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Evermore Bd. 6 - Für immer und ewig

Evermore Bd. 6 - Für immer und ewig

Titel: Evermore Bd. 6 - Für immer und ewig
Autoren: Alyson Noël
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wegrennen, aber Will packte meinen Arm. Ich wollte mich befreien und zerrte mit aller Kraft, aber sein Griff war eisern. Es war, als versuchte ich, einen Zwanzigtonner wegzuziehen; obwohl ich all meine Kräfte aufbot, rührte er sich keinen Millimeter von der Stelle. Wie konnte jemand nur so stark sein? Ich riss an seinen Fingern, aber sie waren wie Schraubstöcke.
    »Zeit, das Spiel zu beenden«, sagte er, und seine Worte jagten mir eisige Schauer den Rücken herunter. Mühelos zog er mich an seine Brust und presste mir seine Hand auf die Stirn.
    Grelles Licht blitzte auf und blendete mich. Mein Schädel fühlte sich an, als würde er unter dem Druck explodieren. Die Erde schien unter meinen Füßen zu beben und zu schwanken, aus allen Richtungen peitschten heftige Sturmböen auf mich ein. Meine Knie schwankten und gaben unter mir nach, aber Will hielt mich, damit ich nicht zu Boden stürzte. Genauso plötzlich, wie es erschienen war, verschwand das grelle Licht wieder, als er die Hand von meiner Stirn nahm. Ich taumelte zurück und landete auf meinem Steißbein, mein Blick war verschwommen – aber ich hätte schwören können, dass sich über mir ein gewaltiges, schattenhaftes Flügelpaar ausbreitete. Ich blinzelte und nahm nur Wills verschwommene Gestalt wahr, wo ich zuvor die Flügel gesehen hatte. Jeder Muskel meines Körpers schmerzte, als hätte ich einen anstrengenden Lauf hinter mir, doch gleichzeitig war ich voller Energie. Ein Rauschen erfüllte Luft und Erde, und jeder Quadratzentimeter meines Körpers prickelte wie elektrisiert, als würde ich rasend schnell durch die Gegend geschleudert werden, obwohl ich mich in Wahrheit keinen Zentimeter von der Stelle bewegt hatte. Die
Luft um mich herum schien mit einem Mal klebrig und voller Rauch. Ich zwinkerte mit den Augen, um klarer sehen zu können. Eine Nanosekunde später löste der Dunstschleier sich auf, und ich starrte verwirrt auf das Pflaster und rieb mir die Stirn.
    »Ellie!«
    Mein Blick klärte sich, und ich nahm Will plötzlich wieder wahr. Mein Sehvermögen war geschärft, und die Welt schien heller. Ich sah an Will vorbei und wunderte mich darüber, wie deutlich ich in der Dunkelheit jedes Blatt an den Büschen und jede Rille in den Dachziegeln der Nachbarhäuser erkennen konnte.
    Und dann erblickte ich das Ungeheuer. Es erinnerte vage an einen riesigen Hund mit dichtem, schwarzem Fell und hatte eine Schulterhöhe von einem Meter fünfzig. Es kam auf allen vieren auf uns zugetrampelt, mit einer Schnauze voller spitzer, todbringender Zähne im ausladenden Kiefer seines gewaltigen Kopfes. Seine Pfoten waren so groß wie Elefantenfüße, und seine gewaltigen Klauen sahen aus, als könnten sie einen ausgewachsenen Mann in Stücke reißen.
    Dennoch hatte ich keine Angst. Ein Gefühl der Ruhe erfüllte mich, und mein Gehirn arbeitete auf Hochtouren. Seltsame Erinnerungen und fremdartige Gedanken machten sich in meinen Kopf breit: längst vergessene Gesichter und Gewalttaten, deren Zeugin ich zu unterschiedlichen Zeiten geworden war. Ich sah zu Will auf, dessen Gesicht die klarste und liebevollste Erinnerung wachrief. Ich wusste, dass ich jetzt kämpfen musste, aber dazu brauchte ich meine Waffen.
    Die Bestie kam mit ausgestreckten Klauen auf mich zugesprungen und holte zum Schlag aus, doch Will schob sich dazwischen. Er packte sie am Vorderbein, trat ihr mit voller Wucht gegen die Brust und schleuderte sie gegen den Briefkasten der Nachbarn, der in unzählige Holz- und Ziegelsplitter zerbarst.
    Es passierte so schnell, dass ich normalerweise nicht in der Lage gewesen wäre, es zu sehen, aber ich nahm alle Einzelheiten wahr. Ich trat einen Schritt vor und sah, wie das Ungeheuer sich aufrappelte und ein tiefes, bedrohliches Knurren ausstieß.

    Ich streckte beide Arme aus und beschwor Waffen in meine offenen Handflächen. Die Khopesh-Zwillingsschwerter erschienen aus dem Nichts mit einem Blitz aus schimmerndem Licht. Die geschwungenen Klingen funkelten hell. Ich blickte zu Will und sah nun die kunstvollen schwarzen Tattoos, die sich aus den Ärmeln seines Shirts den rechten Arm hinunter und bis zu den Fingerknöcheln schlängelten. Ich erinnerte mich an die magischen Symbole, die in das spiralenartige Muster eingewoben waren, weil ich sie schon einmal mit anderen Augen gesehen hatte, in einer anderen Zeit.
    Mein Geist war ruhig und enervierend klar. Die Klingen explodierten auf meinen Befehl hin zu weißen Flammen. Gleißendes Licht verschlang das
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