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Evermore Bd. 6 - Für immer und ewig

Evermore Bd. 6 - Für immer und ewig

Titel: Evermore Bd. 6 - Für immer und ewig
Autoren: Alyson Noël
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bist?«
    »Von einem Freund.« Er lächelte.
    »Alles in Ordnung, Ellie?« Landon war neben uns getreten. Er wirkte verärgert, fast ein wenig feindselig. »Wer ist der Typ?« Er musterte den Jungen von oben bis unten.
    Das Lächeln des Fremden verging. »Nenn mich einfach Will.«
    Seine Worte lösten ein Gefühl von Vertrautheit aus, ebenso
wie sein Lächeln. Mir war, als hätte ich ihn das schon einmal sagen hören.
    »Quatsch sie nicht an, Mann«, sagte Landon und trat einen Schritt auf Will zu.
    Ich schob ihn mit sanfter Hand zurück. »Lass gut sein, Landon. Er hat mich nicht belästigt. Ich wollte nur meinen Becher wegwerfen. Lass uns gehen. War nett, dich kennenzulernen, Will.«
    Ich nickte Will zu und zog Landon hinter mir her. »Was ist bloß in dich gefahren?«, fragte ich, als wir außer Hörweite waren.
    »Nichts – mach dir keine Gedanken. Er hätte dich nicht ansprechen sollen.«
    »Ich dachte, du wolltest dem Typen eine reinhauen.«
    »Das hätte ich auch getan, wenn er dich angefasst hätte.«
    Ich blinzelte überrascht. »Hat er aber nicht.«
    »Dann ist ja gut«, schnaubte er.
    Ich musste mir das Lachen verkneifen. Ich war zwar seit der sechsten Klasse mit Landon befreundet, aber er war ein Junge, und Jungs waren mir manchmal ein Rätsel.
    Zu meiner Überraschung schaffte es mein Dad heute tatsächlich, zum Abendessen zu Hause zu sein, aber sobald wir uns alle an den Tisch gesetzt hatten, wünschte ich mir, er wäre nicht da. Unsere gemeinsamen Mahlzeiten verliefen in letzter Zeit meist so, dass meine Eltern damit beschäftigt waren, mich zum Reden zu bringen. Aber ich brauchte kein Gespräch über Mr Meyer. Ich war nicht mehr zehn, und ich war nicht traumatisiert. Ich war nur traurig. Das war ganz natürlich und zu erwarten. Man brauchte mich deshalb nicht wie ein Kleinkind zu behandeln.
    Mir graute vor der Schule am nächsten Tag. Die schreckliche Geschichte würde wieder und wieder durchgekaut werden. Ganz zu schweigen von dem Mathe-Test, der mir bevorstand. Ein toller Geburtstag!
    Die Faust meines Vaters, die auf den Tisch niedersauste, riss mich brutal aus meinen Gedanken. Erschrocken setzte ich mich kerzengerade hin.

    »Darum geht es nicht.« Seine Stimme klang kalt und harsch, als müsste er sich beherrschen, um nicht wütend loszubrüllen.
    »Ach nein?«, fragte meine Mom. »Das ist diese Woche der erste Abend, an dem du zu Hause bist. Es würde mich nicht wundern, wenn ihre Albträume durch die fehlende Vaterfigur ausgelöst werden.«
    »Das ist doch lächerlich. Komm mir nicht mit diesem Psychoquatsch, Diane.«
    »Ich versuche nur eine Lösung zu finden«, sagte Mom müde. »Ihr Lehrer wurde ermordet, da mache ich mir eben Sorgen. Es wäre kein Wunder, wenn sie dadurch wieder Albträume bekommt. Wir sollten noch einmal einen Termin bei Dr. Niles für sie machen.«
    Offenbar hatte sie vollkommen vergessen, was ich ihr am Morgen gesagt hatte. Am liebsten hätte ich allen beiden meine Spaghetti ins Gesicht geschleudert und geschrien: Hallo! Ich sitze auch hier! Wäre ich nicht so wütend gewesen, hätte ich darüber lachen müssen, dass sie meinetwegen stritten, während ich direkt neben ihnen saß. Wenn sie meine Anwesenheit so ignorierten, wurde deutlich, dass ihnen ihr Streit viel wichtiger war als meine psychische Gesundheit.
    Mein Dad schnaubte. »Wenn du das für notwendig hältst.«
    »Es gibt viele Dinge, die ich für notwendig halte.«
    »Was soll denn das schon wieder heißen?«
    Sie starrte ihn an. »Du weißt genau, was das heißt.«
    »Hör auf mit den Ratespielchen.«
    An einem Abend wie diesem wünschte ich mir einen Hund. Dann hätte ich eine Entschuldigung gehabt, das Haus zu verlassen und spazieren zu gehen. Hauptsache ein Grund, verschwinden zu können.
    »Du bist nie zu Hause, und wenn du da bist, tust du nichts, als herumzuschreien«, warf Mom ihm vor. »Ich habe Angst vor dir, wenn du abends nach Hause kommst. Elisabeth ebenfalls. Es würde mich nicht wundern, wenn ihre Albträume davon kommen, dass du sie all die Jahre wegen jeder Kleinigkeit angebrüllt hast. Hier geht es nicht um dich und mich, Rick – hier geht es darum, wie du deine Tochter behandelst.«

    Ich konnte es nicht länger ertragen. Ich stand vom Tisch auf und brachte meinen Teller in die Küche. Dabei versuchte ich, die aufgebrachte Antwort meines Vaters zu überhören. Alle Eltern stritten sich – so etwas passiert in jeder Beziehung –, aber Eltern sollten nicht vor ihren Kindern streiten. Meine
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