sehr langer Zeit ein anderes Mitglied des Schwarzen Kreuzes. Entgegen seiner sonstigen schlaffen Haltung war Vic diesmal angespannt und benahm sich ein wenig seltsam. Ich meine, noch seltsamer als gewöhnlich. Ich fragte ihn: »Hey, alles in Ordnung mit
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher