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Evermore Bd. 6 - Für immer und ewig

Evermore Bd. 6 - Für immer und ewig

Titel: Evermore Bd. 6 - Für immer und ewig
Autoren: Alyson Noël
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geht völlig an ihm vorbei. Er nimmt die Sache viel zu ernst. »Jedenfalls ist sie derart von ihrer Ansicht überzeugt, dass ich keine andere Wahl habe, als mich zu beugen oder zu gehen. Das sind die Alternativen, vor die sie mich gestellt hat. Und ja, auch wenn ich offen zugebe, dass es wehtut, und zwar auf eine Art, die verteufelt tief geht, sage ich mir andererseits trotzdem, dass es vielleicht besser so ist. Weißt du?«
    »Nein, weiß ich nicht. Erklär’s mir doch.«
    »Na ja, es ist so, wie du immer sagst: Irgendwann muss ich mich verabschieden – und zwar eher früher als später. Laut deiner Aussage ist das doch unvermeidlich, oder? Also, was hat es für einen Sinn, Frieden zu schließen und noch ein paar Monate hier herumzulungern, wenn ich sowieso bald verschwinden muss? Du hast es selbst gesagt: Es wird nicht mehr lange dauern, bevor sie es spitzkriegt – bevor alle es spitzkriegen. Sie wird merken, dass keiner von uns gealtert ist, nicht einmal um einen Tag. Und da man so was nicht logisch erklären kann und Sabine eine Frau ist, die grundsätzlich immer perfekte Schwarz-Weiß-Logik erwartet, gibt es zu dem Thema eigentlich nicht mehr viel zu sagen, oder?«
    Wir wechseln einen Blick, und obwohl ich alle Punkte abgehakt habe, einschließlich derjenigen, die ursprünglich von ihm kamen, ist offenkundig, dass ihm das nicht reicht. Er sieht nach wie vor nicht ein, warum ich nicht rüberfahren und versuchen kann, mit Sabine Frieden zu schließen. Was heißt, dass er entweder unglaublich stur ist oder es mir nicht gelungen ist, meinen Standpunkt klarzumachen, oder beides.

    »Also warum das Unvermeidliche aufschieben?« Ich schlucke schwer und umarme erneut das Kissen. »Vielleicht ist das alles ja nicht ohne Grund passiert. Du weißt ja, wie sehr ich den Abschied gefürchtet habe, und jetzt, da es passiert ist, macht es das vielleicht einfacher – vielleicht ist das die Lösung, nach der ich die ganze Zeit gesucht habe – , vielleicht ist es wie ein Geschenk des Himmels?« Die Worte kommen so schnell, dass ich innehalte, um nach Luft zu schnappen. Auch wenn mir ein Blick in Damens Augen genügt, um mir zu versichern, dass er nicht einer Meinung mit mir ist. Also schalte ich um, versuche es auf einem anderen Weg, in der Hoffnung, dass es so ein bisschen besser funktioniert. »Sag mir, Damen, sag mal ehrlich, in all deinen Lebensjahren, bei all deinen Ankünften und Abreisen, hast du da nie einen Streit vom Zaun gebrochen oder einen Streit als Grund zum Verschwinden genommen?«
    »Doch, natürlich. Mehr als einmal, das kann ich dir sagen. Aber das heißt nicht, dass es richtig gewesen wäre.«
    Ich schweige, weil mir nichts mehr einfällt. Blinzelnd verfolge ich, wie er sich umdreht und die Jalousie aufdreht, sodass ein matter Lichtstrahl hereinscheint, der auf einen sonnenlosen Tag mitten im Dezember schließen lässt.
    »Vielleicht hast du Recht.« Er mustert die Landschaft vor dem Fenster. »Vielleicht sorgt das für den saubersten Schnitt. Die Wahrheit kannst du ihr nicht sagen. Das wäre Wasser auf ihre Mühlen. Sie würde es nicht akzeptieren. Und wenn sie es wundersamerweise doch täte, dann würde sie es im Handumdrehen verurteilen. Und das Schlimmste daran ist, dass sie Recht hat. Was ich getan habe – was ich aus dir gemacht habe –, ist unnatürlich. Es widerspricht jedem Naturgesetz.« Er wendet sich zu mir um, wobei ein Ausdruck tiefer Reue in seiner Miene liegt. »Wenn ich mir
einer Sache sicher bin, dann dessen, dass wir nicht das Leben führen, das uns zugedacht war. Unsere Körper sind unsterblich, das stimmt, doch unsere Seelen sind es eindeutig nicht. Unsere Leben setzen sich über die grundlegendsten Naturgesetze hinweg. Wir sind das Gegenteil dessen, was wir sein müssten.«
    Ich will etwas einwenden, irgendetwas sagen, wenngleich aus keinem anderen Grund als dem, dass es mir ein Gräuel ist, ihn so zu sehen. Doch er lässt mich nicht. Er ist noch lange nicht fertig. Es gibt noch ein paar Dinge, die er unbedingt aussprechen muss.
    »Davon hat mich das Schattenland jedenfalls hundertprozentig überzeugt. Du warst dort, Ever, zweimal, wenn ich mich recht erinnere – das erste Mal durch mich und in jüngerer Zeit wegen Haven. Und jetzt sei ehrlich, kannst du abstreiten, was ich gesagt habe? Kannst du leugnen, dass es stimmt?«
    Ich hole tief Luft und denke an den entsetzlichen Tag, als mir Haven die Faust mitten in die Kehle geschlagen hat. Mitten in meinen wunden Punkt – mein
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