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Evermore - Der Stern der Nacht - Noël, A: Evermore - Der Stern der Nacht

Evermore - Der Stern der Nacht - Noël, A: Evermore - Der Stern der Nacht

Titel: Evermore - Der Stern der Nacht - Noël, A: Evermore - Der Stern der Nacht
Autoren: Alyson Noël
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sie mich dabei ertappt hat, wie ich ihrer Freundin unter dem Decknamen Avalon die Zukunft vorhergesagt habe. »Ich hab’s nicht so gemeint. Ehrlich. Es tut mir leid.« Ich nicke. »Können wir also bitte Waffenstillstand schließen? Einen, bei dem du mich akzeptierst und ich dich und wir danach glücklich und zufrieden leben, in Frieden und Freude und Harmonie und so weiter?«
    Ich flehe sie praktisch mit Blicken an, nachzugeben, doch sie schüttelt den Kopf und murmelt etwas kaum Verständliches. Es geht irgendwie darum, dass ich von jetzt an sofort nach der Schule nach Hause kommen soll, bis sie mir andere Anweisungen erteilt.
    Doch obwohl ich sie liebe – obwohl ich ihr dankbar für alles bin, was sie getan hat –, es wird keine Einschränkungen geben, keinen Hausarrest, nichts dergleichen. Denn schließlich muss ich nicht hier wohnen. Ich muss mich nicht mit all diesem Kram abfinden. Ich habe Alternativen – und zwar jede Menge. Und Sabine hat keine Ahnung, was ich alles auf mich nehme, um ihr etwas anderes vorzugaukeln.
    Ich gebe vor zu essen, obwohl ich nicht mehr essen muss, ich gebe vor zu lernen, obwohl es nicht mehr nötig ist, ich gebe vor, genau wie jedes andere normale siebzehnjährige
Mädchen zu sein, das in Bezug auf Essen, Wohnen und Unterhalt und so ziemlich ihr gesamtes Wohlergehen auf die Erwachsenen angewiesen ist – obwohl ich nicht einmal annähernd ein solches Mädchen bin. Ich bin so weit davon entfernt wie nur irgend möglich. Und es ist meine Aufgabe, dafür zu sorgen, dass sie niemals mehr herausfindet, als sie bereits herausgefunden hat.
    »Wie wär’s damit?«, frage ich, lasse mein Elixier in der Flasche herumwirbeln und sehe zu, wie es glitzert und leuchtet, während es an den Seiten hinauf- und hinunterläuft. »Ich werde mich mit aller Kraft darum bemühen, keinen Ärger mehr zu kriegen und dir keinen Stress zu machen – wenn du einwilligst, das Gleiche zu tun. Abgemacht?«
    Sie sieht mich mit zusammengezogenen Brauen an und versucht offenbar zu ergründen, ob ich es ernst meine oder gerade eine Drohung ausgestoßen habe. Einen Moment lang schürzt sie die Lippen, lange genug, um ihre Worte zu wählen, ehe sie antwortet. »Ever – ich – ich mache mir einfach nur solche Sorgen um dich.« Sie schüttelt den Kopf und fährt mit einem Finger den Rand ihres Bechers entlang. »Ob du es nun zugibst oder nicht, du hast ganz massive Probleme, und ich bin mit meiner Weisheit am Ende. Ich weiß nicht mehr, wie ich mit dir umgehen soll, wie ich an dich rankommen soll, wie ich dir helfen kann …«
    Ich knalle den Deckel auf die Flasche. Mein letztes Quäntchen guter Wille hat sich in Luft aufgelöst. »Ja, gut, vielleicht hilft das ja. Erstens – wenn du mir wirklich helfen willst, dann könntest du schon mal damit anfangen, dass du mich nicht als verrückt bezeichnest.« Ich schüttele den Kopf und streife die Sandalen über die Füße, da ich spüre, wie Damen in unsere Einfahrt einbiegt, und das keine Sekunde zu früh. »Und zweitens …« Ich werfe mir die
Tasche über die Schulter und erwidere ihren bösen Blick mit einem ebensolchen meinerseits. »Du könntest dir auch abgewöhnen, mich als geltungssüchtige, schwer gestörte, bedürftige Betrügerin oder Ähnliches zu bezeichnen. Die beiden Punkte allein wären schon ein sehr guter Anfang, um mir zu helfen, Sabine.«
    Ich lasse ihr keine Zeit, zu reagieren, stürme aus der Küche und aus dem Haus, schlage die Tür wesentlich fester zu als beabsichtigt und eile auf Damens Auto zu.
    Ich lasse mich auf den weichen Ledersitz gleiten und zwinkere ihm zu.
    »So weit ist es also schon gekommen«, sagt er.
    Ich folge seinem ausgestreckten Zeigefinger bis zu dem Fenster, hinter dem Sabine steht. Sie macht sich nicht die Mühe, durch die Jalousien zu spähen oder durch den Spalt zwischen den Vorhängen. Sie versucht nicht einmal zu verbergen, dass sie mich beobachtet – uns beobachtet, sondern steht einfach nur da mit zusammengepressten Lippen und ernster Miene, die Hände in die Hüften gestemmt, und starrt uns beide an.
    Ich seufze und weiche ihrem Blick aus. »Sei bloß froh, dass ich dir das Verhör erspart habe, das dir geblüht hätte, wenn du reingekommen wärst.« Ich schüttele den Kopf. »Glaub mir, ich hatte meine Gründe, als ich dich gebeten habe, draußen zu warten.«
    »Reitet sie immer noch darauf rum?«
    Ich nicke und verdrehe die Augen.
    »Bist du sicher, dass ich nicht mit ihr reden soll? Vielleicht würde es
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