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Evernight Bd. 4 Gefährtin der Morgenröte

Evernight Bd. 4 Gefährtin der Morgenröte

Titel: Evernight Bd. 4 Gefährtin der Morgenröte
Autoren: Claudia Gray
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groß, dass es mir vorkam, als würde ich einen Umhang tragen. Balthazar drehte sich nicht zu mir um, als ich mich näherte, aber als ich bei ihm ankam, sagte er: »Irgendjemand wird sich um die Ställe kümmern müssen.«
    Ich folgte seinem Blick zu den Schulställen, wo einige der Schüler ihre Turnierpferde untergebracht hatten, um sie auch während ihres Aufenthalts in Evernight zu reiten. »Daran habe ich noch gar nicht gedacht.«
    »Ich werde heute Abend dafür sorgen, dass die Pferde gefüttert werden und es warm haben«, sagte er leise. »Vermutlich werden ihre Besitzer bald kommen und sie abholen, aber bis dahin werde ich ein Auge darauf haben. Ach und übrigens: Als wir heute nach dir suchten, habe ich dies hier … gefunden.« Aus seiner Tasche holte Balthazar mein Korallenarmband und ließ es in meine Hände gleiten. »Es lag unter dem Sitzsack. Ich schätze, Mrs. Bethany hat es dort versteckt, als sie es gegen die Falle ausgetauscht hat.«
    »Danke«, sagte ich, aber das war nicht genug. Ungesagte Worte hingen zwischen uns, und ich wusste, dass wir uns aussprechen mussten. »Ich habe auch dein Blut getrunken«, sagte ich. »Was ich für Lucas getan habe – ihn wieder ins Leben zurückzuholen –, das könnte auch bei dir klappen. Wenn du es willst.«
    Jemandes Blut zu trinken war ein äußerst intimer Akt, und ich hätte es Balthazar niemals einfach so angeboten. Es wäre mir vorgekommen, als betrüge ich Lucas. Aber ich wusste, dass Lucas es Balthazar niemals übelnehmen würde, wenn er damit die Chance bekäme, wieder lebendig zu werden.
    Zu meiner Überraschung schüttelte Balthazar den Kopf. »Nein. Es gibt keine Garantie, dass es funktioniert, und wenn es nicht gut geht, werde ich mich vergiften.«
    »Den Versuch wäre es wert.«
    »Es würde nicht gehen.« Seine Augen waren schmal, als er in Richtung des Horizontes starrte, als hätte das Mondlicht oder der Schnee ihn geblendet.
    »Was heute Nacht geschehen ist, hat nichts mit Blut zu tun. Es liegt an der Bindung zwischen euch beiden. Ihr zwei seid Teil eines Ganzen. Und das ist etwas, das wir beide niemals sein werden.«
    Ich legte ihm meine Hand auf die Schulter. »Balthazar. Es tut mir so leid.«
    Er zuckte mit den Schultern. »Ich bin nicht schlechter dran als vorher. Und … ich freue mich für Lucas. Ganz ehrlich.«
    Rasch stellte ich mich auf die Zehenspitzen und gab ihm einen Kuss auf die Wange. Balthazar lächelte mich an, aber ich konnte sehen, dass er lieber für sich sein wollte. Also ging ich zurück, um mich am allgemeinen Aufräumen zu beteiligen, und hoffte, dass die Polizei unserer Version der Ereignisse Glauben schenken würde.
    Und natürlich war das der Fall. Es war viel leichter für sie, zu dem Schluss zu kommen, dass die Hauptwasserleitung gebrochen war und die Schule überflutet hatte, sodass sich in dieser kalten Nacht überall Eis gebildet hatte. Das alles hatte zu einem Kurzschluss im Kutschhaus geführt, welches daraufhin Feuer gefangen hatte. Warum sollten sie ausgerechnet einem Haufen aufgeregter Teenager glauben, die etwas von Geistern faselten?
    Zwar wussten wir nicht, wie der Abschlussbericht genau lauten würde, aber ich wusste, wie er enden würde: mit der Feststellung, dass es die Evernight-Akademie nicht länger gab.
    In den frühen Morgenstunden fuhren uns Raquel und Dana in die Stadt, in der sie lebten. Auch wenn ihr Motel alles andere als elegant war, war es sauber und sicher, und es hatte jede Menge freie Zimmer. Falls das müde Pärchen, das das Motel betrieb, darüber erstaunt war, dass um zwei Uhr nachts plötzlich sieben Leute einchecken wollten, so ließen die beiden es sich nicht anmerken.
    Auch meine Eltern sagten nichts, als ich mit Lucas ein Zimmer bezog. Meine Mom überprüfte Lucas’ Verband, ehe wir aufbrachen, und sagte ihm, dass sie die Wunden am Morgen mit einer Salbe behandeln wollte. Er schluckte krampfhaft, während er nickte, und ich wusste, wie sehr er seine eigene Mutter und ihre Sorgen um ihn in einem solchen Moment vermisste.
    Mom und Dad glaubten vermutlich, wir würden einander sofort in die Arme sinken. Mir gefiel diese Idee, aber ich wusste, dass Lucas und ich in dieser Nacht eine Menge Entscheidungen würden treffen müssen – Entscheidungen, die unsere ganze Zukunft bestimmen würden.
    Als wir allein in unserem gemeinsamen Zimmer angekommen waren, half ich Lucas aus seiner Jacke und seinem Hemd. Jede Bewegung ließ ihn zusammenzucken. Vorsichtig begann ich: »Weißt du …
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